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«Wer fremd ist, muss sich anpassen»

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«Es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, Französisch zu sprechen», sagt Gerardina Finelli. Auch wenn sie nach kurzer Zeit alles verstanden habe, sei es ihr unangenehm gewesen, wenn die Leute über ihre Fehler gelacht hätten.

Das ist jetzt 16 Jahre her. So lange lebt Gerardina Finelli in der Schweiz, seit einigen Monaten besitzt sie den Schweizer Pass. Sie spricht jetzt fliessend Französisch, der italienische Akzent ist allerdings nicht zu überhören. Und das italienische Temperament nicht zu übersehen: Sie gestikuliert, wenn sie spricht, ihre Mimik ist lebhaft und ihr Humor ansteckend.

Wegen der Liebe

Die Liebe hat die 42-Jährige vom Süden Italiens in die Schweiz geführt. Ihr heutiger Ehemann, auch ein Italiener, lebte bereits in der Schweiz. In den Ferien ging er zurück nach Italien und lernte Gerardina Finelli kennen. Sie folgte ihm. Sie heirateten vor 16 Jahren in der Kathedrale in Freiburg, zwei Jahre später wurde die Tochter Elisa geboren. «E bella», sagt Finelli, wenn sie von der Tochter spricht, strahlt und zeigt stolz ein Foto.

«Vor etwa drei Jahren entschieden wir, ein Einbürgerungsgesuch zu stellen. Wir sehen unsere Zukunft in der Schweiz.» Die Familie lebt in der Stadt Freiburg, Gerardina Finelli arbeitet als Raumpflegerin an der Universität Miséricorde und stellt sich Schweizern meist als Géraldine vor.

Freundin hat geholfen

Das aufwendige Einbürgerungsverfahren hat Zeit und Geduld erfordert. Gerardina Finelli war froh, auf die Hilfe der befreundeten Studentin Manuela Bächler zählen zu können, die früher auf ihre Tochter aufgepasst und später am selben Ort gearbeitet hat. «Manuela hat uns geholfen, wenn wir nicht sicher waren, ob wir die Briefe und Formulare richtig verstanden hatten», sagt sie. «Sie hat uns deutsche Texte ins Französische übersetzt und uns beim Schreiben von Briefen geholfen», so Finelli. «Sie ist eine wahre Freundin, und das sage ich jetzt nicht nur, weil sie hier ist», sagt Finelli und zwinkert Manuela Bächler zu.

«Es war nicht einfach herauszufinden, wo alle nötigen Papiere sind», sagt Manuela Bächler. Die Finellis mussten beispielsweise ihre Geburtsurkunden und jene ihrer Eltern liefern. Auch Unterlagen wie den Strafregisterauszug mussten sie an den Bund schicken.

 «Für die Einbürgerung beim Kanton und der Gemeinde mussten wir dann vieles lernen, das war gar nicht einfach», erzählt Finelli. Sie habe seit der Sekundarschule nicht mehr büffeln müssen, deshalb sei ihr das Auswendiglernen schwergefallen. «Das politische System der Schweiz habe ich zuerst überhaupt nicht verstanden.» Auch da habe ihr die Freundin geholfen. «Sie hat mir erklärt, wie ich gewisse Dinge aussprechen muss, zum Beispiel die Namen der Staatsräte.» Vor der Befragung durch die Einbürgerungskommission sei sie sehr aufgeregt gewesen. «Wie vor einer Prüfung.» Sie habe sich aber nie Sorgen gemacht, dass die Einbürgerung nicht gelingen würde. «Und als die Kommission uns sagte, dass wir die Fragen gut beantwortet hätten, war ich sicher, dass wir es geschafft hatten.»

Zum Abschluss des Verfahrens gab es einen offiziellen Empfang in Romont, mit vielen anderen, die sich einbürgern liessen. Staatsrätin Marie Garnier war anwesend. «Das war sehr berührend», sagt Finelli.

 Stark verändert habe sich ihr Leben jetzt nicht, doch sie sei stolz, Schweizerin zu sein, sagt sie und zieht den roten Pass aus ihrer Handtasche. «So hässlich bin ich aber nicht», ruft sie aus, als sie den Pass öffnet und auf das Bild zeigt. Sie lacht lauthals. «Dieser Fotoautomat war schrecklich.»

Bereits abgestimmt

Sie freue sich darüber, abstimmen zu können. «Ich kann jetzt meine Meinung sagen, und ich könnte mich sogar auf eine Wahlliste setzen lassen.» An der Abstimmung im November habe sie jedenfalls bereits teilgenommen.

«Eigentlich fühlst du dich aber schon lange als Schweizerin», sagt Manuela Bächler zu ihrer Freundin. «Oder könntest du noch in Italien arbeiten?»–«Nein», ruft Finelli gespielt entrüstet aus. Um dann anzufügen: «Wenn man fremd ist in einem Land, muss man sich anpassen. Wir haben unsere Traditionen, aber wir respektieren das Schweizerische und haben uns stark daran gewöhnt.» Die Sprache sei sehr wichtig gewesen für die Integration. «Hätte ich Deutsch lernen müssen, hätte ich auch das gelernt», sagt sie. «Ich weiss zumindest, dass man in Zürich ‹Grüezi› sagt und in Bern ‹Grüessech›.»

 Neuanfang: Zum Jahresauftakt porträtieren die FN Menschen, die sich beruflich oder privat verändert haben und einen Neuanfang machen.

«Das politische System der Schweiz habe ich zuerst überhaupt nicht verstanden.»

Gerardina Finelli

Frischgebackene Schweizerin

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