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Wie der Gesägte Tüpfelfarn nach Plasselb kam

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mit Titeln dieser Art beginnen meistens Märchen. Ich wollte damit etwas Spannung aufbauen, da diese Kolumne von einer Farnart handelt. Die durchschnittliche Leserin, der durchschnittliche Leser findet diese Pflanzengruppe – ich habe es in den Freiburger Nachrichten bereits erwähnt – wohl eher unscheinbar, um nicht zu sagen langweilig. Ich behaupte immer noch, dass dies nur auf den ersten Blick so ist. Aber fangen wir von vorne an: In der Schweiz sind drei Arten der Tüpfelfarnen bekannt. Im Kanton Freiburg kannte man bis vor Kurzem einzig den Gemeinen Tüpfelfarn, der recht häufig ist und der auch als Engelsüss bezeichnet wird. Der Grund für diese Bezeichnung liegt in der Tatsache, dass die Rhizome dieser Art aufgrund eines hohen Anteils an Zucker einen süssen Geschmack haben und deshalb in der Volksmedizin als Heilmittel benutzt wurden.

Die zweite Art, die auch in Freiburg vorkommt, der Gesägte Tüpfelfarn (Polypodium interjectum), auch Mittlerer Tüpfelfarn genannt, war hingegen noch vor 25 Jahren in unserem Kanton überhaupt nicht bekannt. Wie bei anderen Farnpflanzen braucht es nämlich etwas Erfahrung, um diese seltene Art im Feld zu erkennen. Seine Blätter sind grösser und breiter als beim Gemeinen Tüpfelfarn und die Pflanzen sind sehr gesellig und formen dichte und meistens grossflächige Populationen. Es überrascht deshalb doch, dass die ersten Freiburger Exemplare dieser Art erst im Jahr 2000 an den felsigen Hängen am Neuenburgersee bei Châbles gefunden wurden. Viel später – erst in den letzten drei Jahren – hat dann meine Forschungsgruppe am Botanischen Garten der Universität Freiburg intensive Felduntersuchungen durchgeführt und die Art bis heute an mehr als 15 weiteren Fundorten nachgewiesen. Die überwiegende Mehrheit dieser Populationen wächst im wärmeren Westen des Kantons Freiburg. Laut den Literaturquellen gedeiht diese Art nämlich hauptsächlich in tieferen Lagen um 600 m ü. M. und meistens in milden Lagen. Ökologisch gesehen besitzt dieser Farn eigentlich die typischen Merkmale einer Mittelmeerpflanze. Anders als die Mehrheit der Schweizer Pflanzen zieht sie sich im Sommer komplett zurück (als Schutz gegen Hitze und Dürre des Mittelmeerklimas). Im Juni beispielsweise sucht man die Pflanze vergeblich, da ihre Blätter im Sommer verwelken und gänzlich verschwinden. Die Pflanzen entfalten ihre Blätter aus den Rhizomen erst im Herbst und bilden und breiten ihre Sporen mitten im Winter aus!

Gesägter Tüpfelfarn (Polypodium interjectum) im Plasselbschlund.
Bild: zvg

All dies passte also mit der Verbreitung gut zusammen… Bis ich an einem Wintertag eine kleine, aber schöne Gruppe dieser Art im Plasselbschlund gefunden habe. Es war eine Überraschung, diese Pflanzen an einem kühlen und schattigen Felsblock am Ufer der Ärgera zu finden, fast auf 900 m ü. M. Diese Ecke des Sensebezirks zeichnet sich nicht durch ein mildes Klima aus. Wie kam also der Gesägte Tüpfelfarn nach Plasselb? Na ja, eine Sache ist klar: mit den Sporen. Es wurde bewiesen, dass sich Farnpflanzen mit ihren winzigen Sporen mit dem Wind Hunderte oder sogar Tausende Kilometer verbreiten können. Nun stellt sich aber die Frage: Wie kam es dazu, dass diese Art hier keimen und sich in dieser kalten Gegend dauerhaft etablieren konnte? Ich vermute, dass einige der Leserinnen und Leser hier an den Klimawandel denken. Das könnte sicherlich eine der plausibelsten Erklärungen sein. Der Plasselbschlund ist vielleicht heute nicht mehr so kalt, wie er es früher war. Nach der Entdeckung im Plasselbschlund habe ich bei meinen Inventaren die Augen offen gehalten und konnte zwei weitere Funde im Sensebezirk machen, und zwar bei Giffers und Tafers. Alle diese isolierten Gruppen sind sehr klein im Vergleich mit den enormen Populationen im Westen des Kantons. Es könnte also sein, dass sie sich erst seit ein paar Jahren oder Jahrzehnten bei uns ansiedeln und sich ihr Vorkommen weiter ausbreitet. Unabhängig davon, ob der Gesägte Tüpfelfarn altansässig oder ein Neuankömmling ist – er ist ohne Zweifel eine schöne und wichtige Bereicherung der Sensler Flora.

Gregor Kozlowski wohnt in Ueberstorf und ist Professor für Biologie und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Freiburg. Er ist Mitglied einer FN-Autorengruppe, die naturwissenschaftliche Themen bearbeitet.

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