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Wieder da

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

 

Meine letzte Kolumne schrieb ich am Samstag vor dem Shutdown. Keine zehn Tage später hatte ich den ersten Lagerkoller und musste eine grosse Runde draussen drehen. Welch ein Erlebnis, durch die absolut leere Stadt zu laufen, kein Flugzeug am Himmel, kristallklare Luft, kein Strassenverkehr. Als in der Unterstadt ein einsames Auto an mir vorbeifuhr, empfand ich dessen Abgase regelrecht als ungehörigen Gestank. Nachts ein neues Schlafgefühl: die totale Stille selbst bei offenem Fenster. Kein Lärm von vorbeizischenden Zügen oder grölenden Kneipen- und Diskobesuchern. Das Leben im Slowdown … Naja – fast. Denn sowohl Online-Meetings als auch Papierkram nahmen drastisch zu. Sehr erstaunlich – und dann auch wieder nicht – war die Tatsache, dass Online-Meetings viel anstrengender sind als «echte» Diskussionsrunden. Das liegt an der Anspannung, ob die Technik bei allen klappen wird, an dem eng gesteckten Rhythmus der Meetings und auch daran, dass man die Körpersprache der anderen, wenn überhaupt, nur sehr reduziert am Bildschirm sieht und kaum interpretieren kann. Typische Dialoge zu Beginn einer jeden Online-Konferenz: «Bei euch alle gesund?» «So, wir warten noch, bis alle da sind.» «Könnt ihr mich hören und sehen?» «Seht ihr meinen Bildschirm?» «Und jetzt?» «Mikrofon anschalten!» «Die Verbindung ist schlecht, ich geh nochmal raus und rein.» Und bei der Verabschiedung winkt man dann wie die Teletubbies in die Kamera. Dreimal täglich die welt- weiten Infektionszahlen verfolgen, wie sich die Pandemie kreuz und quer über die Welt fortpflanzte. Überall wochenwellenförmige Anstiege – ausser in Weiss­russland – da stimmt was nicht! Bis auf den wöchentlichen Grosseinkauf immer zu Hause.

 

Seit dem 11.  Mai, und erst recht seit dem 8.  Juni, sind wir aber endlich wieder da – mit allen Sinnen. Das Auge sieht Menschenmengen in der Stadt, Menschen, die sich nach dreimonatiger Wartezeit wieder auf der Strasse treffen und gleich mal innig umarmen, sieht ungeduldige Männer auf der Rolltreppe an einer älteren Dame mit Maske vorbeidrängeln, sieht gut gefüllte WC-Papier-Regale in den Geschäften und fröhlich lachende Kinder in engen Trupps die Gehwege einnehmen. Die Nase nimmt die Autoabgase wieder wahr, riecht die frittierölgeschwängerte Abluft der Restaurants, aber auch den Duft von frischem Brot beim Bäcker, der endlich wieder das gesamte Sortiment führt. Das Ohr hört ab und an wieder ein Flugzeug, hauptsächlich aber den Strassenverkehr. Dabei vor allem die von testosterongesteuerten Männern gefahrenen, hochgetunten Autos oder Motorräder. Offenbar haben im Shutdown sehr viele an ihren Auspuffanlagen herumgebastelt und leben dieses lautstarke Hobby nun in der Innenstadt rücksichtslos aus. Hier wäre doch mal eine akustische Blitzanlage angebracht, um die strapazierten Kantonskassen aufzubessern – da käme richtig etwas zusammen. Den Fahrern sei gesagt, dass Frauen überhaupt nicht auf diesen Lärm stehen. Im Gegenteil, bei solchen Typen geht Frau gerne auf Abstand – genau richtig in dieser Zeit. Maske, Abstand und Hygienemassnahmen sind das Mindestmass an Verantwortung, die jeder problemlos übernehmen kann, um dem Coronavirus Einhalt zu bieten. Ohrstöpsel mildern leider nur die Symptome, nicht aber die Ursache des ungebeten Motor-Tuning-Virus. Ich hoffe sehr, dass beide Viren schnell verschwinden, und übe mich solange in Vorsicht vor Corona und Verachtung für die Tuner!

Katharina M. Fromm wohnt in Freiburg und ist seit 2006 Professorin für Chemie an der Universität Freiburg. Sie ist Mit- glied einer FN-Autoren-Gruppe, die mo- natlich frei gewählte Themen bearbeitet.

 

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