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«Wir an der Basis müssen den Bischöfen Mut machen zu rebellieren»

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Autor: irmgard Lehmann

Prominente Katholiken und Christen aus der ganzen Schweiz rufen zu einer nationalen Demonstration diesen Sonntag in Luzern auf. Mit dabei sind u. a. Freiburger Professoren. Sie treten ein für eine Kirche, die sich auf der Basis des II. Vatikanischen Konzils und der Synode 72 weiterentwickelt und fordern Mitbestimmung, die Gleichberechtigung der Frauen und den Dialog innerhalb der Kirche.

Ende Januar wurde von Deutschland aus ebenfalls eine Petition gestartet, die bereits 20 000 Unterschriften eingebracht hat.

Auch Irene Dias-Küng aus Düdingen hat unterschrieben, und auch sie wird an der Kundgebung am Sonntag in Luzern teilnehmen. Im Gespräch mit den FN sagt sie warum.

Was hat die Aufhebung der Exkommunikation bei Ihnen ausgelöst?

Ich konnte es nicht verstehen, wie sich der Papst um eine kleine Anzahl Erzreaktionäre mit allen Mitteln bemüht – zumal er ihnen ja schon die Wiedereinführung der lateinischen Messe zugestanden hat – und in Kauf nimmt, damit Millionen von Katholiken zu brüskieren und sogar zum Austritt aus der Kirche zu motivieren.

Natürlich war das nicht so gedacht, aber was haben die Leute in Rom überhaupt dabei gedacht?

Und Wochen zuvor wurde ja auch die Gemeinschaftsbeichte aufgehoben – wie denken Sie darüber?

Es ist ein ständiges Wegdriften von einer weltoffenen Kirche, wie sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von 1964 im Entstehen begriffen war. Mit Bedacht wird hier versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen.

Welcher moderne Mensch kann sich denn heute noch vorstellen, in einem engen Beichtstuhl einem anonymen Gegenüber seine Sünden zu bekennen? Ein Gespräch mit einem Priester wäre da sicher eine grossartige Alternative. Nur dazu braucht es Zeit, und welcher Pfarrer hat die heute noch?

Und da die Frauen keine Sakramente spenden können, gibt es auch hier keine Alternative. Ich sehe wirk-lich schwarz für die katholische Kirche, wie sie heute dasteht.

Man hat den Eindruck, dass dem Papst nur noch der «kleine Rest» wichtig ist, ihm aber alle liberalen Gläubigen egal sind.

Es zeigt ganz offensichtlich, dass Papst Benedikt die Erneuerungen der Kirche in den letzten fünfzig Jahren eine nach der andern in Frage stellt und abschaffen will.

Und das wohl mit verheerenden Auswirkungen?

Resignation und Austritte werden für viele Katholiken die logische Folge sein. Irgendwann verlieren viele die Hoffnung auf eine weltoffene den Menschen zugewandte Kirchenleitung.

Morgen Sonntag nehmen Sie an der Demonstration in Luzern teil. Warum?

Weil ich gerade diese Hoffnung noch nicht aufgegeben habe und weil diese Kirche eine Art geistige Heimat ist, auch wenn ich längst nicht überall zustimmen kann.

Ich denke, dass eine solche öffentliche Kundgebung unseren Bischöfen Mut machen kann, um neue Wege zu gehen, auf die Menschen zu, ihre Bedürfnisse kennenzulernen. Und Gottes Menschenfreundlichkeit nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben.

Wir an der Basis müssen den Bischöfen Mut machen kann, zu rebellieren.

Eine Erneuerung wäre möglich. Immer wieder gibt es Beispiele dafür auf der ganzen Welt, nur sind die Strukturen der katholischen Kirche besonders resistent dagegen.

Was müsste denn geändert werden?

Die absolutistische Leitung der Kirche durch einen einzigen Mann, der alle Macht hat, kein Parlament und keine Rechtsinstanz als Gegengewicht hat: das müsste meiner Meinung nach grundlegend geändert werden.

Was hätte wohl Jesus am Platz des Papstes getan? Was also ist aus seiner Botschaft, seiner Art mit Menschen umzugehen, geworden?

Ihr Bruder Hans Küng gilt als wichtiges Sprachrohr der fortschrittlichen Katholiken. Mit ihm pflegen Sie einen regen Kontakt. Wie steht er zur Krise?

Er hat sich seit dem Amtsantritt von Papst Benedikt, der einst Kollege war, sehr zurückgehalten. In den vergangenen Jahren hat er sich vorab für den interreligiösen Dialog und die Verbreitung des Gedankens des Weltethos in Schulen und in der Politik engagiert.

Bei der allgemeinen grossen Empörung über die Neuigkeiten aus Rom haben sich natürlich die Medien wieder auf ihn gestürzt. In einem Artikel im «Tages-Anzeiger» (31.1.2009) hat er einmal mehr Vorschläge zur Bewältigung der Krise vorgelegt. Ob sie in Rom Gehör finden, ist aber mehr als fragwürdig.

Mit der öffentlichen Kritik haben die deutsche Bischofskonferenz und andere Kardinäle und Bischöfe ja schon ein erstes Zeichen gesetzt.

Ja und das hat mich sehr gefreut. Ist es meines Wissens nämlich das erste Mal, dass Bischöfe es wagen, die Politik in Rom öffentlich in Frage zu stellen.

Wo stehen Sie als gläubige Katholikin?

(zögert …) Ich bin keine Vorzeigekatholikin. Obwohl ich mit vielem nicht einverstanden bin, wünsche ich mir, dass die Institution Kirche weiterlebt. Im Innersten bin ich von den Werten, die uns Jesus vermittelt hat, überzeugt und möchte, dass sie unseren Kindern weitergegeben werden.

Der Glaube hat mir persönlich viel gebracht. Nach einigen Engagements in der Kirche habe ich aber resigniert, da sich ja doch nichts ändern liess. Der Glaube ist mir wichtiger als die Institution Kirche. Aber egal ist es mir nicht, was aus ihr wird, daher mein Entschluss, nach Luzern zu fahren.

Luzern, öffentliche Demonstration vor der Jesuitenkirche (Nähe Bahnhof): Sonntag, 8. März 2009, 14.00 bis 16.00 Uhr.

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