«Wir sind unter grossem Zeitdruck»
Staatsrat will Poyaprojekt am 24. September zur Volksabstimmung bringen
Der Grosse Rat wird sich im Juni mit dem 58-Mio.-Baukredit für das Poyaprojekt befassen. Die Zeit drängt, denn der Baubeginn muss vor Ende 2008 erfolgen. Ansonsten verfallen die Bundessubventionen aus dem Infrastrukturfonds.
Von JEAN-LUC BRÜLHART
Seit Jahrzehnten ist die Rede von einer neuen Saaneüberquerung im Norden der Stadt Freiburg, nun wird es konkret: Im Juni präsentiert der Staatsrat dem Kantonsparlament die Vorlage zum Baukredit des Poyaprojektes. Es geht um eine Beteiligung von 58 Millionen Franken.
Dass es vorwärts geht, hat seinen Grund: Der Bund hält seine Subvention von 60 Millionen Franken nur aufrecht, wenn der Baubeginn der Poyabrücke noch vor Ende 2008 erfolgt (siehe Kasten). «Wir sind unter grossem Zeitdruck», räumte Baudirektor Beat Vonlanthen deshalb am Montag gegenüber den Medien ein.
Zwei Teilprojekte
Das Poyaprojekt besteht aus den zwei Teilprojekten Poyabrücke und Ausbau der Murtenstrasse auf vier Spuren. Die Kosten der Brücke inklusive Verbindungstunnel belaufen sich auf 110 Millionen Franken, diejenigen für die Murtenstrasse auf zehn Millionen Franken.
Damit verfolgt der Kanton drei Ziele: das Burgquartier entlasten, die Verbindung zwischen dem rechten Saaneufer und der Autobahneinfahrt A 12 verbessern und den öffentlichen Verkehr fördern. Nach Eröffnung der Poyabrücke wird die Zähringerbrücke nur noch dem öffentlichen Verkehr, den Radfahrern und Fussgängern offen sein. Heute benützen 25 000 Fahrzeuge die Brücke.
Nach der öffentlichen Auflage des Poyaprojektes waren 76 Einsprachen und Bemerkungen eingegangen. Die meisten von Privaten (61), aber auch von den Gemeinden Granges-Paccot, Tafers, Givisiez und Villars-sur-Glâne. Auch wenn diese noch nicht alle bereinigt sind und zusätzliche Studien in Auftrag sind, werden sich der Grosse Rat und voraussichtlich das Volk mit dem Baukredit befassen. «Wir müssen vorwärtsmachen», so die Devise des Baudirektors. Er glaubt nicht, dass Einsprachen das Projekt verzögern. «Eine Verzögerung liegt wegen des knappen Zeitplans nicht drin.»
Nachhaltigkeit garantiert
Er mache sich keine Sorgen bezüglich der kantonalen Beteiligung von 58 Millionen Franken, sagte Finanzdirektor Claude Lässer. «Je höher der Baukredit, umso weniger ist er umstritten», schmunzelte er. Aber was geschieht, wenn die Bundessubvention nicht erfolgt? «Dann verfällt die Vorlage.»
Staatsratspräsident Claude Grandjean betonte, dass das Poyaprojekt den drei Grundsätzen der Nachhaltigkeit entspreche: Die Luftverschmutzung wird im historischen Zentrum der Stadt verringert (Umwelt), die Mobilität wird weiterhin garantiert (Soziales) und das kantonale Zentrum erhält eine bessere Zufahrt und wird dadurch attraktiver (Wirtschaft). «Strasseninfrastruktur ist das Schlüsselelement für die wirtschaftliche Entwicklung», ist Grandjean überzeugt.
www.pont-poya.ch
Der Zeitplan
Die Vorlage für den Baukredit für die Poyabrücke und die vierspurige Murtenstrasse soll in der Juni-Session vor den Grossen Rat, am 24. September 2006 ist dann die Volksabstimmung vorgesehen.
Wird die Vorlage angenommen, so sind während zwei Jahren Vorbereitungsarbeiten geplant, bevor in der zweiten Hälfte 2008 der Baubeginn erfolgt – zuerst für die Murtenstrasse und dann für die Poyabrücke.
Der Kanton rechnet damit, die Murtenstrasse Anfang 2011 und die Poyabrücke Ende 2012 für den Verkehr freizugeben. jlb
Der Infrastrukturfonds
Das Poyaprojekt wurde vom Bundesrat im Infrastrukturfonds für dringende und baureife Projekte des Agglomerations-Verkehrs aufgenommen. Deshalb beteiligt sich der Bund mit 60 Millionen Franken am Projekt – was die Hälfte des Gesamtkredits des Poyaprojektes ausmacht.
Der Ständerat hat den Bundesbeschluss bereits einstimmig verabschiedet. Weil aber der Nationalrat das Geschäft frühestens in der Sommer-Session behandelt, ist die Subvention noch nicht definitiv. Staatsrat Beat Vonlanthen glaubt aber nicht, dass der Nationalrat den Infrastrukturfonds ablehnt, «denn zu viele Kantone profitieren davon». Das formelle Subventionsgesuch des Kantons an den Bund kann erst erfolgen, wenn der kan-tonale Anteil gesichert ist, das heisst nach der Annahme durch das Volk.
Im Bundesbeschluss sind für das Poyaprojekt 67,5 Millionen Franken festgehalten. In der Zwischenzeit wurden die Kosten für das Projekt auf 120 Mio. Fr. (und die Subvention somit auf 60 Mio. Fr.) berechnet. jlb