Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Wir werden überleben»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Für viele Musikfreunde aus der ganzen Schweiz beginnt der Festivalsommer jeweils in Düdingen: mit der Bad-Bonn-Kilbi, die zwischen Ende Mai und Anfang Juni den Start in den Sommer markiert. An diesem Wochenende hätte die Kilbi zum 30. Mal stattfinden sollen, wenn da nicht die Corona-Pandemie wäre. Wie alle anderen Festivals ist auch die Bad-Bonn-Kilbi abgesagt. Die FN haben mit Gründer und Programmchef Daniel Fontana über das verpasste Festival, über seine Gemütslage und über die Zukunft gesprochen.

Daniel Fontana, vor gut zwei Monaten mussten Sie die diesjährige Bad-Bonn-Kilbi definitiv absagen. Wie fühlen Sie sich jetzt, in diesen Tagen, in denen das Festival stattgefunden hätte?

Ich fühle mich gut, die Absage hatte sich ja schon länger abgezeichnet. Aber ich spüre eine gewisse Wehmut von Leuten, die sich auf die Kilbi gefreut hatten. Einige von ihnen werden vielleicht in diesen Tagen trotzdem hier im Dorf Düdingen und im Bad Bonn vorbeikommen. Ich bin auf jeden Fall da, werde mich ein bisschen langweilen, den Hühnern zuschauen, Erdbeeren und Bratwürste essen und Bier oder etwas anderes trinken. Dazu werden wir die Musik laut abspielen, die am Festival zu hören gewesen wäre. Ein Programm haben wir nicht vorgesehen: Wir respektieren die behördlichen Weisungen und nehmen unsere Verantwortung wahr.

Gibt es Höhepunkte aus dem Programm, um die es Ihnen besonders leidtut?

Nein, ich kann keine einzelne Band nennen. So funktioniert die Kilbi nicht. Uns geht es immer um das Gesamt­paket, um diese einzigartige Stimmung. Dazu tragen die Bands ebenso bei wie das Pu­blikum und die freiwilligen Helferinnen und Helfer. Musikalisch sind die Sensler und Freiburger Bands ein ebenso wichtiger Teil des Bad Bonn wie die Entdeckungen aus den internationalen Metropolen.

Können Sie die finanziellen Konsequenzen der Absage bereits absehen?

Nein, dazu ist es zu früh. Wir haben ja die spezielle Situation, dass es nicht nur um das Festival geht, sondern dass wir den Gewinn aus der Kilbi auch dafür brauchen, um das ganzjährige Konzertprogramm im Lokal zu finanzieren, etwa hundert Veranstaltungen im Jahr. Was ich sagen kann, ist, dass wir bis jetzt viel Unterstützung spüren, nicht nur von der Politik, sondern auch von den Leuten, die Tickets gekauft hatten und die uns nun mit Spenden helfen. Wir werden überleben, und wir sind nächstes Jahr wieder am Start!

Denken Sie auch an die Möglichkeit, dass, je nach Entwicklung der Pandemie, vielleicht auch in einem Jahr noch keine Grossveranstaltungen erlaubt sein werden?

Ja, das wäre tatsächlich möglich. Die Situation für die Organisatoren von Grossveranstaltungen ist sehr schwierig. Alles ist in der Schwebe, wir haben keine Anhaltspunkte, keine Perspektive. Für uns geht es jetzt erst einmal darum, 2020 abzuschliessen und im Herbst und Winter die Lage neu zu analysieren. Für die Vorbereitung der Kilbi 2021 bedeutet das, dass ich zurückhaltender bin als sonst. Es ist eine Mischung aus ein bisschen pokern und notfalls wieder bremsen. Dabei kommt von der Musik-Industrie, den Managements und Agenturen ziemlich viel Druck, weil sie unbedingt Auftrittsmöglichkeiten sichern wollen. Man merkt, dass das Milieu angeschlagen ist.

Ab diesem Samstag sind Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen wieder erlaubt. Eine gute Nachricht für das Konzertlokal Bad Bonn?

Es ist grundsätzlich eine gute Nachricht, dass kulturelle Veranstaltungen wieder möglich sind. Allerdings bleibt die Lage schwierig. Ein Punk-Konzert mit Abstandsregeln funktioniert nicht, höchstens ausnahmsweise als Gag oder Performance. Das bedeutet nicht, dass wir nicht weiterhin Konzerte oder Lesungen veranstalten werden, bei denen das Pu­blikum sitzt. Es sollte jetzt kein Wettrennen darum geben, wer als Erstes wieder Konzerte organisiert. Wer will und kann, soll es machen, und wir sollten es einander gönnen. Was es braucht, sind überraschende Programmideen. Und es braucht Solidarität und Demut, nicht Wettstreit und Eitel­keiten.

Das klingt schon fast philosophisch …

Stimmt, ich konnte in den letzten Wochen ziemlich herunterfahren und mir viele Gedanken machen. Ich habe gemerkt, wie vieles Routine geworden ist, auch, wenn man es gerne macht. Und dann ist die Routine plötzlich weg, nichts ist mehr gegeben, und täglich stellen sich neue Fragen. Die Karten werden völlig neu gemischt; das kann auch spannend sein.

«Wer wirklich etwas machen will, der wird das auch nach der Krise tun.»

Es gibt Stimmen, die von einer längst fälligen Bereinigung eines Überangebots an Kultur- und Freizeitaktivitäten sprechen. Sehen Sie das auch so?

Es ist natürlich schade um jeden Veranstalter, der aufgeben muss, und um jeden Arbeitsplatz, der verloren geht. Aber ich habe keine Angst, dass jetzt einfach alles verschwinden wird. Wer wirklich etwas machen will und wirklich etwas zu sagen hat, der wird das auch nach der Krise tun. Was ich gefährlich finde, ist die Tendenz, dass die Kultur zum Wettkampf wird, jetzt vielleicht noch mehr als vorher. Für mich geht es in der Kultur darum, zu tun, was man will und was man wichtig findet. Die Essenz von Kultur ist nicht, etwas für irgendjemanden zu machen, sondern es sowieso zu machen. Ich mache meinen Blödsinn auch gerne ohne Publikum.

Auf die meisten kulturellen Angebote mussten die Leute nun lange verzichten, manches wird noch länger fehlen. Denken Sie, dass die Krise die Konsumgewohnheiten verändern wird, dass die Menschen das grosse Angebot vielleicht wieder mehr zu schätzen wissen?

Da bin ich eher skeptisch. Die Leute – und ich selbst – werden wieder und vielleicht eher noch mehr konsumieren wollen. So funktionieren wir einfach. Das Leben ist ein Schaulaufen. Da bräuchte es mehr Abstand und Zurückhaltung: wie beim Leiterlispiel, ab und zu mal eine Runde aussetzen. Der Leistungsdruck ist heute überall, das beginnt schon in der Schule. Um das zu ändern, brauchen wir eine grundlegende Systemänderung, wir brauchen das bedingungslose Grundeinkommen. Ich wünsche mir eine Welt, in der die Menschen einfach das Leben geniessen und nichts tun wegen dem, was die anderen tun oder denken, – und in der die Fantasie mehr Raum hat.

Kann die Kultur dazu etwas beitragen?

Auch in der Kultur gibt es Konkurrenzkampf und Leistungsdenken. Aber Kulturschaffende können und sollten versuchen, ein Gleichgewicht zwischen Leistung und Kreativität zu finden. Kunst sollte immer spielerisch sein und Spass machen. Darum geht es doch: sich nicht allzu ernst zu nehmen, ein bisschen Kind zu bleiben und dem Humor eine Chance zu geben.

Die FN lassen den abgesagten Festivalsommer trotzdem stattfinden und geben den Veranstaltern im Verlauf des Sommers das Wort.

Zahlen und Fakten

Immer in Rekordzeit ausverkauft

Die Bad-Bonn-Kilbi findet seit 1991 jährlich beim Konzert­lokal Bad Bonn in Düdingen statt. Das Festival ist bekannt für sein eher alternatives und experimentelles Programm. Angefangen hat es als kleines Festival mit Bands aus der Region. Heute treten an den drei Festivaltagen – immer Ende Mai oder Anfang Juni – lokale, nationale und internationale Künstler auf. Das Publikum kommt aus der ganzen Schweiz. Und es hält dem Festival die Treue: Die Kilbi, die jeweils rund 9000 Besucherinnen und Besucher anlockt, ist stets innert kürzester Zeit ausverkauft.

Ein Rückblick auf die Ausgabe 2019:

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema