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«Wir wollen auch eine Spezialisierung»

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In einem Postulat hatten die Grossräte Laurent Dietrich (CVP, Freiburg) und Sabrina Fellmann (ehemalig, SP, Cormérod) 2016 geschrieben, der Kanton Freiburg sei von einer Deindustrialisierung betroffen: Firmen entlassen Personal, schliessen oder ziehen aus Freiburg weg.

Stimmt nicht, sagt nun Jerry Krattiger, Direktor der Freiburger Wirtschaftsförderung. Man habe die Aussage aus dem Postulat analysiert und festgestellt, dass die Industrie im Kanton nichts an Boden verloren habe und auch bezüglich Stellen stabil sei. «Freiburg hat sich automatisiert, robotisiert, aber sicher nicht deindustrialisiert.»

Die Wirtschaftsförderung hat als Folge des Postulats das ganze Wirtschaftsgefüge des Kantons unter die Lupe genommen und daraus eine neue Wirtschaftsförderungsstrategie erarbeitet. Die Analyse wie auch die Strategie sind gestern den Medien vorgestellt worden. Volkswirtschaftsdirektor Olivier Curty (CVP) sagte, der Staatsrat habe mehr gewollt, als nur das Postulat zu beantworten: «Wir brauchen eine langfristige Vision.»

Drei Achsen

Die neue Strategie der Freiburger Wirtschaftsförderung stützt sich auf drei Achsen: auf die Förderung der Branchenvielfalt, auf die Biowirtschaft und auf die Industrie 4.0.

«Die Freiburger Wirtschaft zeichnet sich bereits heute durch ihre Vielfalt aus», so Curty. «Sie erlaubt es uns, Krisen besser zu bewältigen, was uns gerade jetzt zugutekommt.» Deshalb sieht die Wirtschaftsförderung vor, bestehende Firmen zu unterstützen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Basis dafür sei das revidierte Wirtschaftsförderungsgesetz von 2019. «Aber Vielfalt alleine reicht nicht», so Curty weiter. «Wir wollen auch eine Spezialisierung.» Diese Spezialisierung habe man nun in den Bereichen Biowirtschaft und Industrie 4.0 gefunden.

Biowirtschaft reicht weit

Zur Biowirtschaft gehört gemäss Curty die Produktion von Lebens- oder Futtermitteln. Bioressourcen reichen aber viel weiter: bis zur Herstellung von Kosmetika, Baumaterialien und Energie. Auch Dienstleistungen gehören dazu. Rund 30  Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) sowie 36 Prozent der Stellen im Kanton seien der Biowirtschaft zuzuordnen, sagte Curty. «Die Corona-Pandemie hat die Widerstandsfähigkeit dieser Branche unter Beweis gestellt. Sie ist nicht sehr abhängig von aussen und hat gute Entwicklungsperspektiven. Mit Grangeneuve, Agroscope, dem Smart Living Lab, dem AgriCo-Campus und dem Adolphe-Merkle-Institut verfüge der Kanton auch über sehr gute Instrumente für diesen Bereich.

Roboter und 3-D-Drucker

Der Sektor Industrie 4.0 umfasst dagegen die Robotik, das 3-D-Drucken, die Digitalisierung und Sensoren, erklärte Curty. Dieser Bereich mache zwar nur 12 Prozent des kantonalen BIP und 8 Prozent der Stellen aus, aber auch da habe Freiburg mit den Technologieparks Vivier und Marly Innovation Center gute Standorte. Man könne schnell einen Mehrwert und Wettbewerbsvorteile erreichen, und Covid habe auch da den Nutzen aufgezeigt. Curty sagte: «Wir glauben an die Industrie.»

Der Entscheid, die Strategie auf Biowirtschaft und digitale Industrie auszurichten, sei ein ganz bewusster gewesen, so Jerry Krattiger. «Der Staatsrat hat bisher auf den Lebensmittelsektor und die Baubranche gesetzt. Aber diese erbringen keinen grossen Mehrwert.»

Aufgrund der Analyse habe man auch in Betracht gezogen, für den Kanton Freiburg ganz neue Bereiche vorzusehen, beispielsweise Finanztechnologie oder Blockchain. «Wir haben uns aber bewusst für zwei Bereiche entschieden, in die im Kanton schon viel investiert wurde.» Freiburg sei der einzige Kanton, der auf Biowirtschaft und Industrie 4.0 setze.

Berührungspunkte

Wie Krattiger sagte, seien die beiden Bereiche durchaus komplementär, und es gelte, zusätzliche Berührungspunkte mit Zukunftstechnologie zu finden. Er nannte zwei Beispiele bereits ansässiger Unternehmen in der Schnittstelle: JNJ stellt Roboter für das Affinieren von Käse her, und RegenHU schafft mit einem 3-D-Drucker Gewebe für die medizinische Anwendung.

«Mit der Biowirtschaft und der Industrie 4.0 gestaltet sich die Freiburger Wirtschaft eine Visitenkarte auf der Suche nach neuen Akteuren», sagte Staatsrat Curty. Krattiger ergänzte: «Die Strategie ist eine Inspiration und eine Leitlinie, um unseren Aktionsradius auszuweiten.»

Für die Umsetzung der Strategie sind zwei Phasen vorgesehen. 2020 bis 2021 geht es um eine bewusste Stärkung jeder der drei Achsen. 2022 bis 2026 sollen die Interaktionen zwischen ihnen verstärkt werden.

Mit konkreten Summen zur Umsetzung der Wirtschaftsförderungsstrategie konnte Curty noch nicht aufwarten. Er deutete aber an, dass die Strategie bereits im Wiederankurbelungsplan im Herbst Platz finden kann. «Ich hoffe, dass wir in einem bis zwei Jahren Resultate sehen werden.»

Zahlen und Fakten

Die drei Achsen und das BIP

Das Bruttoinlandprodukt des Kantons Freiburg betrug 2017 insgesamt 18,7 Milliarden Franken auf 116 000 Vollzeitstellen. Pro Einwohner betrug das BIP 61 000 Franken, pro Vollzeitstelle 165 000 Franken. Die verschiedenen Aktivitäten im Bereich Biowirtschaft umfassen direkt 16 800 Stellen (15 Prozent) und indirekt 41 000 Stellen (36 Prozent). Sie schaffen einen Mehrwert von 5,5  Milliarden Franken. Das Feld Industrie 4.0 betrifft direkt 10 600 Vollzeitstellen (8  Prozent) und indirekt 34 500 Vollzeitstellen (30  Prozent). Der Mehrwert macht direkt 1,7 Milliarden Franken und indirekt 6,3  Milliarden Franken aus. Demgegenüber stellen alle Bereiche, die unter «Vielfalt» zusammengefasst sind, 58  Prozent des BIP (8,5 Mil­ liarden Franken) dar.

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