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Wochenaufenthalter zahlen keine Steuern

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Vor acht Jahren hat sie in Freiburg ihr Studium begonnen; damals meldete sich Ramona* beim städtischen Einwohneramt als Wochenaufenthalterin (siehe Kasten) an. Nach und nach lebte sie sich ein, fand Freunde und verbrachte auch ihre Wochenenden zunehmend in der Saanestadt. Seit einem Jahr arbeitet sie in Freiburg, ihr Status ist jedoch derselbe geblieben: Wochenaufenthalterin.

«Mir ist erst seit diesem Steuerjahr richtig bewusst geworden, dass ich meine Papiere nach Freiburg holen müsste», sagt die 26-Jährige. Dass sie es dennoch nicht getan hat, hängt mit den Steuervorteilen zusammen, die sie mit einem Nebenwohnsitz geniesst. Gemäss Gesetz können Wochenaufenthalter verschiedene Posten von den Steuern abziehen. Darunter fallen die Mehrkosten für die auswärtige Unterkunft, für die wöchentliche Heimkehr sowie für die auswärtige Verpflegung. «So bezahle ich nur etwa die Hälfte», sagt Ramona. Ob sie ihren Wohnsitz auch in den nächsten Jahren im Kanton Bern belässt, weiss sie noch nicht. Für sie ist aber klar: «Sollte ich einmal kontrolliert werden, würde ich meinen Status sofort wechseln.» Bisher habe sie aber nur alle zwei Jahre einen Heimatausweis einschicken müssen. Einen Fragebogen oder gar Besuch hat sie noch nie bekommen.

Auch Jan* ist immer noch Wochenaufenthalter, obwohl er seit sechs Jahren in Freiburg lebt und sein Studium vor zehn Monaten abgeschlossen hat. Der Grund? «Reine Faulheit. Es hat nie jemand danach gefragt, also habe ich mich auch nicht darum gekümmert», so der 28-Jährige.

Nur Personen über dreissig

Melde sich eine Person als Wochenaufenthalter an, werde dies nicht grundsätzlich infrage gestellt, sagt Nicolas Wolleb, Leiter der städtischen Einwohnerkontrolle, auf Anfrage; Kontrollen bei Studenten gebe es kaum. Dies bestätigt Béat Galley vom städtischen Finanzamt: Erst wenn eine Person über dreissig Jahre alt und seit mehr als drei Jahren registriert ist, erhält sie einen Fragebogen zu ihrer Wohnsituation und ihrer Erwerbstätigkeit. Im letzten Jahr sind etwa 200 solche Formulare verschickt worden. «Vermuten wir falsche Angaben, leiten wir es an den Kanton weiter», so Galley. Momentan seien fünfzig solche Formulare in Prüfung.

Mehr Kontrollen in Bern

Häufiger als in Freiburg sind die Kontrollen in der Stadt Bern. Meldet sich dort eine Person als Wochenaufenthalter an, muss sie ein Formular ausfüllen; Studenten müssen zusätzlich angeben, wie lange sie voraussichtlich studieren werden. «Dies gibt uns die Möglichkeit, zum gegebenen Zeitpunkt nachzufragen», sagte Moritz Jäggi, Leiter der Steuerverwaltung der Stadt Bern, den FN. Daneben verschicke die städtische Steuerverwaltung etwa alle zwei Jahre standardisierte Fragebögen an alle Wochenaufenthalter. Wer noch studiert, muss eine Kopie der Studentenkarte beilegen. «Zudem bieten wir pro Jahr über 2000 Personen für ein Gespräch auf», sagt Jäggi. Dies seien einerseits nach klaren Kriterien ausgewählte Personen, andererseits aber auch solche, die Unregelmässigkeiten in ihren Antworten aufwiesen. «Wenn jemand eine sehr grosse Wohnung hat, ist dies zum Beispiel ein Indiz.» Komme die Steuerverwaltung zum Schluss, dass die betreffende Person ihren steuerrechtlichen Wohnsitz in Bern habe, versuche man zunächst, sie zur freiwilligen Deponierung des Heimatscheins zu bewegen. Sei dies nicht möglich, werde eine entsprechende Verfügung erlassen, so Jäggi. «Dies betrifft mehrere hundert Personen pro Jahr.» Ohne diese systematische Überprüfung würden der Stadt Bern jährlich beinahe eine Million Franken Gemeindesteuern entgehen.

 Gemäss Béat Galley gibt es keine Schätzungen darüber, wie viele Steuereinnahmen der Stadt Freiburg durch die falsch angemeldeten Personen jährlich entgehen. Zwar, so Galley, würde er strengere Kontrollen befürworten. «Aufgrund unserer beschränkten personellen und materiellen Mittel ist es jedoch schwierig, mehr zu machen, als aktuell der Fall ist.»

* Namen der Redaktion bekannt

Zahlen und Fakten

Freiburg hat viele Wochenaufenthalter

Wochenaufenthalter sind Personen, die an den Arbeitstagen am Arbeitsort übernachten und die arbeitsfreie Zeit regelmässig an einem anderen Ort verbringen. Für die Bestimmung des steuerrechtlichen Wohnsitzes ist der Mittelpunkt ihrer Lebensinteressen entscheidend. Hält sich eine Person zu oft am Nebenwohnsitz auf, läuft sie Gefahr, den Status des Wochenaufenthalters zu verlieren. Gemäss dem Bundesamt für Statistik waren in Freiburg per Ende 2012 insgesamt 2773 Personen als Wochenaufenthalter angemeldet. Die Wochenaufenthalter machen in Freiburg im Vergleich zur ständigen Bevölkerung rund 7,6 Prozent aus, in Bern sind es 6,5 Prozent, in Neuenburg 4,3 Prozent und in Zürich 3,9 Prozent.rb

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