Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Fahrettin Calislar

Das Bauernhaus im Zentrum des Freiburger Ensembles im Freilichtmuseum Ballenberg (FLM) ist ein Unikum: ein sogenannter Einhof. Während im Allgemeinen die Höfe aus einem Wohngebäude und einem abgetrennten Stall bestanden, ist hier der Stall an den Hauptteil angebaut. Es wurde also unter demselben Dach gewohnt und gewirtschaftet.

Der älteste Teil des Gebäudes entstand 1790, noch zur Zeit der Alten Eidgenossenschaft. Der Wohnteil in seiner heutigen Form ist im Kern über 200 Jahre alt. Es stand in einer für jene Zeit typischen Streusiedlung, einem von zwei Weilern der Gemeinde Tentlingen, in der Nähe der alten Strasse zwischen Freiburg und Plasselb. «Es vereint die wesentlichen Elemente der regionaltypischen Volksarchitektur des Sensebezirks», schreibt der Freiburger Bauernhausforscher Jean-Pierre Anderegg in seiner Dokumentation für das Freilichtmuseum. «Der Gestaltungswille und die handwerkliche Qualität der Ausführung sind Zeichen eines bäuerlichen Selbstbewusstseins, das auch die unteren Schichten der damaligen Landbevölkerung auszeichnete.»

Wohlhabendes Senseland

«Das Senseland war damals eine Gegend, in der man gut von der Landwirtschaft leben konnte», erläutert Edwin Huwyler, der wissenschaftliche Leiter des Freilichtmuseums. Der Erbauer Joseph Corpataux, schreibt Anderegg, war ein Bauer der ländlichen Mittelschicht, der sich ein schön verziertes, repräsentatives Haus leisten konnte und wollte.

Der Bauer lebte von der Viehwirtschaft und vor allem vom Ackerbau. «Es gab auch reiche und vornehme Bauern, die den Hof nur verwalteten und von Knechten bearbeiten liessen», weiss Huwyler. Allerdings ist zu erwähnen, dass das Handwerk damals verhältnismässig billig war und der hauptsächliche Baustoff, das Holz, günstig bis gratis und in grossen Mengen in den Wäldern der Umgebung bezogen werden konnte.

Die Familie Corpataux

Die Mehrzahl der Bewohner waren arme Kleinstbauern, die vom Tagelohn auf den Feldern der Reichen lebten, kaum eigene Häuser besassen, vielleicht einige wenige Tiere und Bäume, die sich mit einem Handwerk wie der Korbflechterei über Wasser hielten.

In der Gemeinde Tentlingen standen Mitte des 19. Jahrhunderts noch 13 weitere Höfe dieser Grösse. Ende des 19. Jahrhunderts lebten die Bewohner des Hauses vom Handwerk, insbesondere vom Strohflechten, welches zu jener Zeit im Kanton Freiburg als Heimarbeit weit verbreitet war.

Die Familie Corpataux ist bis 1923 als Besitzerin nachgewiesen. Aber mit der Zeit verarmte die Sippe, und die immer wieder schwankende Zahl der Hausbewohner sank von zwischenzeitlich dreizehn Personen auf zwei in den 1960er-Jahren. Am Haus ist dieser sukzessive soziale Abstieg aufgrund der offensichtlich sinkenden Rentabilität der Landwirtschaft seit der Industrialisierung erkennbar. Ausserdem zeigt das Gebäude, dass das Senseland eine Verbindung zwischen Ackerbau (Mittelland) und Voralpen (Viehwirtschaft) darstellte.

Verlegung auf den Ballenberg

1979 hätte das Gebäude abgebrochen werden sollen, da die Gemeinde auf dem Gelände das Gemeindehaus bauen wollte. 1981 wurde es vom Freilichtmuseum Ballenberg übernommen und als erstes Freiburger Gebäude dort systematisch und integral wieder aufgebaut. Die Verpflanzung kostete damals 450000 Franken.

Schon im Original standen neben dem Haus ein Kornspeicher und ein Ofenhaus, so wie es auf dem Ballenberg seit 2007 auch aussieht. Das Ensemble bildete früher die Kammer Westschweiz, welche heute als Westliches Mittelland bezeichnet wird. Als im Juni 1983 das Haus eingeweiht wurde, zitierten die Freiburger Nachrichten den damaligen Staatsratspräsidenten Marius Cottier mit den Worten, dass er sich freue, im Ballenberg nun auch «einen guten Zeugen aus dem Kanton Freiburg» zu wissen.

Buchtipp: Jean-Pierre Anderegg: Haus von Tentlingen. Das Freiburger Bauernhaus im Freilichtmuseum Ballenberg. Hausmonographie, Freiburg 1997.

Die verzierte Front des Hauses von Tentlingen erschliesst sich erst bei näherem Hinsehen.Bilder fca

Ein Blick in das Schlafzimmer des Hauses, das 1979 hätte abgerissen werden sollen.

«Es gab vornehme Bauern, die den Hof nur verwalten liessen.»

Autor: Edwin Huwyler

Autor: Ballenberg-Museum

Meistgelesen

Mehr zum Thema