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Yuliya und Yuriy: «Wir dachten, wir seien in zwei Wochen zurück»

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Ein Jahr ist es her, seit Russland die Ukraine überfallen hat. Millionen von Menschen verliessen das Land. Einige von ihnen kamen in die Schweiz. Die FN haben eine Familie in St. Wolfgang besucht, die eine ganz besondere Geschichte zu erzählen hat.

Diese Geschichte beginnt mit einem unscheinbaren, in die Jahre gekommenen und leer stehenden Haus in St. Wolfgang. Es ist die Geschichte einer ukrainischen Familie und eines engagierten Ehepaars aus Düdingen. Es ist eine Geschichte geprägt von Schicksalsschlägen, Umwälzungen und Bürokratie – aber auch von Hilfsbereitschaft, Solidarität und Dankbarkeit.

Das kleine Haus in St. Wolfgang gehört der gleichnamigen Stiftung und war bis letzten Juni unbewohnt.
Sarah Neuhaus

«Wir wussten, dass dieses Haus unbewohnt war und der Stiftung St. Wolfgang gehört.» Annemarie Herren sitzt am Esstisch in ihrem Haus in Düdingen. Neben ihr hat ihr Mann Fritz Platz genommen. Vor dem Ehepaar liegt ein ganzer Ordner gefüllt mit Dokumenten und Fotos. Nachdem Russland vor einem Jahr den Angriffskrieg auf die Ukraine losgetreten hatte, wussten Herrens, dass sie irgendwie helfen wollten. «Eines Tages wusste ich einfach, dass ich mich bei der Stiftung melden musste», erinnert sich Annemarie. Schnell habe sie eine Rückmeldung erhalten und schnell sei klar gewesen, dass sie das leere Haus kostenlos mieten dürfen. «Möbel oder anderen Einrichtungsgegenstände fehlten aber komplett», erzählt Fritz. Mit der Unterstützung zahlreicher Privatpersonen aus Düdingen füllte sich das leere Häuschen in St. Wolfgang innert weniger Wochen. So kam es, dass Herrens im Frühling 2022 Mieter eines voll ausgestatteten kleinen Hauses waren. Was jetzt noch fehlte, war eine Familie, die künftig darin wohnen würde.

Fritz und Annemarie Herren haben das Projekt ins Rollen gebracht.
Sarah Neuhaus

Nachdem Anfragen beim Kanton und bei ORS unbeantwortet blieben, suchte das Ehepaar mithilfe einer Ukrainerin, die seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, eine Familie, die gerne im extra hergerichteten Häuschen leben würde.

Vom Asylheim nach St. Wolfgang

Zur gleichen Zeit in Reconvilier im Kanton Bern: Yuliya und Yuriy Vorobkevych und ihre drei Kinder leben seit Wochen auf engstem Raum in einem Wohnheim für Flüchtlinge. Sie teilen sich den Platz mit rund 300 Menschen. Als Yuriy Vorobkevych das Angebot aus St. Wolfgang online entdeckt, zögert die Familie nicht: Sie gehört zu den ersten Interessenten, die sich auf das Angebot aus dem Sensebezirk melden. Und tatsächlich: Die fünfköpfige Familie bekommt eine Zusage. «Es war wie im Paradies, als wir zum ersten Mal hier waren», erinnert sich Yuliya. «So viel Platz, so viel Natur und ein eigenes Badezimmer – wir wussten, dass wir grosses Glück hatten, hier gelandet zu sein», erinnert sich die Projektmanagerin.

Den Schopf neben ihrem Haus nennen die Vorobkevychs «Gästezimmer».
Sarah Neuhaus

Nach vielen administrativen Hürden – Vorobkevychs waren bereits im Kanton Bern gemeldet – und einer speziellen Bewilligung des Staatssekretariats für Migration (SEM) durfte die Familie im Juni endlich offiziell in den Kanton Freiburg umziehen. Die Kinder wurden eingeschult, und die Familie begann sich an das Leben im Sensebezirk zu gewöhnen. «Wir haben den Sommer dazu genutzt, die Region hier besser kennenzulernen», erinnert sich Yuliya. «Es ist wirklich schön hier, und die Menschen sind so nett zu uns und unseren Kindern.»

Yuliya und Yuriy Vorobkevych leben seit letztem Juni in St. Wolfgang.
Sarah Neuhaus

Erst vor wenigen Wochen dann ein weiterer grosser Schritt für die Familie: Vater Yuriy fand eine Anstellung als IT-Spezialist bei einem Schweizer Unternehmen. Bisher arbeitete der Familienvater weiterhin für seinen ukrainischen Arbeitgeber. «In der IT-Branche spielt es schliesslich keine Rolle, wo du bist», erklärt Yuriy. Somit ist die Familie nicht mehr länger auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Sie kann ihr Leben ab jetzt selber bestreiten und erhält keine Sozialhilfe mehr. Dass er jetzt für eine Schweizer Firma arbeitet – und somit auch einen Schweizer Lohn bekommen wird – freut Yuriy. «Man fühlt sich so wieder ein Stück mehr integriert», sagt er.

Wie weit soll die Integration gehen?

Aber wie stark will sich die Familie überhaupt integrieren? Wie permanent wollen sie sich in der Schweiz einrichten? Soll Düdingen die neue Heimat werden? Oder geht es eher darum, abzuwarten, um dann so schnell wie möglich wieder in die Ukraine zurückzukehren?

Yuriy und Yuliya schweigen einen Moment lang. «Das ist eine sehr schwierige Frage», sagt Yuriy schliesslich. Seine Frau nickt. «Wenn du weisst, dass du und deine Familie in deiner Heimat nicht sicher sind, dann weisst du auch, dass du dort nicht zu Hause bist – jedenfalls der Kopf weiss das», sagt Yuliya. «Darum würde ich sagen, dass ich mich hier – wenn auch nur vorübergehend – zu Hause fühle.» Sie sei im letzten Sommer für eine kurze Zeit zurückgekehrt in den Westen der Ukraine, um ihre Eltern zu besuchen. «Aber es war nicht wie ein Nachhausekommen – ich hatte Angst und wollte einfach so schnell wie möglich wieder weg aus der Ukraine», erinnert sich Yuliya.

Fritz Herren unterstützt Yuliya und Yuriy Vorobkevych, so gut er kann.
Sarah Neuhaus

Vor dem Kriegsausbruch lebte die Familie in einem Hochhaus in Kiew. «Am zweiten Tag, nachdem der Krieg begonnen hatte, haben wir die Stadt verlassen», erinnert sich Yuriy. Am ersten Tag – also genau vor einem Jahr – sei es ihnen gegangen wie den meisten anderen Ukrainerinnen und Ukrainern auch. «Wir waren fassungslos und konnten nicht glauben, was passiert. Nach einer langen Nacht voller Angst und Sirenen beschlossen wir zu fliehen», schildert Yuliya.

Die Suppe blieb im Kühlschrank

Viel mitgenommen hätten sie nicht. «Wie alle anderen auch, dachten wir, dass wir für zwei Wochen weg sein würden – wir haben alles stehen lassen, sogar die angefangene Suppe im Kühlschrank.» Die fünfköpfige Familie floh in die Westukraine zu den Eltern von Yuliya. Auch dort hofften sie von Woche zu Woche, bald wieder nach Kiew zurückkehren zu können. «Aber der Krieg ging einfach immer weiter.» Schliesslich entschieden Yuliya und Yuriy die Ukraine zu verlassen und in die Schweiz zu fliehen.

Wir wollten möglichst weit weg und in ein neutrales Land.

Yuliya Vorobkevych

Nun leben Vorobkevychs seit bald einem Jahr in der Schweiz. Die Kinder würden sich wohlfühlen und hätten sich gut eingelebt, sagen die Eltern. Der kleinste singt sogar im Jodelklub mit. Trotzdem begegnet die Familie weiterhin vielen Hürden. Die Sprache ist nur eine davon. Yuliya konnte schon recht gut Deutsch, bevor sie in die Schweiz kam. «Aber hier spricht man ja nicht Deutsch», sagt die Ukrainerin.

Und sobald die Leute Schweizerdeutsch sprechen, sind wir verloren – und hier in der Region kommt noch das Französisch dazu. Mit Deutsch kommt man also nicht immer sehr weit.

Yuliya Vorobkevych

Sie seien dankbar, dass sie beide Englisch sprechen, sagt das Ehepaar. «Für andere Ukrainer, die weder Englisch noch Deutsch sprechen, ist die Situation wirklich hart.»

Und die Kinder? Fragen sie nach der Ukraine? «Im Moment interessieren sie sich vor allem dafür, ob sie bald eine Katze haben dürfen», sagt Mutter Yuliya und schmunzelt. Aber da unklar sei, ob und wann die Familie in die Ukraine zurückkehren wird, sei der Zeitpunkt für ein Haustier ungünstig. Über die Haustier-Frage hinweg hätten die Kinder bisher auch nicht danach gefragt, ob und wann die Familie in ihre Heimat zurückkehren werde. «Ich frage sie ab und zu, wo es ihnen besser gefällt», sagt Yuliya. «Und in letzter Zeit sagen sie, es gefalle ihnen hier besser.»

Konkrete Pläne hat die Familie im Moment nicht. «Als wir hier ankamen, haben wir von Tag zu Tag gelebt», erklärt Yuriy. «Jetzt wissen wir, dass unser Status S um ein Jahr verlängert wurde – also können wir das nächste Jahr ein wenig planen. Aber was danach sein wird, weiss niemand.» Seine Frau nickt und fügt an: «Man muss einfach versuchen, positiv zu bleiben – wenn du dich nur auf das Negative fokussierst, wirst du verrückt.»

Arbeitsmarkt

Schwierige Integration

Dass Yuriy Vorobkevych eine Arbeitsstelle in der Schweiz gefunden hat, ist alles andere als selbstverständlich. Laut dem Staatssekretariat für Migration (SEM) hatten Mitte Januar nur 14,5 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer mit Schutzstatus S eine Arbeitsstelle. Dies, während sich der Fachkräftemangel in der Schweiz weiter verschärft. Woran das liegen könnte, zeigen die Ergebnisse einer Studie, die von der Fachhochschule Bern durchgeführt wurde. Sie hat 2000 Ukrainerinnen und Ukrainer zum Thema Arbeit befragt. Laut den Ergebnissen verfügen 40 Prozent über gute Englischkenntnisse, und 80 Prozent gaben an, bereits einen Sprachkurs begonnen oder schon abgeschlossen zu haben. Weiter gaben 70 Prozent an, über einen tertiären Abschluss zu verfügen, beispielsweise ein Studium. Gleichzeitig gaben viele der gut ausgebildeten und arbeitswilligen Geflüchteten an, dass sie sich mehr Unterstützung beim Erlernen einer Landessprache, bei der Stellensuche und bei der Kinderbetreuung wünschen. san

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