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Zentralbanken im Griff der Politiker

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Vor kurzem warnte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit deutlichen Worten vor der Gefahr einer neuen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die aussergewöhnlichen Massnahmen der Zentralbanken hätten die Illusion geweckt, dass die massiv in den Markt gepumpte Liquidität fundamentale Probleme lösen könnte. Die Lage sei heute aber gefährlicher als vor der Pleite von Lehman Brothers 2008. Diese Warnung sollte ernst genommen werden: Bereits Jahre vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 hatte die als «Bank der Zentralbanken» bezeichnete BIZ vor einer Überhitzung des US-Immobilienmarktes und einer weltweiten Kettenreaktion gewarnt.

Unabhängigkeit in Gefahr

Die Warnung kommt nicht von ungefähr. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken ist ein zentraler Pfeiler unseres Wirtschaftssystems. Sie diente über Jahrzehnte der Bekämpfung von Inflation und war Garant für Preisstabilität. Heute sollen die Notenbanken aber Wirtschaftswachstum generieren, Arbeitslosigkeit bekämpfen und Schuldenkrisen abwenden.

Dieser Paradigmenwechsel in der Geldpolitik stellt die lange gehütete Unabhängigkeit infrage. Die Zentralbanken sind mittlerweile eher Gefangene der Politik denn Hüter der Stabilität. Die US-Notenbank liefert ein gutes Beispiel für das Zurückschrecken voreiner Normalisierung der Geldpolitik. So schob Ben Bernanke im September die von ihm angestrebte und von den Finanzmärkten erwartete Verringerung der Aufkäufe von Staatsanleihen und Hypotheken weiter auf die lange Bank.

Auch in Europa ist eine Abkehr vom billigen Geld nicht in Sicht. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), denkt laut über eine weitere Liquiditätsspritze für europäische Banken nach. Letztere stottern die im letzten Jahr erhaltenen Langfristkredite Monat für Monat ab, das Bankensystem schwimmt nicht mehr so stark in Liquidität. Deshalb ziehen die Zinsen am Geldmarkt wieder an und drohen, den zögerlichen Konjunkturaufschwung in der Eurozone abzuwürgen. Dies just in einem Moment, da viele Debatten wieder aufflammen: Weder in Portugal noch in Griechenland, noch in Spanien sind die Probleme ge- löst. Frankreichs Schuldenbergsteigt trotz eines milliardenschweren Sparpakets auf einen neuen traurigen Rekord.

Angesichts eines möglichen Wiederaufflackerns der Eurokrise wird die EZB mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut in ihre Trickkiste greifen und damit dazu beitragen, dass die europäische Politik weiterhin kurzfristig Löcher stopfen kann, statt unumgängliche Reformen anzupacken.

Anlegen in wirren Zeiten

Was erwartet uns also? Es ist anzunehmen, dass weiterhin gewurstelt wird und obsolete Wirtschaftsstrukturen künstlich erhalten werden, weil man Angst vor dem kollektiven Kater nach dem Fest hat, wenn die «Notenbankwirte» den Geldhahn zudrehen.

Somit dürften die kurzfristigen Zinsen in den Industrieländern wegen ihrer politischen Kontrollierbarkeit auf tiefstem Niveau bleiben. Das lange Ende der Zinskurve aber, wo die Marktkräfte besser wirken, dürfte langsam ansteigen, da die Anleger ihre Risiken besser entschädigt haben wollen. Jene, die bereits in solche Obligationen investiert haben, laufen Gefahr, grössere Verluste einzufahren.

Ein Fest muss nicht zwingend im totalen Delirium enden. Je länger es jedoch dauert, desto grösser wird das Risiko, dass es ein Ende mit Schrecken gibt – Währungsturbulenzen, Defaults und Inflation sind nicht auszuschliessen und können plötzlich auftreten. Wer also noch einen klaren Kopf hat, wird vorsorgen. Deshalb gilt es, breit zu diversifizieren und den Fokus auf Realwerte wie Qualitätsaktien, Gold und gesunde Währungen zu legen.

Der Autor

Michael Zurkinden,wohnhaft in Arconciel, hat in Freiburg Volkswirtschaft studiert und promoviert. Er arbeitet in Bern bei der Notenstein Privatbank in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung.michael.zurkinden@notenstein.ch

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