Autor: Imelda Ruffieux
Schmitten «Kannst Du nach 41 Jahren noch rechts stricken, oder fällt Dir wohl eine Masche runter?» Die Frage von Schulleiterin Marianne Baeriswyl war am Mittwoch nur rhetorisch gemeint. Natürlich war es für Irène Riedo kein Problem, die «Lismeta», die ihre Lehrerkollegen für sie bereit gestellt hatten, weiterzuführen. Mit ein paar flinken Handbewegungen erstrickte sie sich so – mit ihrem Mann Alfons auf einem schönen roten Sofa sitzend – das Programm ihrer Abschiedsfeier: jedes Mal, wenn sie einen kleinen Zettel in der Wolle fand, kam ein neuer Programmpunkt.
Als Chorleiterin
Die Schulkinder sangen ihr zu Ehren Lieder mit jeweils auf sie gemünzten Texten, und einmal durfte sie gar selbst als Chorleiterin walten. Denn das war eine von vielen Tätigkeiten, die sie sich für die Zeit nach dem Lehrersein vorstellen könnte. Die Kinder machten brav mit und sangen «Adio, Frau Riedo, wir denken gerne an Sie zurück».
Schulpräsidentin Bernadette Mäder-Brülhart erinnerte daran, dass «Fräulein Corpataux» zu einer Zeit an die Schule gekommen war, als es nur eine Handarbeitslehrerin für 350 Schüler gab und die Buben noch keine Ahnung von Stricken hatten. Sie unterstrich in ihrer Würdigung die Offenheit von Irène Riedo und ihren Willen, sich ständig weiterzubilden und zu lernen, was gerade bei den Jugendlich «in» ist, und wie man sie stets von neuem motivieren kann.
Decke und Wanderstab
Am Ende durfte die Lehrerin ein ganz besonderes Geschenk entgegennehmen: Aus 272 von den Schülern gestalteten Quadraten war eine wunderschöne, bunte Steppdecke entstanden. Von ihren Lehrerkollegen erhielt sie ebenfalls etwas sehr Nützliches, nämlich eine Ausrüstung für den Jakobsweg, ein weiteres Projekt von Irène Riedo: Hut, Wanderstock, Rucksack und Wanderschuh, ja sogar ein Jakobsweg-Wegweiser war dabei.
«Ich fühle mich wie nach einem Lauf», sagte die frischgebackene Ruheständlerin. «Ich bin glücklich angekommen, habe es genossen und würde wieder starten.» Es sei eine gute Zeit gewesen, und sie freue sich, dass sie jetzt, aus freiem Willen und noch nicht verbraucht, aufhören und etwas Neues anpacken dürfe. «Ich habe das Gefühl, dass die Welt mir offen steht.»
Irène Riedo freut sich über die schöne Steppdecke, welche die Schüler mitgestaltet haben.Bild zvg