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Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Autor: Carole Schneuwly

Er sei «schlicht der beste Fotograf des 20. Jahrhunderts», sagte der amerikanische Fotograf Richard Avedon einst über seinen französischen Berufskollegen Henri Cartier-Bresson. «Er ist der kompletteste, wichtigste von uns allen, in allen Gesichtspunkten: Ob sozial oder politisch – er deckte alles ab.»

Ständig unterwegs, dokumentierte der 1908 geborene Cartier-Bresson das 20. Jahrhundert wie kaum ein anderer, mit der Filmkamera, am liebsten aber mit dem Fotoapparat. Immer wieder war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort: In Indien erhielt er 1948 eine Audienz bei Gandhi und fotografierte diesen nur eine Stunde vor dessen Ermordung. Die letzten Bilder Gandhis sowie von der anschliessenden Massentrauer gingen um die Welt. Es war das erste Mal, dass Cartier-Bresson von einem so aufsehenerregenden Ereignis von internationaler Bedeutung berichtete. Später dokumentierte er die Kulturrevolution in China, den Unabhängigkeitsprozess in Indonesien oder, als erster westlicher Fotograf, die Sowjetunion im Kalten Krieg.

Perfektionismus und Distanz

Zufall und Glück mögen dazu beigetragen haben, Cartier-Bresson auf der ganzen Welt an jene Orte zu führen, an denen politische und gesellschaftliche Umbrüche stattfanden. Vor allem aber war es das untrügliche Gespür des Fotografen für den Puls der Zeit – und für das, was er selber gerne den «moment décisif», den entscheidenden Augenblick nannte. Der häufig zitierte Ausdruck sagt viel aus über Cartier-Bressons Perfektionismus: Zeitpunkt, Technik und Motiv mussten stimmen; dazu musste die Botschaft eines Bildes mit seiner Komposition verschmelzen, einem von geometrischen Grundsätzen geleiteten Bildaufbau, der den Fotografien oft eine gewisse Distanz verleiht.

Zum entscheidenden Augenblick beim Drücken des Auslösers gesellte sich ein zweiter, ebenso entscheidender Moment: jener der Bildauswahl. Um den richtigen Augenblick nicht zu verpassen, fertigte Cartier-Bresson immer viele Kontaktabzüge an, um dann sorgfältig jene Bilder auszuwählen, die er zur Publikation freigab. Was die Hürde nicht schaffte, wurde vernichtet.

Erstmals seit 1956

Aufgebaut nach Cartier-Bressons Lebensweg, sind jetzt rund 300 seiner Fotografien im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen. Es ist die erste umfassende Retrospektive in der Schweiz seit 1956, übrigens am gleichen Ort. Die Schau begleitet den Fotografen in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg nach Spanien, Mexiko und New York. Aus Cartier-Bressons filmischem Schaffen ist «Le Retour» zu sehen, eine eindringliche Dokumentation, in der er, selber ein ehemaliger Kriegsgefangener, über die Rückkehr der Kriegsgefangenen nach dem Zweiten Weltkrieg berichtet.

Zu entdecken ist auch das berühmte «Scrap Book», in dem Cartier-Bresson 1946 eine Auswahl seiner Arbeiten für das MoMA in New York zusammenstellte. Es folgen die Porträtserien und Reportagen aus der Nachkriegszeit, die unter anderem in Zeitschriften wie «Life», «Paris Match» und «Du» publiziert wurden. In der Ausstellung sind Originalausgaben dieser Zeitschriften zu sehen. Darunter findet sich auch ein Bildporträt der Schweiz, das auf eigenen Wunsch Cartier-Bressons entstand und 1967 im «Du» erschien.

Die Bildstrecke über die Schweiz ist auch Thema in Heinz Bütlers Film «Biographie eines Augenblicks», einem Filmporträt, das 2003, nur ein Jahr vor Cartier-Bressons Tod, entstand und das in der Ausstellung ebenfalls zu sehen ist.

Museum für Gestaltung,Ausstellungsstrasse 60, Zürich. Bis zum 24. Juli. Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr. www.museum-gestaltung.ch.

Zur Person

Fotograf, Regisseur und Maler

Henri Cartier-Bresson wurde 1908 in Frankreich in eine wohlhabende Industriellenfamilie geboren. Er studierte zuerst Malerei und widmete sich ab 1930 der Fotografie. Schon in jungen Jahren bereiste er die Welt und arbeitete unter anderem als Regieassistent für Jean Renoir. 1940 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er nach fast drei Jahren fliehen konnte. 1947 war er Mitbegründer der Fotoagentur Magnum. Nach 1974 fotografierte er nicht mehr, sondern verlegte sich aufs Zeichnen. 2004 verstarb er kurz vor seinem 96. Geburtstag in Frankreich. cs

Zum «entscheidenden Augenblick» gehörte für Cartier-Bresson auch die richtige Bildgeometrie: Sevilla, 1933.Bilder Henri Cartier-Bresson/Magnum Photos

Nach dem Krieg reiste Cartier-Bresson wieder durch die Welt: New York City, 1947.

«Sonntag am Ufer der Marne»: Frankreich, 1938.

«Calle Cuauhtemoctzin»: Mexico City, 1934.

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