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Zwei Städte und ein Herz

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Der Freiburger Marcel Schuwey hat in Nova Friburgo ein neues Leben angefangen

Autor: Mit MARCEL SCHUWEY sprach REGULA SANER

Sie leben seit drei Jahren in Brasilien, jetzt sind Sie für eineinhalb Monate in die Schweiz gereist. Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie auf Schweizer Boden landen?

Herzklopfen! Es ist schön, wieder auf unserem Boden zu sein. Und dann der erste Blick auf die Berge, die schon ein wenig Schnee haben, das ist fantastisch. Das gibt es in Brasilien ja nicht. Und dann freue ich mich natürlich, meine Eltern wiederzusehen: meinen Vater, der schon 98 Jahre alt ist und meine Mutter, die 90 ist. Und ich freue mich meine erwachsenen Kinder wiederzusehen.

Wären Sie in diesen Augenblicken am liebsten gar nicht erst ausgewandert?

Nein, ich bedaure es nicht. Ich freue mich jedes Mal, hierher zu kommen, aber auch wieder zurückzugehen. Ich war in der Schweiz 35 Jahre lang Militärinstruktor, dabei bin ich viel gereist. Ich entdecke gerne. Vor allem die Menschen und deren Kultur.

Wie kam es, dass Sie sich in Nova Friburgo niedergelassen haben?

Mich hat die Geschichte der Freiburger Auswanderer schon immer interessiert. Ich war während 30 Jahren Mitglied der Vereinigung Nova Friburgo. 1996 bin ich dann zum ersten Mal nach Brasilien gereist. In Nova Friburgo habe ich einen Nachfahren der Familie Thürler aus Jaun, welche 1819 im Zuge der Wirtschaftskrise nach Brasilien ausgewandert war, kennen gelernt. Joa Thurler und ich waren auf Anhieb so etwas wie Herzbrüder. 1999 entschloss ich mich, dort ein Haus zu bauen. Während drei Jahren, bis 2004, pendelte ich zwischen der Schweiz und Nova Friburgo hin und her. Dann bekam ich die Ehrenbürgerschaft von Nova Friburgo und Santa Maria Madalena. Seither habe ich mich dort definitiv niedergelassen.

Was ist der grösste Unterschied zwischen der hiesigen und der brasilianischen Lebensart?

Das Erste, was auffällt, ist die Organisation. Brasilien ist ein schönes Land, aber schlecht organisiert. Die wollen das nicht anders, sind zufrieden mit dem, was sie haben. Was heute nicht erledigt werden kann, wird eben morgen gemacht.Der Brasilianer arbeitet zum Leben, und die Schweizer leben zum Arbeiten. Die Brasilianer geniessen das Leben, trinken und essen gerne, lachen, tanzen. Die Familien in der Schweiz grenzen sich nach aussen ab, in Brasilien ist die Familie offen für alle.

Macht Ihnen diese Haltung Mühe?

Nein, ich bin in den vergangenen Jahren definitiv brasilianischer geworden. Ich tanze übrigens auch Samba. Aber ich probiere auch etwas von unserer Kultur weiterzugeben. Ich sage ihnen dann immer: Schaut, vor 200 Jahren waren wir auch arm, heute ist die Schweiz ein reiches Land. Brasilien wäre eigentlich ein reiches Land, aber die Leute wissen es nicht zu nutzen, weil sie schlecht ausgebildet sind. Man hat zu wenig Lehrer, Kinder gehen nur zwei Stunden pro Tag zur Schule und dazwischen wird gespielt. Das ist auch schön. Aber bei uns gehen Kinder 7 bis 8 Stunden pro Tag zur Schule. Ein 20-Jähriger in der Schweiz kann zwei bis drei Mal mehr als ein Durchschnitts-Brasilianer.

Wie konkret engagieren Sie sich?

Mit Hilfe aus der Schweiz haben wir zum Beispiel das Berufszentrum «Le Tireur Fribourgeois» gegründet. Dort arbeiten junge Mütter, sie malen, stricken, schneidern. Daneben haben wir auch eine Fabrik für Junge zwischen 13 und 15 Jahren, die kleine Steinskulpturen herstellen, und die wir dann in Rio de Janeiro verkaufen. Sie bekommen dafür einen kleinen Lohn und sind am Umsatz ihrer Kreationen beteiligt. Je schöner ihre Skulptur, desto mehr können sie verdienen, das ist ein Ansporn.Dann bin ich auch Verwaltungsratspräsident der Schweizer Käserei und einer Einrichtung für behinderte Kinder. 236 Kinder werden dort betreut.

Sie waren vorher Militärinstruktor, jetzt sind Sie sozial tätig, was ist Ihre Motivation?

Eindeutig der Kontakt zu den Menschen, jawohl. Ich hatte in meinem Beruf schon immer viel mit Menschen zu tun. Wenn man dann auch noch etwas für die Armen tun kann, ist das schön.

Mit Ihnen sind 61 Leute aus Nova Friburgo in die Schweiz gereist, die von Schweizer Auswanderern abstammen. Welche Bedeutung hat für diese Leute ihre Herkunft?

Viel. Als wir in Zürich landeten, hatten einige von ihnen Tränen in den Augen. Wir waren vergangene Woche in Jaun und besuchten dort den Friedhof. Als ein Mitreisender den Namen auf dem Grabstein eines Vorfahren las, musste er weinen.

Herr Schuwey, was kann die Vereinigung Nova Friburgo grundsätzlich leisten?

Die Vereinigung will den Kulturaustausch fördern. Es geht dabei um zwei Städte mit einem Herz, das wird auch durch unser Logo symbolisiert. Und wir leisten soziale Hilfe. In der Schweiz zählt die Vereinigung über 300 Mitglieder. 100 Prozent der Beiträge sind zugunsten des Sozialwesens. Das macht jährlich zwischen 10 000 und 30 000 Franken.

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