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Zwischen Provokation und Therapie

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Zwischen Provokation und Therapie
Am 31. Oktober beginnt für das Theater in Freiburg die Saison 2006/07
Das neue Programm von Theater in Freiburg will zugleich herausfordern und unterhalten. Neben bekannten Ensembles werden in der kommenden Spielzeit auch drei Truppen neu in Freiburg zu entdecken sein. Am 31. Oktober ist Saisonstart.
Von KARL FÄH
Theater muss provozieren, so lautet die These des Regisseurs der umstrittenen Tell-Aufführung im Stadttheater St. Gallen. Darin lässt er Wilhelm Tell in der Verkleidung des Zuger Attentäters Friedrich Leibacher auftreten. Sicher hat die Institution Theater den Auftrag, die Zuschauer herauszufordern, sie zu Widerspruch, Reflexion und Diskussion zu reizen. Nur so kann sich das Theater gegenüber dem Film und anderen Medien der Unterhaltungsindustrie behaupten. Doch die Zuschauer wollen sich im Theater auch unterhalten, wollen lachen und sich von den Problemen des Alltags befreien. Schon das griechische Theater kannte diese therapeutische Funktion. Das diesjährige Programm von Theater in Freiburg versucht, beide Zuschauer-Bedürfnisse zu bedienen. Provokant wirkten und wirken noch heute Frank Wedekinds Kindertragödie «Frühlings Erwachen», Bertolt Brechts «Die heilige Johanna der Schlachthöfe» und Gerhart Hauptmanns Schauspiel «Vor Sonnenuntergang». Beste Unterhaltung dagegen bieten Derek Benfields Psychothriller «Ein später Gast» und Peter Shaffers «Komödie im Dunkeln». Dazwischen stehen Goethes «Iphigenie auf Tauris» und Eberhard Streuls Bearbeitung von Mozarts Papageno-Motiv für Kinder unter dem Titel «Papageno spielt auf der Zauberflöte». Theater in Freiburg ist es gelungen, neben den bereits bekannten Ensembles Theater Biel Solothurn und Euro Studio Landgraf drei neue Theatertruppen nach Freiburg zu locken. Es sind dies der Thespiskarren Hannover, die Neue Bühne Senftenberg und das älteste österreichische Tourneetheater Der Grüne Wagen Wien.
Frühlings Erwachen
Frank Wedekind. Gespielt vom Theater Biel Solothurn. Wedekinds Stück galt lange als der Klassiker aller Pubertäts-Geschichten. Es zeigt eine Gruppe von Teenagern, die diese Umbruchszeit mehr erleidet als erlebt: treibende Hormone, schwankende Gefühle, verklemmte Moralvorstellungen, Freiheitsträume, bohrende Schuldgefühle und dunkle Selbstmordgedanken. Wendla Bergmann ist verliebt und verbringt atemberaubende Stunden mit Melchior Gabor. Eben hat sie ihre Mutter noch scherzhaft nach dem Storch gefragt – jetzt ist sie tatsächlich schwanger. Probleme damit hat allein ihre Mutter; und so stirbt Wendla an den Folgen einer Abtreibung. Moritz Stiefel, Melchiors bester Freund, verzweifelt an den schulischen Anforderungen und bricht ins Lehrerzimmer ein. Er muss wissen, ob er versetzt wird oder nicht. Seine Unsicherheit treibt ihn in den Selbstmord. Wedekinds Stück von 1891 berührt bis heute. In einer frischen, mitreissenden Sprache geschrieben, ist es satirisch und melancholisch zugleich.
Die heilige Johanna der Schlachthöfe
Bertolt Brecht. Gespielt von Thespiskarren Hannover. In diesem Jahr begeht die Theater-, Literatur- und Medienwelt den 50. Todestag des grossen deutschen Dichters Bertolt Brecht (1898-1956). Er verstand sein Stück als gesellschaftskritische Parodie auf Schillers romantisch-idealistisches Schauspiel «Die Jungfrau von Orleans». Johanna Dark ist Mitglied der «Schwarzen Strohhüte» (einer Art Heilsarmee), die sich um die hungernden Arbeitslosen vor den Fleischfabriken Chicagos kümmert. Ihr Gegenspieler ist der Fleischkönig Pierpont Mauler, der die Börse dominiert und dort durch Verknappung des Viehangebots, durch Dumpingpreise und Massenentlassungen die übrigen Unternehmer in den Bankrott treibt. Johanna will ihn zur Nächstenliebe bekehren. Sie verhindert einen Streik, in dem die Arbeiter mit Gewalt Arbeit und Auskommen erzwingen wollten. So wird sie durch ihren Idealismus zum eigentlichen Helfer der Ausbeuter. Wie sie stirbt, wird sie von den Fabrikanten zur Märtyrerin verklärt, mit Weihrauch und Lobgesängen verherrlicht. Erst im Sterben bekennt sie sich zur Revolution gegen den Kapitalismus: «Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht, und es helfen nur Menschen, wo Menschen sind.»
Ein später Gast
Derek Benfield. Gespielt von Thespiskarren Hannover. Der Bühnenthriller von Derek Benfield spielt in einer abgelegenen Villa bei London. Hugh und Julia Nicholls haben eben ihre Silberhochzeitsgäste verabschiedet. Sie wollen den Abend gemütlich ausklingen lassen, da klopft es. Ein unheimlicher Fremder möchte mit Hugh sprechen und verschafft sich bei dem überrumpelten Ehepaar Einlass. Seltsamerweise kennt er nicht nur alle Räume im Haus und ist über die Gewohnheiten des Paares bestens informiert, sondern er enthüllt auch intime Details aus Hughs vorehelichem Leben. Jeder Versuch der beiden, den späten Gast loszuwerden, scheitert. Aus unerfindlichen Gründen funktioniert plötzlich das Telefon nicht mehr. An Flucht ist nicht zu denken, denn die Reifen von Hughs Wagen sind aufgeschlitzt. Die Dinge spitzen sich auf unheimliche Weise zu …
Komödie im Dunkeln
Peter Shaffer. Gespielt von Der Grüne Wagen Wien. Peter Shaffer ist bekannt durch sein Drehbuch zum Film «Amadeus». Sein Stück «Komödie im Dunkeln» ist seit der Uraufführung 1965 ein Dauerbrenner auf den Theaterbühnen der Welt. Bildhauer Brindsley Miller erhofft sich von dem Besuch des mysteriösen russischen Millionärs und potenziellen Kunstförderers Godunov den gewünschten Durchbruch. Für diesen wichtigen Gast wertet er seine vier Wände mit den kostbaren Möbeln seines Freundes Harold auf. Der Stromausfall macht jedoch alle grossen Pläne zunichte, der Erfolg der heimischen Vernissage ist ernsthaft gefährdet. Der unerwartete Kurzschluss raubt den Personen nicht nur ihr Orientierungsvermögen, macht sie zu hilflos tapsenden Wesen, sondern verändert auch ihre Handlungsweise. Sie denken, sie würden nicht gesehen und tun Dinge, derer man sich bei Licht schämen müsste. So ist der Zuschauer der Einzige, der in diesem herrlichen Durcheinander den Überblick behält.
Iphigenie auf Tauris
Johann Wolfgang von Goethe. Gespielt von der Neuen Bühne Senftenberg/ Halle. «Ganz verteufelt human» hat Goethe sein Stück selber genannt. Der Stoff ist antik, die Probleme aber sind zeitlos: Vertrauen statt Autorität, Menschenrechte statt Barbarei, Wahrheit statt Lüge, Einsicht statt Anspruch, Versöhnung statt Gewalt. Bereits Euripides und Racine haben Iphigenie-Tragödien verfasst, und von Gluck gibt es zwei Iphigenie-Opern. Fast gleichzeitig mit Gluck begann Goethe, sich mit dem Stoff zu beschäftigen: 1776 entstand eine erste Prosaversion des Stücks, die auf der Italienischen Reise in Verse gegossen und im Jahre 1800 uraufgeführt wurde. Die Neue Bühne Senftenberg hat Goethes Fassung wirksam gekürzt und für ein jung gebliebenes Publikum neu inszeniert.
Vor Sonnenuntergang
Gerhart Hauptmann. Gespielt vom Euro Studio Landgraf. Die Handlung spielt in der High Society der vorigen Jahrhundertwende: Geheimrat Clausen, seit drei Jahren Witwer, lebt im luxuriösen Stil eines Grossindustriellen und herrscht über Zeitungs- und Druckereibetriebe. Clausen, der nach dem Tod seiner Frau «nichts als Fremdheit, Nutzlosigkeit und Trostlosigkeit» erfährt, ist durch die Liebe zur jüngeren Inken Peters neu aufgeblüht. Hauptmann macht klar, wie diese aufrichtig erwiderte Liebe die Lebenslügen einer scheinheiligen Familie ent

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