Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Zwischen Reality-Show und Realität

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Zwischen Reality-Show und Realität

Murtner OS-Schüler «übten» sich vor Gericht

Einen Einblick in die Arbeit des Gerichts hat die OS-Klasse 9c von Murten am vergangenen Freitag erhalten. Bei einem fiktiven Prozess schlüpften sie in die Rolle der zivilen Parteien vor Gericht.

Von CORINNE AEBERHARD

Melanie, welche die Partei der Angeklagten übernahm, gab sich vor Gericht kämpferisch. Sie war äusserst redegewandt und während des Prozesses schaute sie des Öftern herablassend auf die Klägerpartei, das Ehepaar Pont, welches von Melanie und ihrem Mann 350 000 Franken Entschädigung forderte.

Das Ehepaar Pont, gespielt von Arbenita und Roman, kam manchmal in Argumentationsnotstand, so dass ihr Anwalt Theo Studer ihnen flüsternd Schützenhilfe bieten musste, was von Gerichtspräsident Markus Ducret nicht goutiert wurde. Der Anwalt solle seinen Klienten keine falschen Tatsachen einflüstern, mahnte er.

Der Schlagabtausch vor Gericht amüsierte nicht nur die Klassenkameraden im Publikum, sondern auch die Gerichtsbehörden, welche im Gegensatz zu den Personen, die vor Gericht standen, echt waren.

Am Gericht urteilen
Menschen, nicht Maschinen

Gerichtspräsident Markus Ducret freute sich, dass sich die Schülerinnen und Schüler der 9c für die Arbeit der Justiz interessierten. Zu Beginn des Anlasses informierte er die Klasse von Andreas Fritz und Judith Scheuber, wie sich eine Gerichtsverhandlung in der Regel abspielt. «Alle haben ein Recht auf Anhörung. Jede Partei kann ihre Argumente anbringen.» Und jeder, der vor Gericht stehe, habe das Recht auf ein unparteiisches Gericht. Ein Urteil könne auch an eine höhere Instanz weitergezogen werden.

«Bei jedem Verfahren urteilen Menschen, nicht Maschinen oder Computer, und weil die Justiz von Menschen gemacht wird, kann es auch Fehler geben», sagte Ducret der Klasse. In der Schulstunde im Gerichtssaal mussten die Jugendlichen auch zur Kenntnis nehmen, «dass nicht jeder, der Recht hat, auch Recht bekommt. Das sind zwei verschiedene Sachen», klärte Ducret sie anhand eines Beispiels auf.

Nach der kurzen Einführung wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine sammelte Argumente für die Partei der Kläger, die andere für die Ankläger. Die angeschuldigte Partei wurde vom Anwalt Valentin Schumacher vertreten, die Klägerpartei von Theo Studer. Dieser bereitete seine Klientschaft kurz auf den «Show-Prozess» vor und forderte sie auf, auf die bevorstehenden Fragen des Gerichtspräsidenten «irgendetwas zu erzählen, notfalls auch etwas zu erfinden». Sie sollen keine Angst haben, es sei ein Spiel. Im Übrigen seien dies Gerichtsverhandlungen manchmal auch.

Wie richtiges Verfahren

Zurück im Gerichtssaal bezogen die Akteure ihre Plätze und Gerichtspräsident Markus Ducret eröffnete die Verhandlung.

Die Art der Befragung verlief wie bei einem richtigen Verfahren. Die Stimmung war aber deutlich lockerer und mehrmals brachen nicht nur die Schüler, sondern auch die Gerichtsbehörden – nebst dem Präsidenten waren dies zwei Richterinnen und der Gerichtsschreiber – in lautes Gelächter aus.

Beim durchgespielten Fall ging es um zwei 10-jährige Buben (*Emmanuel Pont und *Daniel Rabot), die unter der Anleitung des Vaters von Emmanuel einen Pfeilbogen angefertigt hatten. Durch unglückliche Umstände passierte es, dass Daniel Rabot seinen Freund mit einem Pfeilschuss an der Hand so verletzte, dass er nicht mehr Klavier spielen konnte. Die Eltern des Kindes klagten daraufhin die Eltern von Daniel Rabot ein, weil sie überzeugt waren, dass ihrem Sohn nun eine verheissungsvolle Karriere als Pianist versagt bleibe, und forderten deshalb 350 000 Franken Entschädigung.

Wenn das Publikum richtet

Anders als bei einem normalen Gerichtsverfahren richteten am Freitag nicht die Gerichtsbehörden, sondern Ducret fragte das Publikum um seine Meinung. Bei einer Abstimmung sprachen sich die meisten der OS-Klasse dafür aus, die Klage abzuweisen. Bei den Begründungen gingen die Meinungen aber ziemlich auseinander, wie die engagierte Diskussion zeigte.

Während zweier Lektionen hatten die Schülerinnen und Schüler sich auf die Verhandlung vorbereitet.

War es nun so, wie sie es sich vorgestellt hatten? «Es war wie im Fernsehen», stellte ein Junge fest. Er glaube aber, dass bei einer echten Verhandlung «die Anwälte mehr Power zeigen würden». «Besser als Schule», lautete eine andere Meinung.
Obwohl sie sich so engagiert gezeigt hatte, kann sich Melanie nicht vorstellen, je am Gericht zu arbeiten. Sie will Apothekerin werden, stellt sie klar.

* fiktive Namen

Meistgelesen

Mehr zum Thema