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Widerspruch erwünscht

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«In dieser Arbeit wird jede Person der Person davor widersprechen.» Dieser Satz aus einem Video von John Miller aus dem Jahr 1977 bildet den Ausgangspunkt der Performance «Contradictory Statements», die ab heute während zweier Wochen in der Kunsthalle Fri Art in Freiburg zu sehen ist. Es handelt sich um ein Projekt der beiden Zürcherinnen Michèle Graf und Selina Grüter, umgesetzt mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region. Die Idee ist einfach: Ausgehend von dem Startsatz sagen die Performer – jeweils sechs stehen gemeinsam auf der Bühne – in einer festgelegten Reihenfolge einen Satz, der in irgendeiner Weise dem vorherigen widersprechen muss. Dabei ist alles improvisiert; jeder Dialog verläuft anders und kann jedes beliebige Thema aufgreifen.

Das Sprachexperiment führen Michèle Graf und Selina Grüter auf einer schriftlichen Ebene weiter: Jeweils einer der Künstler transkribiert die Sätze live auf der Bühne. Zusätzlich werden die deutsch gesprochenen Texte simultan ins Französische und ins Englische übersetzt. Die schriftlichen Versionen werden im Fri Art auf die Wände projiziert – und sie sind in Echtzeit auf der Homepage der Kunsthalle zu verfolgen.

Performance als Ausstellung

Der schriftliche Teil sei ein zentraler Bestandteil des Projekts, sagt Selina Grüter. «Damit eröffnet sich ein neuer Blick auf die Sprache und auf die Möglichkeiten von gesprochenem und geschriebenem Text.» Wenn beim Transkribieren oder Übersetzen kleine Fehler oder Ungenauigkeiten entstünden, sei das nicht schlimm, sondern gehöre dazu, so die 27-Jährige. «Es geht nicht um eine perfekte Sprache oder eine perfekte Abfolge, im Gegenteil.»

«Contradictory Statements» ist aber nicht nur ein Spiel mit der Sprache, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Kunstform der Perfor­mance. «Performance wird oft als ein vergängliches Spekta­- kel im Moment wahrgenommen», sagt Michèle Graf. Um das zu ändern, funktioniere «Contradictory Statements» wie eine Ausstellung: mit den Projektionen an den Wänden, mit der Dauer von zwei Wochen – und mit einem Plakat im Nebenraum, welches das Genre noch einmal ganz neu infrage stellt.

«Da bin ich aber verwirrt»

Dass die Performerinnen und Performer sich und ihre Kunst selber ständig hinterfragen, wurde bei den Proben in einer Version der Improvisation deutlich. «Wir werden improvisieren», sagt einer. «Improvisation ist eine Aufgabe», die Nächste. «Improvisation kann nur spontan sein», die Dritte. Immer weiter geht es so; Themen und Meinungen folgen aufeinander. Dabei gibt es auch immer wieder etwas zu lachen. «Da bin ich aber verwirrt», sagt etwa einer – und kann sich ein Kichern nicht verkneifen.

«Contradictory Statements» ausgerechnet im zweisprachigen Freiburg zeigen und entwickeln zu können, sei schön, sagt Michèle Graf. «Für unser Projekt ist das sehr interessant», so die 31-Jährige. «Die meisten beteiligten Künstler kommen aus der Gegend und sind den Umgang mit mehreren Sprachen gewohnt.» Die französische Simultanübersetzung wird denn auch direkt vor Ort gemacht: von einem Mitarbeiter des Fri Art. Die englische Übersetzung hingegen kommt aus Berlin, von einem Künstlerkollegen von Selina Grüter und Michèle Graf, die teilweise in Berlin leben und arbeiten.

Fri Art, Kleinrahmengasse 22, Freiburg. Vernissage: Sa., 3. März, 17 Uhr. Spieldaten am Wochenende: Sa. 17, 19 und 21 Uhr; So. 13, 15 und 17 Uhr. Weitere Daten bis zum 17. März: www.fri-art.ch.

Ausstellung

Experimentelle Filme des Österreichers Marc Adrian

Parallel zu «Contradictory Statements» eröffnet das Fri Art heute in seinen Räumen im ersten Stock auch eine Ausstellung mit experimentellen Filmen des österreichischen Künstlers Marc Adrian (1930–2008). Adrian zählt zu den wichtigsten abstrakten Künstlern Österreichs und ist vor allem bekannt für seine Bilder und Zeichnungen. Er war aber auch ein Pionier des Experimentalfilms. «Dabei war er stets vom Prinzip des Zufalls geleitet, das ihn seit seiner Jugend interessierte», sagt Balthazar Lovay, Direktor der Kunsthalle. Für seine Filme nutzte Adrian frühe Computer, die er mit Material fütterte, das die Rechner dann nach Zufallskriterien ordneten. Buchstaben, Worte oder Bilder werden so zu einem beliebig modulierbaren Vokabular. Die Filme, die im Fri Art zu sehen sind, stammen aus den Jahren 1958 bis 1977.

cs

Die Ausstellung läuft bis zum 18. März. Mi. bis Fr. 12 bis 18 Uhr, Sa. und So. 13 bis 18 Uhr. Do., 15. März, 12 bis 22 Uhr.

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