Ein zierlicher Mann, eine Gitarre, eine glasklare Stimme, und das alles nicht etwa auf einer Konzertbühne, sondern unter freiem Himmel, auf einem hoch an der Fassade vor einem Fenster montierten Stuhl, im Licht eines einsamen Scheinwerfers, der die Abenddämmerung durchbricht: Stimmiger hätte der Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Kulturzentrums Nouveau Monde in Freiburg nicht sein können.

Nahe bei den Leuten

 Mit dem Überraschungskonzert des Genfer Musikers Jerrycan, das am Donnerstagabend im Anschluss an die offizielle Feier stattfand, lancierten die Verantwortlichen eine zweiwöchige Veranstaltungsreihe. Alle Anlässe werden ausserhalb der Mauern des Alten Bahnhofs durchgeführt, wo das Nouveau Monde seit 2007 zu Hause ist. Mit dem «Extra Muros»-Programm erinnert das Kulturzentrum zum einen an seine Vergangenheit: Nachdem das frühere Lokal an der Zeughausstrasse 2003 total abgebrannt war, musste das Nouveau Monde mehrere Jahre ohne festen Standort auskommen. Zum anderen solle das Programm, das an verschiedenen Orten in Freiburg stattfindet, die Nähe zur Stadt und zur Bevölkerung betonen und Begegnungen zwischen Publikum und Künstlern ermöglichen, sagte Stéphanie Bender, Direktorin des Nouveau Monde, in ihrer Jubiläumsansprache.

«Sprung ins Leere»

Dass die Idee funktioniert, zeigte das Konzert von Jerrycan. Hoch oben auf seinem eigens gebauten Holzstuhl lockte er mit seiner berührenden Stimme in kürzester Zeit das Publikum an: Gäste der Jubiläumsfeier und des Cafés im Alten Bahnhof versammelten sich ebenso wie zufällige Passanten und verblüffte Zugpassagiere. Und sie wurden nicht enttäuscht: Jerrycan verzauberte sie mit seiner Musik, unterhielt mit witzigen Sprüchen, erntete Begeisterung, als er nach ein paar Liedern von seinem Stuhl auf eine Matratze sprang–eine Hommage an Yves Kleins «Sprung ins Leere»–und brachte den einen oder anderen unter dem einsetzenden Nieselregen sogar zum Tanzen.

Das Nouveau Monde mache Kultur für alle, sagte passend dazu Vereinspräsidentin Sandra Daguet, und das «in einer Stadt, in der alles möglich ist». Damit das auch in Zukunft so bleibt, verschrieb Raphaël Kummer, Mitgründer und langjähriger Direktor des Nouveau Monde, dem Kulturzentrum einen Zaubertrank mit drei Zutaten: Freude, Abenteuerlust und Freiheit. Ein besseres Symbol als Jerrycan hätte es dafür kaum geben können.