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«Mein Leben hat einen zentralen Sinn»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Drei Mal pro Tag betet sie, ihren Lohn teilt sie mit ihrer Ordensgemeinschaft, und ihre Kräfte stellt sie ganz in den Dienst der Bedürftigen: Schwester Dorothea Jaros, in Alterswil aufgewachsen, führt ein Leben, das für viele nach Verzicht und Selbstaufgabe tönt. Sie aber sagt: «Mein Leben hat einen zentralen Sinn. Das ist doch attraktiv.»

Die FN treffen die heute 49-Jährige in ihrer jetzigen Wirkungsstätte in Allschwil bei Basel, wo sie ein Haus für Frauen in Not führt. Das Haus befindet sich in einem ruhigen Wohnquartier. Das Zimmer, in dem das Gespräch stattfindet, dient normalerweise als Beratungsraum, in denen die drei Schwestern sowie sechs weitere Angestellte den Frauen helfen, ihren Alltag neu zu organisieren.

Die Frauen, die im Haus ein Obdach finden, sind einerseits Opfer von häuslicher Gewalt, andererseits Frauen, die aus verschiedenen Gründen zeitweise kein Dach über dem Kopf haben oder etwa aufgrund einer Schwangerschaft von der Familie verstossen wurden. «Wir kümmern uns um Frauen jeden Alters und jeder Nationalität, um Alleinstehende oder um solche mit Kindern», sagt Schwester Dorothea Jaros.

Das Zimmer ist mit älteren dunkelbraunen Möbeln eingerichtet, ein grosses Fenster erhellt es, an der Wand hängt ein Kreuz. «Das Konzept des Hauses basiert auf dem christlichen Menschenbild, wir missionieren hier aber nicht», betont sie. «Es wäre unfair, die Notlage der Frauen auszunutzen.» Auch habe es viele Frauen aus anderen Glaubensrichtungen, die im Haus Zuflucht suchten.

Wie das Verlieben

Als Schwester Dorothea Jaros mit elf Jahren den Wunsch äusserte, Ordensschwester zu werden, belächelte ihre Familie sie noch. Acht Jahre später war ihr Entscheid aber gereift: Nach der Matura am Kollegium Heilig Kreuz in Freiburg trat die junge Frau dem Orden der Ingenbohler Schwestern bei.

Der Ruf sei bei ihr ein längerer Prozess gewesen, erzählt sie. Die Religion, der katholische Glaube, habe in ihrer Familie eine wichtige Rolle gespielt. Zwischen 11 und 19 Jahren habe sie sich immer wieder mit dem Gedanken beschäftigt, Ordensschwester zu werden. «Jeder Entscheid ging schliesslich in diese Richtung», sagt sie. «Dann gibt es aber noch einen geheimnisvolleren Teil des Rufs», erklärt sie. «Es ist so, wie wenn man sich in jemanden verliebt. Es ist etwas, das man im Herzen hat.»

Ihr Eintritt in den Orden liegt 30 Jahre zurück, doch schon damals gab es nicht mehr viele junge Frauen, die diesen Weg wählten. Heute sind es ein gutes Dutzend der insgesamt 470 Ingenbohler Schwestern in der Schweiz, die das Pensionsalter noch nicht erreicht haben. «In meinem ganzen Umfeld war ich damals die Einzige, die Schwester wurde», sagt sie. Ihre Mitschülerinnen am Kollegium hätten verständnisvoll auf ihren Entscheid reagiert. «Viele sagten mir, dass es zu mir passt.»

Im gleichen Jahr, in dem Schwester Dorothea Jaros ins Kloster eintrat, heiratete eine ihrer älteren Schwestern. Alle ihre vier Geschwister gründeten später eine Familie. «Ich habe mich bewusst gegen ein solches Leben entschieden. Für mich war früh klar, dass ich mich nicht auf eine Familie beschränken möchte, sondern Aufgaben wahrnehmen will, die darüber hinaus gehen.» Männer hätten ihr durchaus gefallen. «Ich habe mich hin und wieder verkuckt, aber ich wollte mich nicht darauf einlassen.»

In der Guglera tätig

Die ersten drei Jahre in der Gemeinschaft der «Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz» verbrachte Schwester Dorothea Jaros im Mutterhaus in Ingenbohl im Kanton Schwyz. «Das Klosterleben ist Übung, es war ein Vorteil, dass ich so jung war», sagt sie. Dennoch sei der Eintritt ein grosser Schritt gewesen. «So, wie es immer ein grosser Schritt ist, wenn man das Elternheim verlässt», sagt sie. Nach drei Jahren legte sie ihr erstes Gelübde ab, weitere sechs Jahre später folgte das Versprechen auf Lebenszeit.

Nach ihrem Studium zur Sekundarlehrerin an der Universität Freiburg arbeitete sie am Institut Guglera in Giffers bis zu dessen Schliessung im Jahr 2007. Ein Jahr später begann sie ihre Arbeit in Allschwil und machte zudem einen Bachelor in Sozialarbeit: «Und endlich hatte der Topf seinen Deckel gefunden», sagt sie. Viel schwerer als ihr Entscheid, Schwester zu werden, sei ihr nämlich gefallen, ihr Einsatzgebiet zu finden. «Das soziale Engagement hat mich immer gereizt. Ich wollte in einen tätigen Orden, nicht einfach ins Kloster», sagt sie. Doch erst in Allschwil habe sie gemerkt, dass es am besten zu ihr passe, kleine Gruppen oder Einzelpersonen zu betreuen.

Der Ehe ähnlich

Die Arbeit im Haus für Frauen in Not ist ein Fulltime-Job; Schwester Dorothea Jaros ist 24 Stunden pro Tag vor Ort. «Mit einer Familie daneben könnte ich die Aufgabe unmöglich bewältigen», sagt sie. Einen Tag pro Woche hat sie frei, an dem sie sich zurückzieht. Den Sonntag verbringt sie meist mit ihren zwei Mitschwestern. Mit ihnen betet sie auch drei Mal am Tag, und wenn die Zeit reicht, meditieren sie morgens gemeinsam. «Wir versuchen auch, regelmässig in die Kirche zu gehen.» Wobei «regelmässig» täglich bedeutet.

Ihre Beziehung zu Gott vergleicht Schwester Dorothea Jaros immer wieder mit der Ehe. Auf den Einwurf, dass von Gott aber wohl wenig zurückkomme, sagt sie: «Diesen Eindruck haben wir, weil wir blind und taub sind.» Es sei eine Übungssache; beim Meditieren, beim Gebet spüre sie, dass etwas zurückkomme. «Mein Glaube sagt mir, dass die Antworten von Gott kommen. Ob das wirklich so ist, weiss ich nicht. Aber für mich hat es Substanz.»

Wie in jeder Beziehung würden auch Krisen dazugehören. «Doch bisher hat mich jede Krise in meinem Glauben gefestigt.» Ob sie nicht trotzdem manchmal einsam sei? «Wer ist das schon nicht?», fragt sie zurück. Sie habe sich immer bemüht, in der Ordensgemeinschaft Anschluss zu finden. «Aber es stimmt, anders als in einer Ehe wählen wir unsere Mitschwestern nicht selbst.» Es sei nicht immer einfach gewesen, eine passende Ansprechpartnerin zu finden, doch mittlerweile habe sie gute Gesprächspartnerinnen. Mit einer Mitschwester gehe sie auch gelegentlich ins Kino.

Und wie ist es mit der fehlenden körperlichen Nähe? Sie habe eine Familie und Mitschwestern, die sie auch Mal in den Arm nehme, sagt Schwester Dorothea Jaros darauf. «Aber intime Beziehungen gibt es nicht. Ich bin eine vollständige Frau, deshalb ist dieser Verzicht nicht immer einfach.»

Materieller Verzicht

Auch im materiellen Bereich verzichtet Dorothea Jaros auf Vieles: Ihr ganzer Lohn geht an die Gemeinschaft. «Dafür erhalten wir von der Gemeinschaft alles, was wir zum Leben brauchen», sagt sie. Je nach Bedarf erhält sie ein Taschengeld, das sie in erster Linie für Kosmetik- und Hygieneartikel, gelegentliche Zugreisen oder Bücher verwendet. «Ich muss mich vor jeder Ausgabe fragen: Brauche ich das wirklich?»

Schwester Dorothea Jaros sieht aber die positiven Aspekte: Sie müsse keine Steuererklärung selbst ausfüllen, müsse nicht kochen, nicht waschen. «Ich werde auch nicht arbeitslos, geht meine Aufgabe hier zu Ende, werde ich eine andere erhalten.» Und im Alter werde für sie gesorgt sein.

Wie lange sie noch in Allschwil bleibe, wisse sie nicht. «Ich weiss nur, dass mein Auftrag begrenzt ist. Vielleicht geht das Haus einmal in andere Hände über oder die Gemeinschaft braucht mich an anderer Stelle nötiger.» Sie sei offen und sie werde auch mitreden können, wenn es um einen neuen Auftrag gehe. «Aber es ist klar, ich entscheide nicht alleine, was sein wird.»

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