Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Amerikaner haben ganz anderen Stil»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Mit dem Verkauf der Firma Saia-Burgess Controls an den US-Konzern Honeywell kam es im Februar 2013 zu einem Wechsel an der Firmenspitze: Auf den langjährigen Geschäftsführer Jürgen Lauber folgte Ernst Malcherek, der zuvor verschiedene Führungspositionen im Honeywell-Konzern bekleidet hatte. Jürgen Lauber stand dem Unternehmen weiterhin in beratender Funktion zur Verfügung. Vor einigen Wochen ist Laubers Beratungsmandat nun ausgelaufen und er ist nicht mehr für Saia-Burgess Controls tätig. Auf Anfrage der FN äusserte sich Lauber zur Übernahme durch den US-Konzern Honeywell und den im Februar bekannt gewordenen Stellenabbau bei Saia-Burgess Controls: Betroffen sind 39 Stellen, die teilweise in eine Honeywell-Produktionsstätte in Tschechien ausgelagert werden (siehe Kasten unten links).

Grössere Risiken

«In meiner Beratungsfunktion hatte ich in Murten keine operativen Tätigkeiten mehr inne», sagt Lauber. «Ich war im deutschen Markt und Vertrieb engagiert, um das weitere Wachstum zu sichern.» Regelmässig habe er sich mit dem neuen Geschäftsführer, Ernst Malcherek, ausgetauscht.

Bis jetzt laufe es bei der Saia wie bisher rund, das Wachstum sei gut. Einzig die Firmenlogos seien abgeändert worden. «Was die Zukunft bringt, bleibt offen», so Lauber. Das Unternehmen in Murten habe mit dem neuen Eigentümer Honeywell ein besseres Entwicklungspotenzial als noch unter Johnson Electric. «Es gibt aber auch grössere Risiken.»

«Die Amerikaner haben einen ganz anderen Stil, Unternehmen zu führen, als bei uns in Europa», sagt Lauber. Sie arbeiteten sehr professionell und korrekt, daran gebe es keinen Zweifel. Doch seine Führungskultur sei der amerikanische Top-down-Ansatz nicht, sagt Lauber. «Sie führen funktional–in den USA gibt es für alles einen Chief.» Zum Beispiel einen für den weltweiten Einkauf von Verbrauchsartikeln wie Toilettenpapier. «Dieser schaut nicht nach links und nicht nach rechts, macht einfach sein Ding und trägt keine unternehmerische Gesamtverantwortung.» Was Lauber in der amerikanischen Führung jedoch fehlt, ist Innovationskraft und Wachstum durch Gewinnung neuer Kunden.

 Strukturell habe sich im Unternehmen bis anhin nicht viel verändert. «Im Sommer steht die Umstellung auf SAP an, das ist eine Herausforderung und ein kritischer Meilenstein für die Zukunft.»

 Zwei Jahre lang keine Miete

 Richtig anspruchsvoll werde es aber erst 2015: «Dann wird sich zeigen, ob die Strategie von Honeywell funktioniert.» Und ob die Rechnung mit der Verlagerung eines Teils der Produktion nach Tschechien aufgeht. «Honeywell muss Johnson Electric die ersten zwei Jahre keine Miete für das Werk in Murten bezahlen.» Dies sei bei der Übernahme so vereinbart worden. «Im dritten Jahr steigen dadurch die Kosten in Murten durch die fällige Miete.» Das mache eine Reduktion der Produktionsfläche mittels Verlagerung nach Tschechien in ein bestehendes, nicht voll ausgelastetes Honeywell-Werk attraktiv.

Lauber sieht für Saia-Burgess Controls unter dem neuen Eigentümer ein sehr grosses Potenzial, «die Amerikaner können aber auch fatale Fehler machen». Ein massiver Abfluss von Know-how in Murten müsse unter allen Umständen vermieden werden. «Insbesondere der Bereich Entwicklung ist kritisch», sagt der ehemalige Geschäftsführer.

Geldberg häuft sich an

Weshalb der US-Konzern Honeywell Saia-Burgess Controls gekauft hat, ist für Lauber klar: «Sie müssen Firmen einkaufen, weil sie in der Schweiz sehr viel Cash haben und das Geld nicht in die USA bringen können, weil sie es dort versteuern müssten.» Angehäuft habe sich das Geld, weil die Schweiz eine attraktive Steueroase für Konzerne sei. «Diese legen ihren europäischen Sitz in die Schweiz und wickeln von hier aus alle Geschäfte ab mit den Kunden in Europa.» Der Konzern zahlt so laut Lauber in den Nachbarländern keine Steuern mehr und ist in der Schweiz über viele Jahre steuerbefreit. «Damit weist der Konzern einen steigenden Nachsteuergewinn aus, selbst wenn die Weltkonjunktur nicht gut läuft. Alle Aktionäre sind begeistert.»

Die Sache habe jedoch zwei Haken: «Das Geld sitzt in der Schweiz und kann nicht in die USA transferiert werden.» Damit häufe sich hier ein Geldberg an. Der zweite Haken an diesem Erfolgsmodell sei, dass jahrzehntelang gewachsene Unternehmensstrukturen in den Nachbarländern zerstört würden: «Damit das Steuersparmodell funktioniert, muss der Konzern nachweisen, dass er die Schlüsselfunktionen seines europäischen Geschäftes samt den Fachleuten in die Schweiz verlagert hat», erklärt Lauber. «Die lokalen Unternehmen des Konzerns verlieren so viel Know-how durch Abwanderung von Mitarbeitenden in Schlüsselfunktionen in die Schweiz oder zur Konkurrenz.»

 Wettbewerber aufkaufen

Wenn in Steueroasen Steuern gespart würden, schwäche dies die Wettbewerbskraft des Konzerns am Absatzmarkt, sagt Lauber. «Um das zu kompensieren, müssen dynamische, starke Wettbewerber vom Markt aufgekauft und integriert werden.» Dieser Effekt der Steueroase Schweiz sei nun bei der Saia-Burgess Controls in Murten eingetroffen.

 Was weiter mit Saia-Burgess Controls passiert, wird Lauber verfolgen und von aussen beeinflussen: «Ich bin seit Anfang März in der Geschäftsleitung von drei wichtigen Grosskunden als Berater tätig.»

 Dass Lauber nach 13 Jahren nicht mehr für die Saia-Burgess Controls arbeitet, ist für den 53-Jährigen inzwischen nicht mehr so tragisch. «Ich war vorher zwar schon überzeugt, dass ich bei der Saia in Pension gehen würde.» Er sei insbesondere schockiert gewesen, als die Amerikaner zuerst wollten, dass er vor der Übernahme freiwillig zurücktritt. Dies habe er jedoch absolut nicht gewollt. «Aber ich bin flexibel genug, andere Sachen zu machen, und zum Glück finanziell weitgehend unabhängig.»

 Intermezzo als Publizist

Im Moment schreibe er sein erstes Buch über das «Bau(un)wesen» in Deutschland fertig. «Das Thema hat mich gefunden, ich habe es nicht gesucht.» Da Saia-Burgess Controls auch Teile für Heizungen oder beispielsweise Klimaanlagen herstelle, helfe dieses Buch, das Geschäft von Saia-Burgess Controls in Deutschland zu fördern. «Und nach meinem Intermezzo als Publizist werde ich künftig sicher wieder ein Unternehmen führen», sagtLauber lachend.

Jürgen Lauber. Bild Etelka Müller

«Das Geld sitzt in der Schweiz und kann nicht in die USA transferiert werden.»

Jürgen Lauber

Ehemaliger Geschäftsführer der Saia-Burgess Controls AG

Umstrukturierung: Kündigungen sind unumgänglich

D ie Saia-Burgess Controls AG hat im Februar angekündigt, einen Teil der Produktion auszulagern und Stellen zu streichen. Mittlerweile ist die Konsultationsphase mit der Arbeitnehmervertretung abgeschlossen. 28 Kündigungen unbefristeter Arbeitsverhältnisse seien unvermeidlich, teilte Helena Jansen von der Zoebeli Communications AG in Bern im Auftrag von Saia-Burgess Controls schriftlich mit. Zusätzlich würden die Verträge von sechs temporären Mitarbeitenden auslaufen. Zeitgleich mit der Konsultationsphase sei der Sozialplan verhandelt worden, so Jansen. Dieser basiere auf den Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrags der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Laut Jürgen Lauber sind in Murten 230 Personen angestellt.

Armand Jaquier, Generalsekretär der Unia Freiburg, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern. Er sei noch nicht im Detail informiert. emu

Zur Person

Doppelbürger mit Wohnort Courgevaux

Der 53-jährige Jürgen Lauber hat in Karlsruhe Elektrotechnik mit Fachgebiet Prozessmesstechnik und Automation studiert. Der ehemalige Geschäftsführer der Saia-Burgess Controls AG besitzt sowohl die Schweizer als auch die deutsche Staatsbürgerschaft und lebt in Courgevaux. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 17 und 20 Jahren.emu

Saia-Burgess: Erste Übernahme vor neun Jahren

I m Frühling 2005 kündigte der japanische Konzern Sumida an, das Murtner Unternehmen Saia übernehmen zu wollen. Der Verwaltungsrat wehrte sich jedoch gegen die Übernahme. Mit Johnson Electric aus Hongkong fand sich ein akzeptabler Käufer. Seit Februar 2013 gehört nun ein Standbein der Saia, die Saia-Burgess Controls, dem Konzern Honeywell. Saia-Burgess Controls entwickelt und produziert elektronische Komponenten und Systeme der Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik für Heizungen, Lüftungen und Klimaanlagen, Energiemanagement, Verkehr sowie für die Gas- und Wasserversorgung. emu

Meistgelesen

Mehr zum Thema