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Von Schwarzbeinigkeit und Blattläusen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Es ist nicht das erste Mal, dass Jonas Aebischer auf dem Kartoffelfeld in Bösingen die Reihen abläuft und hie und da mit dem Karst, einer Art Hacke, eine Staude ausreisst, sie kurz anschaut und das Grün samt den daran hängenden Kartoffeln in einem Juteumhang verstaut. Auf seinem 3,3 Hektaren grossen Acker pflanzt er zusammen mit seinem Vater Fridolin die Sorten Challenger und Agria an. Sie tun dies im Auftrag der Saatzuchtgenossenschaft Düdingen. Die Kartoffeln, die sie ernten, sind keine Speisekartoffeln: Sie werden früher geerntet als andere Kartoffeln, sind also kleiner und sollten nächstes Jahr als Saatgut für die Vermehrung verwendet werden.

Sehr viel Schwarzbeinigkeit

Nicht immer läuft dies nach Plan. «Dieses Jahr haben wir grosse Probleme mit der Schwarzbeinigkeit», sagt er und zeigt eine Kartoffelstaude mit dunkel gefärbten Wurzeln. Diese von Bakterien verursachte Krankheit lässt die Kartoffeln faulen und mindert den Ertrag. «Letztes Jahr war es sehr feucht auf den Feldern. Da sich die Bakterien durch das Wasser verteilen, sind sie wohl letztes Jahr von Knolle zu Knolle gewandert und zeigen mit der aktuellen Hitze deutliche Symptome auf.»

Ein Laie kann eine angesteckte Pflanze kaum von einer gesunden unterscheiden. «Sie zeigen Anzeichen, als ob sie Durst hätten: Die Blätter sind leicht welk.» Gezielt hackt er hier und dort eine Staude aus und hat immer recht. «Mit der Zeit bekommt man Übung.» Weil heuer die Zahl der kranken Stauden überdurchschnittlich hoch ist, haben er und sein Vater bereits viele Stunden mit Ablaufen der Furchen verbracht – in der Hoffnung, möglichst viele befallene Stauden entfernen zu können und eine Ausbreitung zu verhindern. «Wenn man Pech hat, nimmt die Krankheit Überhand und das Feld ist verloren.» Denn die betroffenen Kartoffeln können nicht mehr als Saatgut verwendet werden. Bisher gibt es kein Mittel, um die Schwarzbeinigkeit zu bekämpfen.

Blattläuse übertragen Viren

Noch schwieriger ist es, das zweite Übel zu entdecken: die Viruskrankheit Mosaik, bei der sich im Anfangsstadium auf den Blättern gelbliche mosaikartige Muster bilden. Dieser Virus befällt die Knolle und mindert auch hier den Ertrag. Er wird vor allem durch Blattläuse übertragen. Diese fühlen sich eigentlich wohler auf Margeriten und Sonnenblumen. Weil die Kartoffeln aber vegetativ früher sind, weichen sie auf diese aus und tragen somit die Krankheit weiter. Eine Behandlung mit Mineralöl schützt die Blätter zwar eine Weile vor Blattlauseinstichen, das reicht aber nicht lange vor.

Schwarzbeinigkeit und Mosaik sind nur zwei Krankheiten, die dem Züchter das Leben schwermachen, einige Sorten sind anfällig auf den Blatt­rollvirus oder die Kraut- und Knollenfäule.

Die Ernte vom Hof Aebischer wird von der Saatzuchtgenossenschaft Düdingen kontrolliert. Ein Feldbesichtiger beurteilt bei einer ersten Besichtigung den allgemeinen Stand der Kultur und vermerkt allfällig erkrankte Pflanzen auf seinem Formular. Bei einer zweiten Besichtigung wird entschieden, ob das Feld als Saatgut anerkannt wird oder nicht. «Gewisse Toleranzen sind zugelassen», erklärt der 29-Jährige. Da er selbst nebenbei auch als Feldbesichtiger wirkt, weiss er genau, was es verträgt. Nach der Ernte werden die Kartoffeln jedes Züchters stichprobenartig kontrolliert. Ist die Keimfähigkeit zu klein oder die Virenzahl zu hoch, wird sie entweder nicht als Vermehrungssaatgut akzeptiert oder – im schlimmsten Fall – nicht einmal als Gebrauchssaatgut für Speisekartoffeln.

Mehr Blattläuse als sonst

In etwa zwei Wochen findet auf dem Feld der Familie Aebischer die Krautvernichtung statt: Die Kartoffelstauden werden mit einem chemischen Mittel behandelt, das die Grünteile verbrennt und zum Absterben bringt. Wann dies geschieht, bestimmen die Blattläuse. Die Forschungsanstalt Changins zählt die Blattläuse aus: Ist eine bestimmte Anzahl erreicht, muss im ganzen Feld die Krautvernichtung vorgenommen werden. «Würde man dann zuwarten, besteht das Risiko, dass die Blattläuse die Infektion weitertragen.» 2017 sei die Zahl der Blattläuse im Vergleich der letzten 20 Jahre leicht über dem Durchschnitt.

Die Kartoffeln bleiben dann zur Nachreife noch etwas im Boden. Jonas Aebischer hofft auf gutes Wetter bei der Ernte. Wenn es zu nass ist, besteht die Gefahr, dass die Bakterien sich durch die nasse Erde weiter ausbreiten. «Je länger man mit der Ernte wartet, desto gefestigter sind die Schalen. Das macht es Bakterien dann auch schwerer durch die Schale zu dringen.» Damit die Kartoffeln als Saatgut zugelassen werden, dürfen sie gewisse Masse nicht über- oder unterschreiten.

Gleiche Preise

Saatzüchter und Speisekartoffelproduzenten erhalten den gleichen, sortenabhängigen Basispreis. Weil die Saatkartoffeln aber früher geerntet werden, können Saatzüchter die kleinere Menge abliefern. Sie erhalten deshalb vom Bund pro Hektar 700 Franken Direktzahlungen. Zudem entschädigt die Saatzuchtgenossenschaft Düdingen sie für ihre Arbeit mit Nachzahlungen: Je besser der Handel mit Saatgut läuft, desto höher fallen diese aus. Auf der anderen Seite springt die Genossenschaft auch ein, wenn es – wie letztes Jahr – mal nicht gut läuft. Dann unterstützt sie die Züchter mit Beiträgen aus einem Fonds.

Eine Familientradition

Für Jonas Aebischer ist es selbstverständlich, Saat- und nicht Speisekartoffeln zu produzieren. «Schon mein Grossvater war Saatzüchter», erklärt er. Das sei Familientradition. Trotz der vielen Handarbeit und der Unsicherheit, ob die Ernte all den Schwierigkeiten trotzen kann, spricht er voller Begeisterung darüber. «Ja, es braucht einiges an Wissen und Arbeit, bis gutes Saatgut entsteht. Wir haben den Ehrgeiz, das Möglichste zu tun, um gute Qualität zu erreichen.»

Die Saatgutproduktion nimmt nur einen Teil des Arbeitsalltags von Jonas und Fridolin Aebischer ein. Die Generationengemeinschaft betreibt, auf zwei Standorte in Bösingen und Wünnewil verteilt, einen Mischbetrieb mit 39 Hektaren. Im Stall stehen 37 Milchkühe und 20 Jungtiere. Dazu gehört ein Schweinemastbetrieb mit 164 Plätzen. Die Familie baut nebst Zuckerrüben, Mais und Saatkartoffeln auf knapp 19 Hektaren Weizen, die Futtergetreide Gerste und Triticale, sowie Eiweisserbsen an – auch diese vier Produkte dienen als Saatgut. Die Feldreinigung ist bei Getreide aber weniger aufwendig: Es geht vor allem darum, fremdes Getreide und Unkräuter wie das Klettenlabkraut, Wicken und Hederich zu entfernen.

Serie

100 Jahre Saatzucht Düdingen

Die Saatzuchtgenossenschaft Düdingen feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass greifen die FN in einer losen Serie verschiedene Aspekte rund um Getreide­saatgut und Pflanzkartoffeln auf. Alle Artikel sind auf der FN-Homepage nachzulesen: www.freiburger-nachrichten.ch/dossiers

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