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Im Schaukelstuhl sitzen und alt sein

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand erzählt, er habe nichts getan. Weder ferngesehen noch gejätet, weder gekocht noch Rad gefahren, oder das Auto gewaschen?

Nichtstun ist verpönt, mich dünkt, speziell ungern gesehen wird es bei älteren Menschen. Junge chillen, Alte tun nichts. Alte sollen zwar den Ruhestand geniessen, aber bitte aktiv, ja nicht rasten oder gar rosten.

«Früher», meinte ein Bekannter leicht frustriert, «durfte man mit 75 Jahren im Schaukelstuhl sitzen und alt sein.» Besagter Herr ist durchaus noch rührig, er verbindet den täglichen Einkauf mit dem Zeitungslesen in seiner Stammbeiz, er geht ab und zu ins Kino oder Theater, trifft Freunde und Familie.
Zwischendurch aber sitzt er im Schaukelstuhl und tut nichts (und dies zunehmend häufiger).

Früher durfte man alt sein. Diese Bemerkung hat mich nachdenklich gestimmt. «Unternimm etwas!», fordert man untätige Senioren – scheinbar wohlwollend – auf. Wie alt muss man sein, um zugeben zu dürfen, dass der Körper schneller ermüdet, man sich langsamer erholt und mehr Ruhe braucht, dass die goldenen Jahre beschwerlich(er) werden? Es entspricht dem Lauf des Lebens, dass die Kraft weniger wird und eines Tages aufgebraucht ist. Warum fällt es so schwer, diese Tatsache anzuerkennen und auszusprechen? Als wären Altsein und Altwerden ein Makel.

Anthony Quinn soll gesagt haben: Auch mit sechzig kann man noch vierzig sein – aber nur noch eine halbe Stunde am Tag. Er hat wohl nicht ganz unrecht (auch wenn ich denke, dass die halbe Stunde am Tag etwas tief geschätzt ist).

Wir alle altern – aber nicht alle im gleichen Tempo. Wo der eine mit sechzig oder siebzig noch einen Viertausender besteigt, eine geniale Erfindung macht oder Präsident eines Landes wird, ist ein anderer zufrieden, Tomaten zu ziehen oder in einem Buch zu blättern. Und vielleicht ist ihm bereits das zuweilen zu viel. Weil er ein Leben lang hart gearbeitet hat, sein Körper erschöpft und verbraucht ist, ihm jeder Knochen wehtut, weil seine Augen im schlechten Arbeitslicht ermüdet sind, die Hände verformt vom Heben, Stemmen, Schieben. Weil sie ein Tinnitus plagt, den sie sich am lärmerfüllten Arbeitsplatz geholt hat, weil sie vierzig Jahre lang von früh bis spät auf den Beinen stand, weil sie immer hat reden, zuhören, anpacken müssen …

Unser Körper ist eine Ansammlung von Verschleissteilen. Organe, Muskeln, Knochen, Haut, jedes Teil wird täglich beansprucht und zeigt irgendwann Ermüdungsspuren.

Altern ist individuell, wie es alle anderen Entwicklungsphasen auch sind. Niemand muss sich für seinen Rhythmus rechtfertigen oder gar schämen. Die eine macht sich noch selbstständig, der andere entdeckt seine Leidenschaft für die chinesische Kultur oder Küche. Eingangs erwähnter Herr sitzt gerne im Schaukelstuhl. Ich habe keine Motivationsvorschläge für ihn, ich lasse ihn gerne in seinem Stuhl schaukeln und chillen. Mit weit über siebzig Jahren hat man es sich verdient zu machen, was einem guttut.

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