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100 Jahre SVP Freiburg: «Die Geschichte der SVP ist wie ein Baum»

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Anlässlich des 100. Geburtstages der Freiburger SVP analysiert Professor Damir Skenderovic die Geschichte dieser Partei.

2023 hatte die Freiburger SVP doppelten Grund zur Freude: Nicht nur konnte die Partei einen zweiten Sitz im Nationalrat zurückgewinnen, auch feierte sie ihren 100. Geburtstag. Aus diesem Anlass blickt Damir Skenderovic, ordentlicher Professor für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg, auf die Geschichte und Entwicklung der SVP Freiburg zurück. Die Politik- und Kulturgeschichte, die historische Parteienforschung und der Rechtspopulismus gehören zu Skenderovics Forschungsschwerpunkten.

Damir Skenderovic, die SVP Freiburg feiert in diesem Jahr 100 Jahre Bestehen. An ihrem Ursprung steht die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, kurz BGB. Wie spielte sich die Gründung ab?

Interessant an der Freiburger SVP beziehungsweise BGB ist, dass es zwei Gründungsgeschichten gibt: Auf der einen Seite gab es einen Gründungsversuch 1921 im Seeland, der vom Kanton Bern her beeinflusst und protestantisch geprägt war. Auf der anderen Seite gab es 1922 die erfolgreiche Gründung im stark landwirtschaftlich und katholisch-konservativ geprägten Vivisbachbezirk. Die Freiburger Sektion hiess damals auch nicht BGB, sondern «Parti paysan». In Freiburg ist gut sichtbar, dass die Partei von Anfang an auf verschiedenen Füssen stand. In der Geschichte der Partei zeigten sich jeweils die lokalen Besonderheiten und politischen Machtkonstellationen, die unterschiedlichen Namensbezeichnungen und thematischen Schwerpunkte. Der Schweizer Föderalismus spiegelte sich wider in der Entstehung der BGB.

Welche politischen Positionen vertrat die Partei in ihrer Anfangszeit?

Die BGB war eine rechtskonservative Partei, die sich stark über die Verbindung zur Landwirtschaft definierte. Sie entstand als Opposition zum Freisinn. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges war diesem vorgeworfen worden, zu industriefreundlich zu sein. Der Bauernstand werde vernachlässigt.

16 Jahre musste die Freiburger BGB warten, ehe sie einen Vertreter ins Bundeshaus schicken konnte. 1939 schaffte Robert Colliard, Gründungsmitglied, Syndic von Châtel-Saint-Denis und Grossrat, den Sprung nach Bern. War das spät?

Das war in der Tat vergleichsweise spät. Diese Wartezeit hängt mit der damaligen Dominanz der Katholisch-Konservativen Partei in Freiburg zusammen. Diese konnte nämlich die Landwirte, eine politisch wichtige Berufsgruppe in Freiburg, gut bei sich integrieren. Bei den Wahlen dominierten die Katholisch-Konservativen jeweils klar, gefolgt von der FDP und den Sozialdemokraten mit grossem Abstand.

Eine Durststrecke erlitt die Freiburger BGB von 1963 bis 1983. In dieser Zeit war sie nicht im Nationalrat vertreten. Wie präsentierte sich die Lage der Partei?

Diese Abwesenheit im Nationalrat spiegelt wider, was auf nationaler Ebene passierte. Die BGB stagnierte damals. Denn ab den 1960er-Jahren fanden verschiedene Umbrüche in der Gesellschaft statt: Es gab die 68er, den Rückgang des Landwirtschaftssektors und gleichzeitig die Zunahme des Dienstleistungs- und des Industriesektors. Die BGB verlor zunehmend den traditionellen Rückhalt des landwirtschaftlichen Bevölkerungsteils. In den 1970er-Jahren versuchte die Partei darum, sich neu zu positionieren, kantonal und national. Sie präsentierte sich immer mehr als eine Mittelstandspartei für das Gewerbe und das bürgerliche Milieu. In Freiburg dauerte es länger, bis sie über die Krise des Agrarsektors hinweg war. Insgesamt war die Neupositionierung mit ziemlichen Schwierigkeiten und einer Orientierungslosigkeit verbunden. Man experimentierte ab den 1970er-Jahren, welche Themen funktionieren könnten, zum Beispiel Frauen stärker anzusprechen oder soziale und ökologische Fragen zu bearbeiten.

Die Freiburger SVP hat zwei Gründungsgeschichten, sagt Professor Damir Skenderovic.
Bild: Marc Reidy

1971 fusionierte die nationale BGB mit den demokratischen Parteien der Kantone Glarus und Graubünden, der Name SVP, beziehungsweise UDC, entstand. In Freiburg blieb der Name BGB teilweise bestehen. Warum wollten lokale Sektionen den alten Namen nicht so schnell aufgeben?

Die Freiburger Parteisektion wollte ihr Bewusstsein für ihre Geschichte demonstrieren und ihre bisherige sozioprofessionelle Verankerung betonen. Dies hängt auch mit der ländlichen Prägung des Kantons zusammen, die länger andauerte als in anderen Kantonen. Mit der Einflussnahme der Zürcher SVP änderte die nationale Partei später ihre ideologische Ausrichtung. Auch das geschah in Freiburg erst mit Verzögerung.

Wie veränderte sich die Ausrichtung der Partei von der BGB zur SVP?

Seit der Fusion zur SVP gab es verschiedene Entwicklungen in der Partei. Mit der Integration der demokratischen Partei sollte eine sozial-liberale Öffnung stattfinden. Eine offenere Mittelstandspolitik wurde angestrebt. Das kam bei der älteren Generation der ehemaligen BGB-Mitglieder nicht gut an. Im Kanton Zürich wurde zudem eine stärkere Abgrenzung gegenüber links, der Ökologie und dem Freisinn gefordert. 1977 wurde Christoph Blocher in Zürich als neuer Kantonalpräsident gewählt. Er fing an, einen grundlegenden Wandel der Partei voranzutreiben. Dieser begann in der Zürcher SVP und setzte sich in der nationalen Partei fort. Blocher setzte dabei stark auf bürgerlich-konservative Werte, wie auch auf Themen wie Migration, Sicherheit und Ordnung.

Wie lief diese Veränderung in der Freiburger SVP ab?

Die Zürcher Partei nahm auf nationaler Ebene zunehmend das Ruder in die Hand: organisatorisch, strukturell und thematisch. Um 1991 und 1992 setzte sie auf zwei zentrale Themen: die Europa- und die Migrationsfrage. Parallel dazu gab es kantonale Sektionen, die mit diesem Kurswechsel unter der Ägide der Zürcher SVP nicht einverstanden waren. Freiburg, Waadt und Bern waren Teil dieser Kantone. Es gab turbulente Delegiertenversammlungen und Widerstand gegen die neue politische Prioritätensetzung, wie auch den Stil der Kampagnen. Gleichzeitig verbuchte aber die rechtspopulistische Rhetorik und Agenda aus Zürich zunehmend Wahlerfolge und die Partei wuchs. Anfang der 1990er-Jahre hatte die Schweizerische Volkspartei elf kantonale Sektionen. Zehn Jahre später war sie in allen Kantonen vertreten. Und alle Neugründungen, die nicht auf einer früheren Geschichte aufbauten, wie die Freiburger oder Waadtländer BGB, waren sofort auf dem Kurs des Rechtspopulismus unterwegs.

Von 1995 bis 2003 kannte die Freiburger SVP abermals einen Zeitraum ohne Vertreter im Nationalrat. Hing das zusammen mit der Veränderung der Parteilinie?

Der Widerstand gegen die Umwandlung der SVP in eine rechtspopulistische Partei kam nicht zuletzt aus der Westschweiz. Hier baute man stärker auf den Traditionen der früheren wertkonservativen-rechtsbürgerlichen BGB auf. Der Unterschied der beiden Namen ist in diesem Zusammenhang bezeichnend: «Union démocratique du centre» oder eben Schweizerische Volkspartei. In der Westschweiz klammerte man sich länger an das Bild der traditionellen Mittelstandspartei. Die Freiburger Sektion lavierte zwischen der alten und der neuen Linie.

Ist die Freiburger SVP aus Ihrer Sicht heute auf dem Kurs der nationalen Partei unterwegs?

Zweifellos. Anlässlich der letzten Wahlen befanden sich in den Freiburger Briefkästen dieselben SVP-Zeitungen wie in Zürich oder Genf, mit jeweils eigenen kantonalen Beilagen. So verteilte die nationale Partei ihre programmatischen Grundsätze in alle Haushalte. Seit die Freiburger Sektion auf den Kurs der neuen SVP eingeschwenkt ist, hat sie Erfolg. Im Sensebezirk konnte die Partei zum Beispiel seit 1991 ihre Ergebnisse bei den Nationalratswahlen verzehnfachen. Diese Entwicklung ist nicht lokalen Freiburger Besonderheiten geschuldet, sondern der Anpassung an die rechtspopulistische Agenda und Themensetzung sowie an die entsprechende Kampagnenführung und Politmarketingstrategien der nationalen SVP. Die Geschichte und der Aufbau der SVP ist wie ein Baum, der eine Verästelung hat, aber vom Stamm zusammengehalten wird. Dieser Stamm ist die nationale Partei.

Den zweiten Nationalratssitz der SVP konnte sich Nicolas Kolly bei den eidgenössischen Wahlen zurückholen.
Archivbild: Antoine Vullioud

Bei den eidgenössischen Wahlen in diesem Jahr gewann die SVP ihren verlorenen zweiten Nationalratssitz quasi im Alleingang zurück. Sie konnte nur auf die Hilfe der kleinen EDU durch eine Listenverbindung zählen. Ein anderer Erfolg bleibt der Freiburger SVP aber bis heute verwehrt: ein Sitz im Ständerat. Warum?

Eine populistische Partei wird in die grosse Kammer gewählt, weil sie dort ihre Oppositionsrolle viel stärker spielen kann. Sie gibt an, einen Kampf zu führen gegen die Elite, gegen die «classe politique», wie sie es nennt. Bei den Wahlen für den Ständerat herrschen andere Logiken: Das sind oft auch Persönlichkeitswahlen. Das Stöckli ist konservativer und strukturbewahrender als der Nationalrat. Dort gibt es proportional weniger Vertreter der SVP. Der fehlende Ständeratssitz ist deshalb nicht nur für die Freiburger SVP-Sektion ein Thema.

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