50 Jahre Freiburger Tanzgeschichte

1974 gründete Mady Perriard die Tanzschule La Planche in der Freiburger Unterstadt. Heute führt sie die Schule zusammen mit Nathalie Favre-Pandur. Mitte April soll das 50-Jahr-Jubiläum gebührend gefeiert werden.

«Was ich an Mady so bewundere, ist ihr Durchsetzungswille. Wenn sie eine Idee hat, zieht sie sie bis zum Schluss durch», betont Nathalie Favre-Pandur, Co-Direktorin der Tanzschule La Planche, zu den FN, als Mady Perriard kurz den Raum verlässt. «Ja, ja. Ich habe gehört, was ihr redet. Ich bin ein Dickkopf, das stimmt», erwidert diese postwendend. Den Elan, mit dem die 74-Jährige durchs Leben tanzt, strahlt sie mit jeder Faser ihres Körpers aus. 

Vor 50 Jahren hat Mady, wie sie alle nennen, die Tanzschule La Planche gegründet. Die ersten 20 Jahre fand der Unterricht in einem Saal hinter dem «Epée» auf der Oberen Matte (Planche–Supérieure) statt. Daher auch der Name der Schule, der aufgrund seiner zweifachen Bedeutung, Matte und Brett, äusserst treffend ist. Heute befinden sich die Räume von La Planche in einem Hinterhaus an der Kleinrahmengasse in der Freiburger Unterstadt. Ein Hauch Paris weht einem um die Nase, wenn man die Holzstiegen im stets zu kalten Treppenhaus hochgeht, um in die Tanzsäle zu gelangen. 

Von Ballett bis Zumba

Hier sind die Bretter, die für Mady Perriard und Nathalie Favre-Pandur die Welt bedeuten, wie auch für viele ihrer unzähligen Schülerinnen und Schüler, die an diesem Ort ihre ersten Tanzschritte gemacht haben – aus purer Freude an der Bewegung oder mit dem Wunsch nach einer Profikarriere. 

400’000 Franken trommelte Mady damals zusammen, als sie 1991 auf der Suche nach neuen Lokalitäten in einem Nebentrakt des Pflegeheims La Providence fündig geworden war. Die Renovationsarbeiten waren enorm, erinnert sie sich, aber es habe sich gelohnt. «Der Parkettschwingboden ist perfekt», versichert Nathalie. Heute werden dort zeitgenössischer Tanz, klassisches Ballett, Ausdruckstanz, Hip-Hop, Zumba, afrikanischer Tanz, Jazz, Qigong, Tai-Chi-Chuan und sanfte Gymnastik unterrichtet.

Tanz als Lebensgefühl

Das breite Angebot über das klassische Ballett hinaus entspricht dem bodenständigen Charakter von Planche-Gründerin Mady Perriard. Sie sagt:

Spitzenschuhe und Tutu haben mich nie inspiriert.

Mady Perriard
Co-Direktorin und Gründerin La Planche

Zum Tanz kam die im Wallis aufgewachsene Freiburgerin wegen ihrer Plattfüsse. Der Arzt hatte als Therapie Bewegung empfohlen. «In der Primarschule wurden damals Gymnastik und Rhythmik angeboten. Weil ich Gymnastik hasste, durfte ich in die Rhythmikstunden von Jo Baeriswyl gehen. Er unterrichtete die für die damalige Zeit sehr innovative Jaques-Dalcroze-Methode.» Bei Marie–Thérèse Derivaz nahm sie am Konservatorium in Sion Ballettunterricht. «Ich liebte das Tanzen und habe mir zum Geburtstag und zu Weihnachten anstatt sonstiger Geschenke stets Tanzstunden gewünscht.»

Mit 18 Jahren zog Mady mit ihrer Familie nach Freiburg. Sie nahm bei Erika Gerlach, einer ehemaligen Primaballerina der Pariser Oper, Tanzunterricht. «Erika machte auch modernen Tanz. Als sie starb, wusste ich, dass ich das Tanzen zu meinem Beruf machen wollte.» Madys Vater fand die Idee weniger prickelnd und wollte, dass sie studiert. Also studierte sie Naturwissenschaften an der Uni Freiburg, während sie weiterhin täglich Tanzunterricht nahm. «Ich lernte leicht und konnte das Studium innerhalb von zwei Jahren abschliessen. Und so war ich endlich frei, meinen Traum zu verwirklichen.»

Moderner Tanz in Freiburg

Sie liess sich bei Serge Golovine, Olga Stens und anderen Avantgarde-Tänzern in Genf, Paris und Bern ausbilden. «Von Anfang an hat mich der Unterricht, das Vermitteln begeistert, sowohl in technischer als auch in kreativer Hinsicht.» Und so kam es, dass sie 1974 mit Manuela Paillard La Planche und das «Atelier Chorégraphique» gründete. Im Vordergrund stand die Kreation, das Künstlerische. «Und wir wollten ein demokratisches Projekt», ergänzt Mady. Zu den ersten Schülerinnen und Schülern zählten Brigitte Meuwly und Antonio Bühler. Sie gründeten später die Kompanie Da Motus. Aber auch Marie-Christine Giordano, die in New York eine Kompanie für zeitgenössischen Tanz hat, war mit von der Partie. «In jener Zeit war der moderne Tanz im Kanton Freiburg fast inexistent. Aber die Bevölkerung war offen für unsere Kreationen. Als 1983 das erste Belluard Bollwerk Festival stattfand, war unsere Vorführung am besten besucht», erinnert sich Mady.

Eine Offenbarung

Zu jener Zeit war Nathalie noch ein junges Mädchen. Sie tanzte klassisches Ballett und entdeckte 1982 den modernen Tanz bei Mady, die sie mit gerade einmal 13 Jahren in einen fortgeschrittenen Erwachsenenkurs katapultierte.

Als ich zum ersten Mal in den Tanzunterricht von Mady ging, war das eine wahre Offenbarung. Mich in dieser Tanztechnik auszudrücken, war genau das Richtige für mich!

Nathalie Favre-Pandur
Co-Direktorin La Planche

Nathalie bricht das Gymnasium ab, bildet sich in Zürich am CH-Tanztheater zur Tänzerin aus, verfeinert ihre Technik bei verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern. Sie tanzt für verschiedene Kompanien, unter anderem im Helsinki City Theater, und choreografiert als Freelancerin. Nach ihrer Rückkehr nach Freiburg beginnt sie, an der Tanzschule La Planche zu unterrichten. Daneben nimmt sie weiterhin an verschiedenen Projekten als Tänzerin und Choreografin teil.

Seit jener ersten Tanzstunde in der Planche vor über 40 Jahren ist die heute 54-jährige Nathalie der Tanzschule und Mady verbunden. Heute teilen sie sich die Leitung der Tanzschule. «Solange wir noch auf den Füssen stehen können, machen wir weiter. Was danach ist, werden wir sehen», sagt Nathalie, und Mady bestätigt dies mit ihrem ansteckenden Lachen.