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Grenzen bauen: Architektur als Spiegel der Gesellschaft

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Die Proteste gegen Polizeigewalt (siehe Text oben) lassen uns erneut über Rassismus und Exklusion innerhalb der Gesellschaft nachdenken. Solche wiederkehrende Themen sind auch in der gebauten Umwelt vorzufinden. Grenzen können durch geografische Gegebenheiten entstehen, wie zum Beispiel ein isoliertes Quartier auf einem Hügel, durch Infrastruktur, durch eine Mauer oder durch fehlende finanzielle Mittel.

Architektur existiert auch, weil die Menschen das Bedürfnis haben, sich von der Aussenwelt abzugrenzen. Die Mauern des Hauses und der Zaun schützen das Land und den Besitz.

Die Stadt des Mittelalters bot Schutz, indem Mauern gezogen wurden. Nur wer innerhalb der Mauern lebte, genoss das Stadtrecht. Die Grenze erschuf demnach auch einen Ort der Sicherheit und Gerechtigkeit. Im 16. Jahrhundert brach in Venedig die Syphilis aus. Die Juden wurden als Krankheitsbringer definiert. Sie wurden ins jüdische Ghetto verbannt, umgeben von Wasser. So wurde innerhalb der Stadt eine Grenze gezogen.

Abgrenzung zeigt sich auch heute in der gebauten Umwelt. Verdrängung von ethnischen Gruppen, von Menschen anderer Religionen oder von ärmeren Bevölkerungsschichten kann durch Stadtplanung verstärkt werden.

Arme an den Stadtrand

So wurden beispielsweise im Frankreich der Nachkriegszeit bezahlbare Wohnungen am Rande der Stadt gebaut – und somit die Ärmeren in die Banlieue verbannt. «Infolge der Segregation zusammengepfercht und isoliert, begannen die Ausländer ein einigendes Band zwischen sich zu spüren», schreibt der Soziologe und Stadtforscher Richard Sennett. Durch die räumliche Trennung entstand eine Verfremdung der «Verstossenen». Sie konnten sich kaum mit dem Rest der Stadtbewohner identifizieren und bildeten eine eigene Identität innerhalb ihrer Kreise.

Der Prozess der Verdrängung der ärmeren Bevölkerung, auch Gentrifizierung genannt, finde aber auch in der Schweiz statt, findet der Architekt Alfredo Brillembourg. Die Innenstädte würden immer teurer und Menschen, die zuvor in der Stadt lebten, würden wegen steigenden Mietpreisen vertrieben.

Infrastruktur als Grenze

Arme Viertel haben oftmals wenig gebaute Verbindungen zum Rest der Stadt, dies erschwert ihren Zugang. «Bei der Trassenführung von Autostrassen zum Beispiel lenken die Planer den Verkehrsfluss häufig so, dass eine Wohngemeinde von einem Gewerbegebiet abgeschnitten wird, oder dass arme und reiche, oder ethnisch verschiedene Viertel voneinander isoliert werden», analysiert Richard Sennett. Dies geschah auch mit der Gemeinde Oftringen im Kanton Aargau. Als Verkehrsknotenpunkt ist Oftringen durch die Autobahn und Zuggleise zerschnitten, und obwohl täglich unzählige Züge durch den Ort fahren, haben die Bewohnerinnen und Bewohner keinen Zugang zur Infrastruktur. In der Schweiz scheint die Segregation nicht so stark wie beispielsweise in den USA oder Frankreich zu sein, dennoch ist es wichtig, das gebaute Umfeld kritisch zu hinterfragen, um Exklusion innerhalb der Bevölkerung zu verhindern. Wenn wir eine egalitärere Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir uns überlegen, wie wir in unserer Stadt gebaute Grenzen abbauen können.

Quellen: Richard Sennett: «Fleisch und Stein: der Körper und die Stadt in der westlichen Zivilisation». Suhrkamp Taschenbuch, 2017; Alfredo Brillembourg, im Tagesanzeigers: «Die Langstrasse als Patientin», 26.7.2017.

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