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Kunst als Störmanöver

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Zum dritten Mal findet diesen Sommer in Ernen die Sommer-Ausstellung «Zur frohen Aussicht» statt. Die Kuratorin Josiane Imhasly hat 13  junge Künstlerinnen und Künstler eingeladen, einen Bezug zum Dorf via Kunst zu schaffen. Darunter ist auch die 29-jährige Künstlerin und Kunstvermittlerin Lea-Nina Fischer. Sie hat den Dorfplatz mit 16 bedruckten Bodencollagen belegt. Ernen erstreckt sich über 35 Quadratkilometer. Der Boden ist «eingezontes» Land, das in privatem und öffentlichem Besitz ist. Lea-Nina Fischer untersucht in ihrer Arbeit die Bodenbeschaffenheit und Gestaltung von privatem und öffentlichem Boden. «Umzonen» heisst ihr Projekt.

Lea-Nina Fischer, was sollen die Folien vermitteln?

Ich möchte auf die Bodenfläche aufmerksam machen, auf etwas, das wir betreten und oft gar nicht wahrnehmen. «Was ist ein Quadratmeter Ernen?» Von dieser Frage liess ich mich leiten. Das Gehen über Gras oder über Asphalt löst in uns ein unterschiedliches Gefühl aus, und dies habe ich in meiner Arbeit aufgenommen. Einige Folien vereinen die Elemente Gras, Beton und Mauer. Eine andere wiederum zeigt ein Salatbeet, das an den öffentlichen Raum grenzt. «Umzonen» stellt die Nutzungszuweisung und das Ordnungssystem infrage. Was ist, wenn jetzt auf einmal der intakte Dorfplatz von Ernen Bauland wird? Oder wenn der ganze Platz zubetoniert wird? Ich möchte damit anregen, über alternative, gemeinschaftliche Zonen nachzudenken.

Wie sind Sie auf diese Idee ge­kommen?

In meinen Installationen setze ich mich vorab mit öffentlichem Raum auseinander. So war ich, lange bevor ich konkret wusste, was ich machen wollte, mit meiner Kamera in Ernen unterwegs. Im Hinterkopf die Fragen: Was höre ich? Was rieche ich? Was ­sehe ich?

Wie reagieren die Besucher auf das Störmanöver auf dem Dorfplatz?

Grundsätzlich sucht man Kunst ja nicht am Boden. Daher irritieren die Folien vorerst. Die Leute bleiben stehen und fragen sich, was das soll. So einfach und eindeutig ist das Projekt ja nicht.

Mittlerweile haben aber die Hitze und Autoreifen dem Kunstwerk zugesetzt. Wie haben Sie reagiert?

Im ersten Moment war ich sehr enttäuscht. Damit hatte ich nicht gerechnet. Durch das Abdrehen der Autoreifen beim Wegfahren auf dem Platz wurden sechs Folien verzerrt. Nach dem ersten Schreck war mir klar, dass ich das Werk wieder instand setzen muss, trotz des grossen Aufwands. Ich muss wohl damit leben lernen, dass Kunst im öffentlichen Raum verletzlich ist. Dafür hat ein viel breiteres Publikum Zugang zur Kunst. Im Museum ist ein Werk umarmt und geschützt.

Braucht die Welt die Kunst?

Davon bin ich überzeugt. Kunst ist ein Geschenk und gibt uns die Möglichkeit, die Welt über andere Wege wahrzunehmen. Sie schärft den eigenen Blick. Sie soll aber keine ein­dimensionale Antwort geben, sondern jeder soll selber daraus schöpfen, was er kann. Letztlich ist Kunst aber auch Freude am Schauen und Wahrnehmen.

Jetzt vermitteln Sie am Gymnasium Kirchenfeld in Bern in sechs Klassen Kunst. Was machen Sie in der ersten Schulstunde?

In den ersten zehn Minuten lehre ich die Gymnasiasten, genau hinzusehen. So stelle ich zum Beispiel ein Glas Sprudelwasser mit einer Zitrone auf den Tisch, und die Studierenden zeichnen ins Skizzenbuch, was sie sehen. Mit so einfachen Übungen beginne ich ein Jahr lang jede Unterrichtsstunde. Ein anderes Mal lasse ich ein Lied abspielen oder einen Text zitieren, und die Schüler schreiben ihre Eindrücke auf. Denn auch Hinhören gehört zur Kunstvermittlung. Kunst ist letztlich immer eine Reaktion auf etwas. Im Verlaufe des Jahres folgt unter anderem Film und Fotografie, Kunstgeschichte, Farbenlehre oder dreidimensionales Gestalten.

Möchten Sie nicht lieber von der eigenen Kunst leben?

Oh nein. Der Brotberuf gibt mir ein grossen Stück Freiheit, unverkäufliche Kunst zu gestalten. Auch brauche ich den Kontakt zu den Menschen.

Zur Person

Freiburger Kulturagentin im Wallis

Lea-Nina Fischer ist in Freiburg aufgewachsen und hat nach der Matura in Bern Kunstvermittlung und Kunstgeschichte studiert. Bis anhin war sie Kulturagentin im Wallis. Ihre neue Stelle hat sie nun am Gymnasium Kirchenfeld, wo sie Bildnerisches Gestalten unterrichtet. Die 29-jährige Lea Nina Fischer wohnt mit ihrem Partner, einem Sensler, in Bern.

il

«Ich möchte damit anregen, über alternative, gemeinschaftliche Zonen nachzu­denken.»

Ausstellung

Kunst, Musik und Wandern

Die Ausstellung «Zur frohen Aussicht» dauert bis Ende September. Im Gommer Bergdorf findet bis Mitte September ebenfalls das klassische Musikfestival statt. Und das zum 46.  Mal. Das schmucke Dorf ist auch idealer Ausgangspunkt für Höhenwanderungen, u.a. ins nahe Binntal.

il

Infos: www.musikdorf.ch; Tourismusbüro Ernen: ernen@landschaftspark-binntal.ch

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