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Jolanda Neff, die glückliche Aussenseiterin

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Jolanda Neff startet in Tokio in der ungewohnten, aber nicht ungeliebten Rolle der Aussenseiterin.
Keystone

2016 war Jolanda Neff in Rio de Janeiro Gold-Favoritin im Cross-Country. 2021 in Tokio ist es anders, und das ist gut so. Die 28-Jährige ist Aussenseiterin und sagt: «Es fühlt sich viel besser an.»

Welche Schweizerin oder welcher Schweizer gewinnt eine Medaille im Mountainbike? Der Name von Jolanda Neff fiel 2016 vor den Olympischen Spielen in Brasilien in einem Atemzug mit jenem von Nino Schurter und fehlte in der Auflistung vor kaum einem Titelkampf der letzten Jahre. 2021 rechnen hingegen nicht viele mit einer Spitzenklassierung der Ostschweizerin in Tokio, obwohl sich diese noch lange nicht im Herbst ihrer Karriere befindet.

28-jährig ist Jolanda Neff. Sie könnte weiter sein als vor fünf Jahren, als sie eben erst das Höchstalter für die oberste Nachwuchsstufe überschritten hatte. Doch 2021 sind die Siegerinnen im Weltcup und die Favoritinnen für Olympiagold andere, und Neff ist froh, überhaupt dabei zu sein. «Die Ausgangslage ist komplett anders als vor Rio. 2016 waren die Erwartungen wahnsinnig hoch, auch meine eigenen. Jetzt bin ich schon froh, dass ich mich qualifiziert habe», sagt Neff.

Was ist passiert? Ziemlich viel, lässt sich im Fall der Ausnahmekönnerin aus dem Rheintal sagen, die als Sportlerin lange so rastlos war, wie es manchmal klingt, wenn sie redet. Jolanda Neff erlebte turbulente Jahre mit Stürzen und Verletzungen.

Steiler Aufstieg

Rückblick. Die ersten Erfolge auf höchster Stufe stellten sich früh ein und kamen mit Ansage. Bereits mit 21 Jahren reüssierte Neff 2014 erstmals im Weltcup. Der schwierige Übergang zur Elite gelang ihr vorzeitig und nahtlos. Im gleichen Jahr, in dem sie mit dem U23-WM-Titel letztmals als Nachwuchsfahrerin triumphierte, feierte sie ihren ersten Weltcupsieg bei den Frauen, und vier Monate später stand sie als Gesamtweltcupsiegerin fest.

2015 gewann Neff den Gesamtweltcup erneut, dieses Mal ziemlich überlegen. Der Weg zu Olympiagold in Rio war vorgezeichnet. Neff strotzte vor Tatendrang, war getrieben vom Hunger nach weiteren Erfolgen. Am liebsten wäre sie zu jener Zeit überall angetreten, wo es auf zwei Rädern etwas zu gewinnen gab: mit dem Mountainbike im Cross-Country und über die Marathon-Distanz, auf der Strasse mit dem Rennvelo, im Radquer im Schlamm.

Vieles davon setzte Neff um. Vor und in Rio startete sie auch auf der Strasse. Während andere im Vorfeld der Spiele pausierten, gewann sie den EM-Titel im Cross-Country und den WM-Titel über die Marathon-Distanz. «Als Sportlerin lebst du von Erfolgserlebnissen. Gewinnen ist die beste Erfahrung», sagt Neff noch heute.

Harte Landung

Dass mehr nicht unbedingt besser ist, musste sie auf die harte Tour lernen, ähnlich wie die Skirennfahrerin Lara Gut-Behrami. Als das Olympiarennen Ende Juli 2016 anstand, spürte Neff bereits, dass es nicht gut kommen würde. Vom Bruch des linken Mittelhandknochens hatte sie sich schnell erholt, noch vor Rio stand sie im Weltcup wieder zuoberst auf dem Podest. Doch dann machten sich als Folge einer Rippenprellung Rückenprobleme bemerkbar, die sie in Rio arg einschränkten.

2017 deutete Neff in einer Kolumne für ein Magazin an, 2016 nahe an einer Depression gewesen zu sein. In einem Gespräch mit der «NZZ» sagte sie: «Für mich war immer klar: Es braucht Disziplin, Training und so weiter. 2017 realisierte ich: Natürlich will ich super sein im Sport und alles dafür tun. Aber der Mensch muss auch Platz haben.»

Das Studium in Geschichte, Französisch und Englisch, für das sie sich nach den Olympischen Spielen einschrieb und in dem sie parallel zum Sport den Bachelor-Abschluss erlangte, sei ihre Rettung gewesen, sagte Neff im NZZ-Interview. Heute ist die Freude am Sport und am Wettkampf ungebrochen, daran änderten die Rückschläge in den letzten fünf Jahren nichts. Stürze und Verletzungen seien Teil des Spiels, pflegt Neff zu sagen. Und verweist zu Recht darauf, dass es anderen Mountainbikerinnen bedeutend schlechter ergangen sei.

Neuer Weg

Der Schnitt nach Rio führte Neff mental wieder in die Spur und zu weiteren Erfolgen. 2017 wurde sie Weltmeisterin, 2018 gewann sie erneut den Gesamtweltcup. Doch unverletzt blieb die Rheintalerin in den letzten fünf Jahren nie über eine längere Zeitspanne. Ende 2016 brach sie sich nach der linken auch die rechte Hand, 13 Monate später bremste sie ein Schlüsselbeinbruch aus. Ende 2019 kam es zum schlimmen Trainingssturz in den USA, bei dem sie sich einen Milzriss zuzog, eine Rippe brach und einen Lungenkollaps erlitt. Vor einem Monat verletzte sie sich, wie vor Rio, an der linken Hand.

Dass sie jetzt in Tokio trotz des Palmarès nicht zu den Favoritinnen zählt, kommt ihr gelegen. Neff ist nicht mehr die getriebene Favoritin, sondern die glückliche Aussenseiterin. «Alle Augen richten sich auf Loana Lecomte und die anderen Podestfahrerinnen dieser Saison. Dass ich selbst viel weniger im Fokus stehe, geniesse ich sehr. Es fühlt sich viel besser an als vor Rio», sagt Neff. Und findet die treffenden Worte für ihre Ausgangslage: «Ich gehe ganz ohne Erwartungen ins Rennen, weiss aber, dass ich immer noch alle Chancen habe.»

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