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Die beiden Kandidierenden fürs Oberamt See: Tief verwurzelt oder verbandelt?

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Die Kandidierenden für das Oberamt Julia Senti (SP) und Christoph Wieland (FDP) nehmen vor dem zweiten Wahlgang Stellung zu Verbindungen mit der Wirtschaft, zu ausstehenden Baubewilligungen und zu frischem Wind im Schloss.

Sie haben es in den zweiten Wahlgang um den Sitz im Oberamt geschafft: der FDP-Kandidat Christoph Wieland und die SP-Kandidatin Julia Senti. Im Gespräch in Murten positionieren sie sich unter anderem zum Wissensvorsprung von Oberamtspersonen.

Welche Priorität hat das ARA-Projekt in Muntelier für Sie, über das die Bevölkerung 2019 abstimmte? Die Bauarbeiten sind noch nicht gestartet.

Julia Senti: eine hohe Priorität. Es geht darum, dass auch Kerzers den Gewässerschutznormen entsprechen kann, und deshalb müssen wir mit dem ARA-Seeland-Projekt vorwärtsmachen.

Christoph Wieland: Das Projekt ist aufgegleist, es ist am Laufen, und es ist ein gutes Beispiel für eine interregionale Zusammenarbeit. Es ist sinnvoll, dass Kerzers nun angeschlossen wird. Ich weiss nicht, wie sehr das Oberamt noch Einfluss nehmen kann. Wie gesagt, es ist am Laufen.

Ist die Priorität so hoch, dass Sie es als Oberamtsperson weiter unterstützen wollen?

Christoph Wieland: Ja, gut, es waren ja noch Einsprachen hängig, unter anderen von Pro Natura. Soviel ich weiss, sind diese mittlerweile erledigt, und somit wird es mit dem Projekt vorwärtsgehen.

Julia Senti: Aber momentan ist die Baubewilligung noch nicht erteilt. Meines Wissens ist das Dossier noch in Zirkulation beim Kanton. Von daher müsste die Oberamtsperson sicher nachfragen, wenn nicht sogar regelmässig nachfragen, wo das Projekt steht. Das finde ich als Oberamtsperson notwendig. Und dann ist es sicher auch ein Dossier, dass im Oberamt prioritär behandelt werden muss.

Gibt es allgemein ein Problem mit Bewilligungsgesuchen? Macht der Kanton nicht rasch genug vorwärts?

Julia Senti: Schlussendlich ist es eine Frage der Anzahl Leute, die man dafür einsetzen will. Vielleicht müsste man da ansetzen und sich fragen, ob es zusätzliche Leute braucht – beim Raumplanungsamt und vielleicht auch beim Oberamt.

Christoph Wieland: Das ist etwas, was man oft hört, dass die Prozesse nicht die schnellsten sind. Wo genau die Defizite liegen, beim Kanton oder beim Oberamt, ist schwer zu sagen – wahrscheinlich bei beiden ein bisschen. Ich denke auch, dass die nächste Oberamtsperson analysieren sollte, wo die Probleme sind, und wo nötig intervenieren. Das Departementsdenken oder Silodenken ist beim Kanton wohl schon sehr verbreitet, unter den Ämtern fehlt wahrscheinlich manchmal die Kommunikation. Das hört man von Leuten, die beim Kanton arbeiten. Als Oberamtmann könnte man besser hinschauen und sagen, dass wir Gas geben müssen.

Bringt eine neue FDP-Oberamtsperson Konstanz ins Oberamt oder braucht es frischen Wind?

Christoph Wieland: Der frische Wind kommt sowieso, egal, wer gewählt wird. Wir haben schon oft diskutiert, wie viel Parteifarbe eine Person ins Oberamt bringen kann. Ich sehe aber nicht wirklich, wo die Parteifarbe wichtig sein soll im Oberamt. Die Aufgaben sind sehr durch Gesetze und Reglemente geregelt, da ist wenig Spielraum.

Julia Senti: Es ist gut, dass eine neue Person ins Oberamt kommt, und das wird ja sicher der Fall sein. Auf der einen Seite ist die Oberamtsperson im Tagesgeschäft dem Recht verpflichtet und hat gewisse Margen. Aber ich denke, dass die Oberamtsperson die Option hat, ein gewisses Denken und Verständnis der Gesellschaft einzubringen. Bei der Wahl entscheidet man sich für eine Persönlichkeit, die gewisse Ansichten hat. Diese gehen in die Richtung des Parteidenkens. Das ist ein Fakt.

Braucht es im Seebezirk mehr Bauland?

Julia Senti: Bauland für Villen hat es genug im Moment, aber für die Wirtschaft braucht es mehr Arbeitszonen. Es wird nötig sein, dass der Kanton genug Land zur Verfügung stellt. Im Moment wird gemäss Richtplan nur ein Fünftel vom Erwarteten versprochen. Es ist Sache des Kantons, dem Seebezirk das zuzusprechen, was ihm zusteht. Ich finde es notwendig, dass sich die Oberamtsperson für die Arbeitszone Löwenberg einsetzt.

Christoph Wieland: Das Problem mit dem Bauland kennen wir ja in der ganzen Schweiz mit dem neuen Raumplanungsgesetz. Bauland ist zu einem raren Gut geworden, nicht nur im Seebezirk. Es ist schwierig, Land zu finden, egal, was man bauen will. Dadurch wird das Land teuer. Das ist aber nicht das, was wir wollen. Wir müssen also schauen. Wir wollen ein Bezirk sein, wo die Wirtschaft Platz findet und wo man wohnen kann, und dafür braucht es bezahlbares Land und bezahlbaren Wohnraum.

Weshalb haben Sie sich bei Smart-Vote klar für einen 24-Stunden-Notfalldienst in Deutschfreiburg ausgesprochen, Christoph Wieland?

Christoph Wieland: Ich glaube, es ist ein Fakt, dass wir auf Stufe Freiburg ein Problem mit dem Freiburger Spital haben. Viele Seebezirkler wandern ab Richtung Bern. Warum ist das so? Wo gehen wir im Notfall hin? Da liegt halt Bern sehr nahe. Und wenn ich in Bern im Notfall bin, ist die Chance gross, dass ich für die weitere Behandlung dort bleibe. Deshalb brauchen wir einen Notfall.

Julia Senti, Sie sagten «eher Nein» zu einem Notfall in Deutschfreiburg. Weshalb?

Julia Senti: Ich habe mich beraten lassen von meiner Parteikollegin Chantal Müller, die in Merlach im Notfall arbeitet als Ärztin. Es ist ganz klar Zeitverschwendung, weil sie die Leute weiterschicken müssen, und zwar sofort und per Ambulanz. Meines Erachtens macht es keinen Sinn, in Murten oder in Deutschfreiburg einen 24-Stunden-Notfalldienst zu haben für die wenigen Fälle. Was bringt mir ein junger Assistenzarzt auf dem Notfall, der mich weiterschicken muss? Es geht teilweise um Sekunden. Es gibt den Leuten eine falsche Sicherheit, wenn dann vielleicht nur eine Person auf Platz ist und der Patient doch weiterziehen muss. Das könnte man besser kommunizieren, sodass es verständlicher wird.

Christoph Wieland: Es gibt halt auch noch die vielen kleineren Sachen, bei denen die Leute Hilfe holen wollen, wo es aber nicht grad ganz so schlimm ist, dass es eine Ambulanz oder die Rega braucht. Ich bin nach wie vor der Meinung: Wenn wir Deutschschweizer wollen im Spital in Freiburg, brauchen wir die erste Etappe in Deutschfreiburg. Der Notfall in Tafers ist ja schliesslich gut gelaufen.

Julia Senti: Dafür müssen wir die Zahlen analysieren. Es ist zu einfach, wenn wir jetzt einfach sagen, dass es gut gelaufen sei.

Braucht es im Seebezirk mehr Infrastruktur für den Langsamverkehr?

Christoph Wieland: Ich war Polizist, und die meisten Unfälle geschahen dort, wo das Velo und das Auto auf der gleichen Verkehrsfläche waren. Deshalb ist für mich klar: Der Langsamverkehr muss baulich abgetrennt werden vom Strassenverkehr. Aber wir haben an vielen Orten ein Platzproblem. Ich bin am Vully zu Hause, und im Sommer fahren dort sehr viele Velos. Das führt zu gefährlichen Situationen. Aber am Vully könnten wir keinen Veloweg bauen, der abgetrennt ist, also nicht nur ein Velostreifen, das ist gefährlich, wie ich aus Erfahrung weiss. Wenn wir im Seebezirk um den See einen Veloweg bauen könnten, wäre ich der Erste, der davon profitieren würde.

Julia Senti: Das bestreitet ja niemand, der für den Ausbau des Langsamverkehrs ist. Jeder Velofahrer, der auf einer stark befahrenen Strasse unterwegs ist, fühlt sich dort unsicher. Es macht keinen Spass, wenn man merkt, dass man fünf Autos hinter sich blockiert, und sie dann mit zu knappem Abstand überholen. Ich bin für den Ausbau, weil es darum geht, die Leute zu ermuntern, mit dem Velo unterwegs zu sein und das Auto mal stehen zu lassen.

Es tut den Menschen gut, wenn sie Natur um sich und Fahrtwind im Gesicht haben. Es ist wichtig, dass wir den Langsamverkehr fördern, nur schon der Umwelt zuliebe.

Julia Senti, Sie sind beim Amt für Raumplanung angestellt und wollen den Job aufgeben, falls Sie gewählt werden.

Julia Senti: Ja, das müsste ich auf jeden Fall, und der Arbeitgeber ist informiert.

Christoph Wieland, Sie wollen sich weiterhin im Familienunternehmen Wielandbus als Verwaltungsrat engagieren.

Christoph Wieland: Ja, das ist ein eigenes Thema. Ich war bei der GLP See, und sie haben mir eine ganz fette Absage erteilt, weil ich im Verwaltungsrat bleiben will. Und ja, das ist jetzt eine Diskussion. Das erste Mal sagte ich das im September 2020. Ich sehe das nach wie vor als ein sehr emotionelles Engagement. Aber ich merke, dass es von gewissen Kreisen, vor allem von der Gegenseite, als störend empfunden wird. Ich kann das verstehen, es ist für mich zwar Symbolik, aber ich kann es verstehen.

Glauben Sie denn nicht, Christoph Wieland, dass eine Oberamtsperson mehr Informationen hat oder früher Informationen erhält, die Unternehmen dienen könnten, oder dass es zu Interessenkonflikten kommen könnte?

Christoph Wieland: Nach der Nachricht von der GLP habe ich mir schon die Frage gestellt. Und angenommen, ich würde gewählt, dann könnte ich mir schon vorstellen, dass ich diese Frage nochmals prüfe. Ich merke, dass es offenbar ein Stein des Anstosses ist, und das ist es mir nicht wert. Es ist für mich kein finanzielles Engagement. Es ist ein Familienbetrieb, mein Vater hat ihn gegründet, als ich noch nicht einmal auf der Welt war, es ist eine Herzensangelegenheit. Und zu der Frage, ob man mehr Wissen hat – ich weiss es nicht. Ich habe das vielleicht zu wenig dramatisch oder zu romantisch gesehen. Ich weiss halt, dass der Verwaltungsrat eher ein Treffen ist am Tisch beim Abendessen. Und man müsste ja auch sagen: Der Entscheid läge gar nicht bei mir. Ich müsste einen Antrag an den Staatsrat stellen, und wenn der Nein sagt, dann wäre es sowieso gelaufen.

Ich weiss noch nicht, ob ich zurückkrebse, aber ich relativiere es, weil ich merke, dass das Verwaltungsratsmandat ein Problem ist für gewisse Leute.

Julia Senti, wie sehen Sie das, ist es ein Problem?

Julia Senti: Es ist nicht an mir, das zu analysieren. Persönlich kann ich nicht sagen, was ich in einer solchen Situation tun würde, weil diese Situation nicht da ist. Ich denke aber schon, dass es sich an gewissen Ecken beisst.

Denken Sie, dass Sie als Oberamtfrau über Informationen verfügen würden, die gewissen Wirtschaftszweigen dienen könnten?

Julia Senti: Ich denke schon, dass man einen Schritt voraus ist. Man hat Wissen, das man mit Gemeinderäten teilt, und es gibt viele Sachen, die die Gemeinderäte im Voraus wissen und die auch das Oberamt im Voraus weiss und nicht kommunizieren darf. Zu meinem eigenen Schutz – in Herrn Wielands Schuhen würde ich vorsichtig sein, aber das ist nicht meine Entscheidung.

Christoph Wieland: Also, wie gesagt, ich kann es nachvollziehen. Ich habe mir zu wenig überlegt, dass das tatsächlich stossend sein kann. Ich werde es mir überlegen, aber es ist wie gesagt eine sehr emotionelle Geschichte. Das müssen wir schon differenziert sehen. Viele Leute haben Nestlé im Kopf, wenn sie Verwaltungsrat hören. Aber in einem Familienbetrieb ist das schon etwas anderes.

Aber im Verwaltungsrat von Wielandbus werden doch strategische Entscheide gefällt, und auch wenn das Unternehmen global gesehen ein kleiner Fisch ist, im Seebezirk ist die Firma doch sehr präsent.

Christoph Wieland: Das ist schon so. Aber wir haben von Wissen gesprochen. Und schlussendlich muss man sich fragen, ob man eine Person im Oberamt will, die eine gewisse Verwurzelung hat. Wir haben beide Familien, auch Julia Senti hat gute Kontakte in der Wirtschaft, nicht nur ich. Der erste Wahlgang hat gezeigt, dass die Bevölkerung jemanden will, der von hier ist. Und es ist völlig normal, dass wir hier Leute kennen und vernetzt sind. Das darf man nicht zu unserem Nachteil auslegen. Es ist ja genau die Stärke vom Oberamt, dass man weiss, was läuft und wie es funktioniert. Deshalb: Egal, wer gewählt wird, es werden Dossiers kommen von Leuten, die man kennt, und man wird sich überlegen müssen, ob man in den Ausstand treten muss oder nicht. Diese Frage stellt sich immer.

Julia Senti: Ich erlaube mir jetzt dennoch zu sagen, dass bei meiner Kampagne der einzige Betrag von einem Unternehmen von einer GmbH stammt, es sind 500 Franken und die Person lebt im Ausland. Ich habe sehr wohl Verbindungen, ich kenne Leute und ich habe in Firmen gearbeitet. Aber ich habe keine vergleichbaren Verbindungen.

Eine Oberamtperson muss sich abgrenzen können.

Christoph Wieland: Ja, klar, wer ins Oberamt kommt, der muss sich die Frage bei jedem Dossier stellen und konsequent in den Ausstand treten. Deshalb habe ich es vielleicht als zu wenig heiss eingestuft, weil ich sowieso in den Ausstand treten muss, wenn etwas von Wielandbus kommt, ob ich nun im Verwaltungsrat bin oder nicht.

Die Kosten für die Wahlkampagne sind zwar publik, können Sie uns die aktuellen Zahlen an dieser Stelle dennoch nennen?

Julia Senti: Ich bin bei 17’000 Franken für den ersten Wahlgang und 5000 Franken für den zweiten, damit sind wir bei 22’000 Franken.

Christoph Wieland: Ich bin bei 30’000 Franken, und jetzt kommen noch 5000 Franken hinzu für Inserate. Also etwa 35’000 Franken.

Parteien

GLP empfiehlt Julia Senti, SVP Christoph Wieland

 Der erweiterte Vorstand der SVP See hat an seiner Sitzung entschieden, für den zweiten Wahlgang den bürgerlichen Kandidaten Christoph Wieland zu unterstützen, wie die SVP See in einer Mitteilung schreibt. Die GLP See spricht sich für Julia Senti aus, wie die Partei in ihrem Communiqué schreibt. Christoph Wieland habe vergleichsweise wenig Erfahrung in politischen Ämtern. «Zudem hat Christoph Wieland seine bisher in der Wahlkampagne geäusserte Absicht bestätigt, dass er auch im Fall einer Wahl weiterhin als Verwaltungsrat im Familien-Transportunternehmen tätig bleiben würde», schreibt die GLP weiter. «Diese Haltung überrascht und ist aus Sicht der GLP Seebezirk nicht mit dem Oberamt vereinbar.» Eine zusätzliche Funktion als Verwaltungsrat in einem Unternehmen, welches notabene in einem Bereich tätig sei, in welchem ein grosser Teil der Aufträge von den öffentlichen Gemeinwesen stammten (öffentlicher Verkehr, Schülertransporte usw.), sei nicht vertretbar. Die Mitte unterstützt wie gehabt Wieland, die Grünen unterstützen Senti. 

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