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Indische Currys und westliche Einsamkeit

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Seit 2017 ist Joseph Palliyodil im Sensebezirk als Priester tätig – er stammt aus Südindien und erzählt den FN, wie er die Weihnachtszeit erlebt und was ihm an seiner Heimat am meisten fehlt.

Es riecht herrlich würzig im kleinen Esszimmer von Father Joseph Palliyodil im Pfarrhaus von Giffers. Auf dem rechteckigen Esstisch steht ein grosser Kuchen. «Den habe ich von einer indischen Familie bekommen», erklärt der Priester. «In Indien backen wir zu Weihnachten keine Guetzli, sondern einen solchen Gewürzkuchen.» Ein Krippenspiel und drei Messen am 24. Dezember sowie zwei Messen am 25. Dezember. Die Weihnachtstage sehen ein straffes Programm vor für Father Joseph. Anschliessend wird er am 27. Dezember ins Flugzeug nach Indien steigen, um seine Heimat zu besuchen. «Ich werde einen Tag Zeit haben zum Packen», erzählt er und schmunzelt. Neben Ostern ist Weihnachten wohl die intensivste Zeit für Priester und andere Menschen, die im Rahmen der Kirche aktiv sind. Zu den regulären Feierlichkeiten und Messen kommen oft ungeplante Termine aufgrund von Todesfällen. Zeit für die eigene Familie bleibt da kaum. Schon gar nicht, wenn sie 7500 Kilometer weit entfernt lebt.

Seit 2017 lebt Joseph Palliyodil im Sensebezirk.
Sarah Neuhaus

«Man gewöhnt sich daran», sagt der Priester. Er ist seit rund 20 Jahren auf der ganzen Welt als Pfarrer tätig. Mit dem Sensebezirk kam er zum ersten Mal in Berührung, als er 2001 während kurzer Zeit zusammen mit Francis Ducret und Beat Marchon arbeitete. Seit 2017 lebt Joseph Palliyodil fest im Sensebezirk. Sein Zuhause ist das Pfarrhaus hinter der Kirche von Giffers. Anfangs sei die Umstellung sehr gross gewesen, erinnert sich der Priester. «Die Kultur, das Essen, das Klima – alles ist ganz anders hier.» So sei es beispielsweise in Indien sehr untypisch, dass man direkt im Anschluss an die Messe nach Hause gehe. «Man verbringt nach der heiligen Messe noch Zeit zusammen, unterhält sich, tauscht sich aus – hier gehen alle sofort nach Hause.» Das sei für ihn eine grosse Veränderung gewesen. «Da fühlt man sich schon ein wenig alleingelassen.» Auch das Essen sei eine ganz neue Erfahrung gewesen. «In Indien kochen wir mit vielen Gewürzen und scharf – hier sieht man auf dem Fleisch nur Pfeffer und Salz», sagt Father Joseph Palliyodil und lacht herzhaft.

Aber ich habe mich daran gewöhnt, mein Bauch ist mittlerweile international geworden.

Indischer Krippenwettbewerb

Aber nicht nur das Essen und das Klima sind im südindischen Bundesstaat Kerala ganz anders. Auch die Weihnachtstraditionen unterscheiden sich. 15 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Keralas sind Christen. «Rund die Hälfte sind Hindus und 35 Prozent sind Moslems», erzählt Joseph Palliyodil. Während der Adventszeit fasten die Christinnen und Christen in Südindien oft. Father Joseph kommt aus dem syro-malabarischen Ritus. Das ist einer der 24 Riten der römisch-katholischen Kirche. «In unserer ostkirchlichen Tradition ist die Vorbereitung auf Weihnachten eher innerlich», erklärt der Priester. «Es gibt Einkehrtage in der Kirche und mehrere Gelegenheiten zum Beichten, welche die Leute sehr ernst nehmen.»

Während das Konzept des Weihnachtsbaums («Bei uns wachsen ja keine Tannenbäume») eher unbekannt ist, wird die Krippentradition in Südindien umso stärker gefeiert. «Die Krippe ist bei uns sehr wichtig», sagt Father Joseph. Die Krippen werden gemeinsam mit den Kindern aufgebaut. «Dann gibt es in jeder Pfarrei einen Wettbewerb, wer die schönste Krippe hat», erzählt der Priester und schmunzelnd. «Da kann man sogar einen kleinen Preis gewinnen.» Und während der Weihnachtstage gehört es zur Tradition, dass in jeder Pfarrei eine Gruppe von Kindern und Erwachsenen von Haus zu Haus zieht, um die frohe Botschaft von Christi Geburt persönlich zu verkünden. «Die Spenden, die sie dabei bekommen, gehen an die Bedürftigen», führt Father Joseph aus.

Das Weihnachtsmenü der Christinnen und Christen in Kerala ist sehr abwechslungsreich. «Es gibt kein ganz typisches Gericht», erklärt Joseph Palliyodil. «Es gibt Fleisch, Fisch und Gemüse – alles in Form eines Currys.» Ein Festessen bestehe meist aus mindestens zehn verschiedenen Sorten von Currys. «Und dazu gibt es natürlich Reis.» All diesen Ritualen und Traditionen kann Joseph Palliyodil nicht beiwohnen. Aber der Pfarrer konnte die vorweihnachtliche Zeit im Sensebezirk auf seine Art geniessen. Father Joseph sagt:

Dieses Jahr spüre ich eine grosse Lebensfreude – die Leute schätzen es sehr, dass man nach zwei Corona-Jahren wieder gemeinsam feiern kann.

Reicher, aber einsamer

Vor und während den Weihnachtstagen besucht der Priester alleinstehende und ältere Personen. «Ich nehme mir bewusst Zeit, um einige Menschen zu besuchen und ihnen ein wenig Freude und Zeit zu schenken – das ist mir ein grosses Anliegen», betont Father Joseph. Denn auch beim Thema Einsamkeit hat Joseph Palliyodil zwischen der Schweiz und Südindien einige Unterschiede bemerkt. «Bei uns hat sich diese Pflegeheimkultur – noch – nicht etabliert, die älteren Menschen leben meistens bei ihren Familien.» In der Schweiz herrsche zwar ein wesentlich grösserer Wohlstand. «Aber ich glaube, hier gibt es auch mehr Einsamkeit.» Das möge aber auch daran liegen, dass es in Kerala schlicht viel mehr Menschen gebe, nimmt er an. «Die Fläche der Schweiz ist grösser als die von Kerala, aber dort leben 35 Millionen Menschen.» So sei der Alltag zwangsläufig viel lebendiger. «Man trifft überall andere Menschen – es herrscht immer Bewegung und Leben.» Father Joseph ist überzeugt, dass sich die «Pflegeheimkultur» dereinst auch in Indien etablieren wird. «Immer mehr Frauen arbeiten ausserhalb des Hauses – somit ist niemand mehr zu Hause, der sich um die älteren Familienmitglieder kümmern kann», so die Beobachtung des katholischen Pfarrers. Bewerten wolle er diesen Zustand in der Schweiz und die Entwicklung in Indien aber nicht.

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