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Pensionierter Chirurgie-Chefarzt: «Wir reden nur noch über Kosten und Geld»

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Seit 2007 war Bernhard Egger Chefarzt in der Allgemeinen Chirurgie im HFR. Vor kurzem ist er in den Ruhestand getreten. Wie seine Zukunft aussieht und wie die Medizinbranche sich verändert hat, erzählt er im Interview. 

Professor Dr. Bernhard Egger, Sie sind grade ganz frisch pensioniert. Wie geht es Ihnen?

Im Moment geht es mir gut. Es ist interessant, weil ich Kollegen habe, die schon in Pension sind. Die einen haben mir gesagt, ich würde sofort merken, wie ohne die Verantwortung ein Panzer von mir abfällt. Andere meinten, ich würde in ein Loch fallen, weil nach Jahren der 80-Stunden-Woche die grosse Leere kommt. Ich muss ehrlich sagen, ich habe davon noch nichts gemerkt. Bis jetzt konnte ich die Leere gut überbrücken. Aber ich denke, die Frage sollte man mir in ein paar Monaten noch einmal stellen.

Sie haben 1987 in der Medizin angefangen. Was hat sich seitdem verändert?

In diesen 37 Jahren hat sich sehr viel verändert, vieles zum Guten. Wir haben technologisch und bei den Medikamenten sehr grosse Fortschritte gemacht. Aber es gibt auch einen ganz grossen negativen Punkt. Am Anfang meiner Karriere hatte ich immer das Gefühl, dass sich alles um den Patienten dreht.

Jetzt geht es vor allem um Geld.

Es wird nicht mehr über den Wert der Medizin gesprochen, was sie der Gesellschaft eigentlich bringt. Wir reden nur noch über Kosten und über Geld. Das macht mir grosse Sorgen. Es ist so wichtig, dass man auf den Patienten eingeht und dass dieser mitmacht. Letztendlich sind wir Partner, wenn wir operieren. Während der Operation selber bin ich alleine, aber rund um die Operation ist es eine Partnerschaft zwischen dem Patienten und dem Chirurgen. Diese Partnerschaft ist extrem wertvoll. Wenn da eine Kollegialität oder gar eine Freundschaft entsteht, sind die Resultate einfach viel, viel besser.

Das nächste Projekt von Bernhard Egger ist das Führen eines Riads in Marrakesch. 
Bild: Philipp Bürgy/Radiofr 

Sie sprachen vorhin vom technologischen Fortschritt der Medizin. Fortschritt kostet ja auch etwas. Ist das dann nicht widersprüchlich, dass wir einen teuren, hohen medizinischen Standard haben, das Geld aber nicht an erster Stelle stehen soll, sondern der Patient?

Zu einem gewissen Grad schon, ja. Andererseits müssen wir uns als Bevölkerung immer wieder bewusst machen, was uns unsere Gesundheit wirklich wert ist. Sie sollte uns sehr viel wert sein. Es ist bekannt, dass der Gesundheitszustand einen sehr grossen Einfluss auf den Wohlstand einer Bevölkerung hat.

Für mich ist Gesundheit ein Allgemeingut und sollte auch so finanziert werden.

Das ist eine Riesenproblematik, die wir im Moment haben, bei der es eben zwei Systeme gibt: Auf der einen Seite die privaten Spitäler, die zum Teil Investoren haben, und auf der anderen Seite die öffentlichen Spitäler, die im Moment kaum überleben können. Alle Spitäler sind im Moment defizitär, und das kann einfach nicht sein.

Was wäre die Lösung?

Die Lösung wäre aus meiner Sicht, dass es langfristig nur noch sogenannte Non-Profit-Organisationen gibt.

Das sind Organisationen, die keinen eigenen Profit machen und wo das Geld auch im System bleibt. Meiner Meinung nach kann es nicht sein, dass man in die Gesundheit investieren kann. Ich verstehe, dass Investoren am Ende des Jahres etwas für ihr Geld haben wollen. Aber das sollte nicht im Gesundheitswesen passieren. Denn so fliesst immer wieder Geld aus dem System ab, oftmals mehr, als ursprünglich investiert wurde.

Sie sagen also, dass Privatkliniken und das öffentliche System zusammengeführt werden sollten und es nur noch Non-Profit-Spitäler geben sollte?

Genau. Verstehen Sie mich da bitte nicht falsch, ich rede nicht von einer rein staatlichen Medizin. Gewisse Konkurrenzkämpfe darf man durchaus walten lassen.

Es sollte aber einfach nicht sein, dass es rein private Kliniken gibt, die nachher noch eine Patientenselektion betreiben.

Das ist eines der grossen Probleme der öffentlichen Spitäler aktuell.

Bernhard Egger hat 1987 in der Medizin angefangen. 
Archivbild: Aldo Ellena

Fängt es denn schon damit an, dass es möglich ist, sich höher zu versichern als andere?

Jein. Schaut man sich die Situation genau an, merkt man, dass es durch die höher Versicherten auch eine Quersubvention gibt. Es ist eigentlich so, dass die Gelder der besser Versicherten zum grossen Teil auch die weniger gut Versicherten abdecken. Insofern ist das eigentlich ein soziales System, das nicht schlecht funktioniert hat. Ich glaube nicht unbedingt, dass man das jetzt abschaffen sollte.

Aber wie man versichert ist, sollte nichts mit der medizinischen Qualität zu tun haben.

Unsere Bevölkerung wird immer älter. Sie selbst sind dort auch ethisch sehr involviert. Wie gross ist der Einfluss davon, dass bei alten Menschen aus medizinischer Sicht zu viel gemacht wird?

Das ist tatsächlich im Moment eine Tendenz. Wir müssen alle mal sterben.

Das Ziel sollte nicht sein, möglichst lange zu leben, sondern während des Lebens eine hohe Lebensqualität zu haben.

Ich kenne so viele Fälle von Menschen in Heimen, die sich fragen, warum sie nicht schon lange hätten sterben können. Da ist es wirklich unsinnig, dass man medizinisch noch etwas macht. Ich finde, dass man wirklich dem biologischen Alter entsprechend behandeln sollte. Jeder Arzt sollte sich eigentlich immer fragen, ob er seinem Vater oder seiner Schwester das Gleiche anbieten würde in der gleichen Situation? Wenn man das nicht zu 100 Prozent bejahen kann, muss man sich überlegen, ob man das seinem Patienten wirklich anbieten sollte. Aber der administrative Druck in Spitälern ist mittlerweile so gross geworden, dass Ärzte anfangen, gegen ihre eigene Ethik zu verstossen. Das ist schlimm.

Zur Person

Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie

Professor Dr. Bernhard Egger war seit 2007 Chefarzt in der Allgemeinen Chirurgie im Freiburger Spital (HFR). Während seiner Karriere im HFR war er Spezialist für alles rund um die Bauchspeicheldrüse und Speiseröhre. Vor kurzem wurde er pensioniert. Sein nächstes Projekt ist das Führen eines Riads in Marrakesch. Als Riad bezeichnet man ein traditionelles marokkanisches Haus, das einen geschlossenen Innenhof oder einen inneren Garten hat. Dieses Riad hat er zusammen mit seiner Partnerin aufgebaut. Damit wird er die karitative Organisation Atlas Kinder unterstützen. agr

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