Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Der liebe Gott und die Entropie

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Schon vor 50 Jahren stand auf der ersten Seite in einem Lehrbuch der physikalischen Chemie der folgende Satz: «Das Menschheitsgeschehen geht einem Entropiemaximum entgegen.» Ein eindrücklicher Satz, den man nicht so schnell vergisst.

Das Mass der Unordnung

Was bedeutet der Begriff Entropie? Die physikalische Entropie ist eine schwierig zu erklärende physikalische Grösse. Am einfachsten kann man sich die Entropie als Mass der Unordnung eines Systems vorstellen. Nehmen wir das Wasser als Beispiel. Wasser ist das einzige Element auf der Erde, das gleichzeitig in drei Aggregatszuständen vorkommt, nämlich fest, flüssig und dampfförmig. Im festen Zustand, dem Eis, liegen die Wassermoleküle ziemlich starr geordnet in einem Kristallverbund vor. Im flüssigen Zustand, dem Wasser, enthalten die Wassermoleküle mehr Bewegungsenergie (kinetische Energie) und können so aus dem Kristallverbund ausbrechen. Das Eis verwandelt sich in flüssiges Wasser.

Erwärmt man nun das Wasser, so führt man den Molekülen noch mehr Bewegungsenergie zu und diese bekommen zunehmend die Möglichkeit, aus dem Wasserverbund in den Raum auszutreten und als Wasserdampf zu wirken. Vom Eis zum Wasser und zum Wasserdampf nimmt also die Bewegungsfreiheit der Moleküle und der Atome immer mehr zu–und damit auch ihre Anordnungsfreiheit. Das sieht dann wie eine Art «Unordnung» aus, die man Entropie nennt. Eine Entropieänderung in einem System hängt also immer von der zu- oder abgeführten Energie bei einer entsprechend vorherrschenden Temperatur ab.

 Der US-amerikanische Soziologe Amitai Etzioni definierte eine soziale Entropie als einen Zustand, in dem es keine soziale Ordnung und keine sozialen Bindungen mehr gibt. Wenn man das Weltgeschehen des zu Ende gehenden Jahres betrachtet, dann könnte man schon ein mulmiges Gefühl bekommen und sich die Frage stellen, ob der eingangs erwähnte Satz wohl Wirklichkeit werden wird?

Ein komplexes System

Jetzt kommt der liebe Gott ins Spiel–aber nicht als derjenige, der aus der Unordnung (Entropiemaximum) wieder eine Ordnung erstellt. Gott hat als Schöpfer eine Schöpfung erschaffen, die mit vielen interessanten Kreisläufen ausgestattet ist, welche sich auch gegenseitig beeinflussen. Diese Kreisläufe sind lebensnotwendig. Sie steuern und regenerieren sich selbst, wie das der Wissenschaftszweig der Kybernetik lehrt.

Wir Menschen sind mit den entsprechenden Freiheitsgraden ausgerüstet und haben das Privileg, diese Kreisläufe zu entdecken, zu studieren und auch zu nützen. Jede Überheblichkeit, Unvernunft und jede Missachtung der Ethik stören diese Kreisläufe nachhaltig.

Immer mehr Unordnung

Ein für uns Menschen entscheidender Kreislauf ist derjenige des Wassers. Er beeinflusst Wetter und Klima. Von diesem Kreislauf hängt im eigentlichen Sinne unser Gedeihen und Verderben ab. Indem wir immer mehr Energie in diesen Kreislauf eintragen (Klimaerwärmung, Treibhauseffekt), erhöhen wir die Entropie und bringen das Gleichgewicht durcheinander. Die Folgen sind Pendelschläge der Natur, die sich in Wetterkapriolen äussern–wie Hitzeperioden mit grossen Dürren, sintflutartigen Niederschlägen mit Überschwemmungen, Stürmen und Orkanen, Gletscherschmelzen mit negativem Einfluss auf den Wasserhaushalt und so weiter. Folgen davon sind Armut, Hunger, Krankheiten, Migrationsströme und vieles mehr. Papst Franziskus hat mit seiner Enzyklika «Laudato si» im letzten Sommer in eindrücklicher Weise auf eine soziale Entropie als Folge des Klimawandels hingewiesen. Mit der internationalen Klimakonferenz in Paris wurde nun ein Zeichen gesetzt, um dem System Erde Entropie zu entziehen. Die Zeit läuft, sie darf uns nicht davonlaufen. Wir alle, ein jeder von uns ist gefordert, sein Mosaiksteinchen zum grossen Mosaik der Weltordnung beizutragen. Auf welche Art und Weise, wäre eine Überlegung wert, besonders an der Schwelle zum neuen Jahr 2016.

 Mario Slongoist ehemaliger DRS-Wetterfrosch. Einmal im Monat erklärt er in den FN spannende Naturphänomene. Die Beiträge sind zu finden unter www.freiburger-nachrichten.ch, Dossier «Wetterfrosch».

Mario Slongo. Bild Aldo Ellena/a

Meistgelesen

Mehr zum Thema