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Das Vermächtnis des Emeritus

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Wenn Jakob Tanner spricht, hören alle zu. Rhetorisch stark, vermag er die Hörer mit seinen scharfsinnigen Beobachtungen zu fesseln. So auch am Mittwochabend an der Universität Freiburg: Rund 100 Hörer hatten sich versammelt, um dem Vortrag des Aushängeschilds der Schweizer Wirtschafts- und Sozialhistorikergemeinde beizuwohnen.

Anlass war die Präsentation seines neuen Buches «Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert». Darin betont der kürzlich emeritierte Professor, die Schweiz sei im vorigen Jahrhundert keineswegs isoliert, sondern international verflochten gewesen. Diese Internationalität steht der gängigen Selbstwahrnehmung als abgeschottete Insel in krasser Weise entgegen.

In seinem Vortrag kritisierte Tanner die Nationalhistoriker: «Ruft man in die Geschichte immer Morgarten rein, dann ruft die Geschichte eben Morgarten zurück.» Tanner und viele weitere Historiker sehen die Schweiz als ein Land, das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer internationaler wurde.

Einige Beispiele: Die Schweiz schloss mehr und mehr landesübergreifende Abkommen ab, war wirtschaft- lich mit dem Ausland verflochten und wurde zum Zentrum internationaler Organisationen.

Viel Reflexionsbedarf

Doch wozu eigentlich eineweitere Publikation zur Schweizer Geschichte, nachdem in den letzten Jahren etliche Übersichtswerke publiziert wurden? «Als Historiker muss man Präsenz in der politischen Deutung zeigen», erklärte Tanner. Deshalb wolle er sich nicht im Elfenbeinturm verstecken, sondern seine Perspektive in die öffentliche Diskussion mit einbringen. Schliesslich bestehe in der Schweiz auch weiterhin viel historischer Reflexionsbedarf.

Bei Tanners Forschung ist speziell, dass er die Schweiz zwar als Land untersucht, dieses aber nicht isoliert betrachtet. Man könne transnationale Phänomene stets national oder auch lokal feststellen. «Globalisierung passiert nicht in einer anderen Sphäre.» Den Fokus legt Tanner bei seinen Untersuchungen auf die Wirtschaft und die Finanzbranche, die um 1900 immer internationaler operierten.

Ohne Kontroverse

Ein Wermutstropfen dieser doch sehr interessanten Buchvorstellung war die Podiumsdiskussion, welche thematisch keinen Mehrwert lieferte. Die anwesenden Freiburger Professoren diskutierten über diverse angrenzende Themen, ohne dass ein roter Faden erkennbar gewesen wäre.

Die Erläuterungen waren zwar nicht uninteressant, standen aber etwas im luftleeren Raum. Es fehlte an klaren und kontroversen Diskussionsfragen, weshalb eigentlich gar keine Debatte aufkam – auch, weil es im Publikum keine Widerrede zu Tanners The- sen gab.

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