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Adolf Ogi: «Deutschfreiburg und das Berner Oberland sind sich sehr ähnlich»

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Er war einer der bekanntesten, beliebtesten und ungewöhnlichsten Bundesräte. Und auch mit 80 Jahren ist Adolf Ogi gerne und oft unterwegs – auch im Kanton Freiburg. Die FN sind mit ihm von Bern nach Düdingen gefahren.

Hauptbahnhof Bern am Mittwochnachmittag: Baulärm, Lautsprecherdurchsagen und jede Menge Pendlerinnen und Pendler. Und mittendrin: Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Er ist an diesem Tag auf dem Weg nach Düdingen. Am Abend wird der 80-Jährige im Podium einen Vortrag halten. Die Gemeinde Düdingen organisiert das sogenannte Firmenapéro, rund 250 Personen werden anwesend sein. Das Thema: «Führung praktisch umgesetzt». Die FN begleiten einen der wohl bekanntesten und auch heute noch beliebtesten Alt-Bundesräte auf dem Weg von Bern nach Düdingen.

Unterwegs im BLS-Zug von Bern nach Düdingen mit Adolf Ogi zu seinem Referat im Podium.
Aldo Ellena

Adolf Ogi, sind Sie regelmässig mit dem ÖV unterwegs?

Immer, wenn ich kann – ich muss natürlich immer schauen, ob ich noch nach Kandersteg zurückkomme. 

Wie reagieren die Leute auf Sie, wenn Sie durch den Bahnhof spazieren?

Eigentlich immer positiv. Oft kommen sie auf mich zu oder bedanken sich sogar noch. Ausser wenn sie sehen, dass der Ogi pressiert ist – dann haben sie das nötige Gspüri, mich nicht zu stoppen. Ausgepfiffen oder angepöbelt werde ich eigentlich nie.

Sie waren im Herbst in Wünnewil-Flamatt, jetzt sind Sie auf dem Weg nach Düdingen – welchen Bezug haben Sie zu Deutschfreiburg?

Als Verkehrsminister hatte ich viel zu tun mit dem Kanton Freiburg. Damals haben wir den Direktanschluss von Bulle nach Bern hinbekommen. Auch mit der Freiburger Regierung hatten wir sehr guten Kontakt. Ich durfte mithelfen, die zwei Autobahnen fertig zu machen. Heute würde man wahrscheinlich nicht mehr zwei Autobahnen in Richtung Genf machen – aber jetzt hat man sie, und Freiburg haben die Autobahnen viel Auftrieb gegeben. Ich finde Freiburg einen interessanten Kanton.

Warum interessant?

Ich habe selbst drei Jahre im französischsprachigen Landesteil verbracht. Das hat mir die nötige Sensibilität und das nötige Verständnis für die kulturellen Unterschiede der beiden Sprachregionen gegeben. Verständnis für die Kultur und vor allem für die Bedeutung der Vielsprachigkeit. Die Welschen bringen uns viel – das nehmen wir als Deutschschweizer vielleicht nicht immer wahr, aber es ist eine Tatsache. Wir leben in einem Land mit vier Sprachen, vier Kulturen und 26 Kantonen. Und wir leben in Frieden und Freiheit seit 1848 – das ist Weltrekord. Aber wie schon Napoleons Mutter sagte: «Pourvu que ça dure» – wir müssen Sorge tragen.

Natürlich bringt die Zweisprachigkeit viele Chancen, aber als Deutschfreiburger fühlt man sich manchmal auch etwas vergessen vom eigenen Kanton. Ähnlich wie auch das Berner Oberland von der Stadt Bern gerne ein wenig vergessen wird.

Ja, das Berner Oberland und Deutschfreiburg sind sich teilweise sehr ähnlich – im Denken, im Handeln, im Dialekt, in der Kultur, aber auch in Sachen Werte. Da gibt es aus meiner Sicht keine grossen Unterschiede zwischen dem Berner Oberländer und dem Deutschfreiburger. Darum fühle ich mich ja hier so wohl. Ich komme gern, weil ich keine Grenzen überschreiten muss (lacht).

Heute kommen Sie nach Düdingen, um über Führung zu sprechen – was wollen Sie den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern mitgeben?

Ich will kein Lehrer sein, der sagt, wer sich wie verhalten soll. Aber ich kann aus meinen Erfahrungen in der Politik, Wirtschaft, dem Militär und der UNO erzählen. Durch meine Arbeit habe ich die ganze Welt gesehen – auch arme Länder und die Tragödien, die sich dort abspielen. Aus diesem reichen Fundus von Erlebnissen und Erfahrungen will ich berichten. Und hoffentlich erreiche ich damit, dass heute Abend keiner einschläft.

Bestimmt nicht, aber inwiefern sind Ihre Erfahrungen bei der UNO relevant für eine Inhaberin eines Deutschfreiburger KMU?

Direkt vergleichen kann man das natürlich nicht. Aber die Grundsätze sind die gleichen. Der Bezug zum Mensch muss immer im Fokus sein: Man muss Menschen mögen – die vier M’s. Jeder, der eine Führungsfunktion hat, muss wissen, dass er seine Ziele nur erreichen kann, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert sind. Man muss sie begleiten, unterstützen, ihnen helfen. An zweiter Stelle steht der Auftrag. Und schliesslich die Führung.

Das Interview mit den FN fand im BLS-Zug nach Düdingen statt.
Aldo Ellena

Und was verstehen Sie unter guter Führung?

Als ich damals das Amt des Bundesrats übernommen habe, sagte ich zu meinem Vorgänger Leon Schlumpf, dass er alle Direktoren einladen soll, damit sie mir – innert sieben bis zehn Minuten – sagen, welche Probleme sie in ihren Ämtern haben und wie sie beabsichtigen, sie zu lösen. Sie kamen zu mir und jeder redete eine halbe Stunde lang. Ich war enttäuscht. Also fuhr ich zurück nach Kandersteg, setzte mich hin und schrieb dieses Dokument hier.

Adolf Ogi nimmt ein Mäppchen mit diversen Dokumenten aus seiner Tasche und beginnt zu suchen. Schliesslich nimmt er ein mehrere Seiten langes, leicht vergilbtes Dokument hervor und zeigt auf den Titel des Dokuments.

«Führungsgrundsätze, Organisation und Ablauf der Departementsarbeiten»: Das sind die zehn Seiten, die ich an diesem Abend schrieb.

Ogi blättert im Dokument und zitiert einige Passagen.

Hier, das ist gut: «Wir spielen im Team, Sie buchen Assists, aber die Tore schiesst politisch gesehen der Departementschef. Ich stehe dafür auch im Regen bei politischer Schlechtwetterlage. Und ich werde Sie decken.»

Auch wenn sie aus dem Jahr 1988 stammen – Adolf Ogi ist überzeugt, dass seine Führungsgrundsätze noch immer gültig sind.
Aldo Ellena

Und so haben Sie Ihre Führungsgrundlagen formuliert?

Genau. Man muss von Anfang an klar sagen, was man will – sonst wird man als Departementschef geführt von der Verwaltung. Also habe ich dieses Dokument allen abgegeben.

Die Unternehmenskultur hat sich aber wahrscheinlich seit Ihrer Zeit als Bundesrat ein wenig verändert?

(Adolf Ogi schüttelt entschlossen den Kopf.) Ich denke, das stimmt eben nicht. Diese Basiswerte, die für mich so wichtig waren, sind auch heute noch wichtig. Von einer anderen Kultur kann man nicht sprechen, aber gewisse Dinge sollten wir wieder verstärkt aufleben lassen. Respekt. Solidarität. Geradlinigkeit. Berechenbarkeit. Diese Werte müssen wir anstreben – leider geht das heute vergessen. Das fängt schon bei der Erziehung an.

Ogi blättert erneut durch seine Mappe und nimmt einen Artikel über Marco Odermatt hervor.

Hier, das habe ich eben erst gelesen und mich gefreut. Marco Odermatt erzählt hier von den Werten, die ihm seine Mutter mitgegeben hat. Sie ähneln sich denen, die auch mir mitgegeben wurde. Warum ist Odermatt denn so populär? Klar, die Resultate im Sport müssen stimmen, aber sein Menschsein ist mindestens genauso wichtig. Diese Werte habe auch ich mitbekommen, und ich habe sie nie vernachlässigt. Klar könnte man das hier (er zeigt auf sein vergilbtes Dokument) als alte Schule bezeichnen – immerhin stammt es aus dem Jahr 1988 …

… es ist gleich alt wie ich…

(lacht) … und trotzdem: Diese Werte sind auch jetzt noch immer genauso wichtig. Davon bin ich überzeugt.

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