Alles dreht sich um die Farbe
Leo Ruffieux stellt Raku-Objekte in der «Galerie de la Cathédrale» aus
Er wäre gerne Sportlehrer geworden. Doch der Traum blieb unerfüllt. Dafür hat Leo Ruffieux im Kunsthandwerk sein Glück gefunden: Seit zehn Jahren widmet er sich der japanischen Brenntechnik «Raku».
Von IRMGARD LEHMANN
Vor 25 Jahren hat Leo Ruffieux mit dem Modellieren angefangen, ist später zur Raku-Technik gestossen und liebäugelt neuerdings mit der Materie Holz.
Doch vorerst bleibt Raku Ruffieux’ Lieblingstätigkeit. Autodidaktisch hat er sich die Technik angeeignet und mittels Kursen verfeinert. Kürzlich hat er sich in Plasselb hiefür auch ein neues Refugium geschaffen. Im Atelier, dem rot-orangen Bau, der seinem Wohnhaus angegliedert ist, hat alles seinen Platz: An der Wänden verrostete Metallobjekte, die der Verarbeitung harren, darüber eine Unmenge Medaillen und Startnummern aus der sportlichen Episode (Ruffieux war einst Mitglied des Nationalkaders «Biathlon»). Und auf den Arbeitstischen unzählige Tonmuster, die als Farbvorlage für Objekte dienen.
Die Suche nach dem Türkis …
Farbpulver mischen, mit Wasser aufrühren, auf Tonplatten streichen und bei 950 bis 1000 Grad Hitze brennen, anschliessend im Stroh lagern (provoziert die Reduktion der Glasur): So lautet vereinfacht das Rezept der japanischen Raku-Technik. Doch so einfach ist es nicht. Denn erst, wenn der Fachmann – mit Kopf- und Körperschutz – die Musterplatten glühend aus dem Ofen nimmt, weiss er, ob die Mischung richtig war. Entspricht die Farbe nicht der Vorstellung, fängt Ruffieux von vorne an: Dieses Mal etwas mehr Kaolin und nur 2 Prozent Quarz, dafür 20 Prozent Zinkoxyde und 16 Prozent Magnesiumkarbonat … Die Suche nach den Türkis, diesem einen Türkis, die kann lange dauern. Fünf Mal wird versucht, zehn Mal, wenn es sein muss.
… und der glückliche Moment
Auf die unmögliche Frage nach dem schönsten Augenblick antwortet der Raku-Künstler ohne zu zögern: «Dann, wenn das Objekt die
Sollte sich auf dem noch ungebrannten Objekt irgendwo eine Luftblase eingeschlichen haben, so platzt diese bei den hohen Temperaturen und das Objekt ist recyclingreif.
Jetzt versteht man auch, warum sich der Kunsthandwerker nur ungern von seinen Objekten trennt. «An der letzten Ausstellung im Sensler Museum vor zehn Jahren wollte ich von 35 nur gerade 10 weggeben», lacht Ruffieux. Doch heute könne er besser loslassen. In der «Galerie de la Cathédrale» in Freiburg – die Vernissage findet heute Abend statt – sind jedenfalls alle 30 Objekte zu haben.
Balanceakt zwischen Beruf
und Kunst
Einen Beruf im Vollzeitjob ausüben und am «Kunstwerk bleiben», ob das denn geht? «Ich bin in der glücklichen Lage, als Versicherungsagent auch abends oder am Samstag arbeiten zu können», freut sich Ruffieux, der bei einer Versicherung die Agentur Sense-Oberland leitet. Doch er tut nicht nur dies. Auch die Akupunktur hat es ihm angetan. Hiefür liess er sich ausbilden und übt die Tätigkeit einen Tag pro Woche aus.
Was liegt ihm von alldem am nächsten? Eine überflüssige Frage. «Ich wünsche mir, dass ich in ein paar Jahren nur noch künstlerisch arbeiten kann.» Dann, wenn die familiären Verpflichtungen mehr finanziellen Freiraum lassen, fügt der Vater zweier Töchter bei.
«Galerie de la Cathédrale», Freiburg. Ausstellung mit Leo Ruffieux, Raku, und Nicolas Ruffieux, Malerei; Vernissage heute Mittwoch um 18.00 Uhr.