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Amruta Wyssmann stürmt ohne linken Unterarm die Kletterwand hoch

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Sie ist Pionierin, kämpft gegen Barrieren und verblüfft an der Kletterwand – nächste Woche geht die Bündnerin Amruta Wyssmann, die zehn Jahre im Sensebezirk wohnte, an der Paraclimbing-WM in Bern an den Start.

Ganz überzeugt von der Idee war sie selbst nicht, als eine gute Freundin sie 2018 zum ersten Mal zum Klettern mitnahm. «Seien wir ehrlich, es ist schon nicht gerade die Sportart, die dir als erste in den Sinn kommt, wenn du nur einen Arm hast», sagt Amruta Wyssmann. Doch die 31-Jährige, die ohne linken Unterarm zur Welt kam, lebt nach dem Motto: einfach mal probieren! Und so sagt sie fünf Jahre später: «Klettern ist mein Leben.»

Nächste Woche nimmt Wyssmann an der WM im Paraklettern in Bern teil. Es ist das bisherige Highlight ihrer noch jungen Karriere. Sie wird sich an der mehr als 15 Meter hohen Wand in der Kategorie AU 2 mit Frauen aus aller Welt messen, denen ein Unterarm fehlt. 16 sind für die Qualifikation vom Dienstag gemeldet, vier bis sechs schaffen es anschliessend in den Final vom Donnerstag. «Es ist mein Ziel, den Final zu erreichen, ich weiss allerdings, dass das ein sehr schwieriges Unterfangen sein wird.»

Routenplanung entscheidend

Aber vor Herausforderungen hat sich Amruta Wyssmann, die in Indien zur Welt kam und im Alter von einem Jahr in der Schweiz adoptiert wurde, noch nie gedrückt. Nach dem ersten Klettererlebnis vor fünf Jahren hatte sie den schlimmsten Muskelkater ihres Lebens. Aber sie war glücklich, weil sie zu ihrer eigenen Überraschung an der Kletterwand durchaus geschickt und agil unterwegs war. «Die grösste Herausforderung ist die kleine Reichweite. Ich muss meine Routen deshalb anders planen, ich kann nicht einfach plötzlich hochgreifen, entsprechend muss ich mir jede Bewegung im Voraus überlegen.»

Wyssmann hat schnell dazugelernt. Sie merkte sofort, dass sie sehr viel mit den Füssen arbeiten muss. «Und ich habe auch gelernt, auf meinen linken Arm zu vertrauen. Am Anfang machte ich alles mit rechts, mittlerweile gehe ich oft auch mit links voran.»

Ihre Fortschritte blieben nicht unbemerkt. Vor zwei Jahren wurde sie von Plusport, der Dachorganisation des Schweizerischen Behindertensports, angefragt, ob sie dem Nationalteam im Paraklettern beitreten wolle. Sie sagte sofort zu, wurde so zur Pionierin, ein Dreivierteljahr lang war sie das einzige Mitglied. «Das war speziell, aber es war spannend, Teil dieses Pilotprojekts zu sein. Und ich habe extrem profitiert, weil ich den Trainer in dieser Zeit für mich alleine hatte. Aber es ist natürlich cool, sind mittlerweile weitere Athletinnen und Athleten dazugekommen.» 16 Personen mit unterschiedlichsten Behinderungen gehören mittlerweile zum Nationalteam. «Ich bin schon ein wenig stolz, dass ich am Anfang sozusagen das Gesicht dieses Projekts war und vielleicht den einen oder die andere motivieren konnte, mitzumachen.»

Oft unterschätzt

Eine Pionierin ist Wyssmann auch in vielen Kletterhallen. Sie fällt auf – und hat dabei auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. Etwa als sie Leute sagen hörte: «Wenn die mit nur einem Arm diese Route schafft, dann schaffen wir das locker.» Oder als Eltern ihre Kinder anwiesen, nicht hinzuschauen – als ob das Klettern mit einem Arm etwas Schlimmes wäre. Manchmal sind es auch einfach nur schräge Blicke, wie wenn sich die Leute fragen würden, was genau sie hier verloren hat. «Aber es ist zuletzt besser geworden», sagt Wyssmann.

Und dass sie von manchen Leuten unterschätzt werde, komme auch in anderen Lebensbereichen vor. «Als ich noch an der Bar arbeitete, gab es Leute, die mir den Shaker aus der Hand reissen und ihren Cocktail selbst mixen wollten. Oder solche, die mir das Serviertablett abnehmen wollten, weil sie dachten, es falle mir gleich runter. Dabei hatte ich das alles schon tausendmal gemacht», sagt die Bündnerin, die zwischen 2013 und 2023 im Sensebezirk wohnte – zunächst in Schwarzsee, dann in Düdingen – und während dieser Zeit acht Jahre im Planet Edelweiss in Mariahilf im Service arbeitete.

«Es ist oft sogar gut gemeint, gleichzeitig aber nicht gerade taktvoll.» Ob innerhalb oder ausserhalb der Kletterhalle, sie appelliert an die Leute, keine Barrieren aufzubauen, wo keine Barrieren bestünden. «Sie können ganz natürlich mit mir umgehen, und wenn sie mir eine Frage stellen wollen, können sie das jederzeit tun – alles kein Problem.»

Der Traum von den Paralympics

Wyssmann hat in ihrem Leben schon viele andere Sportarten ausgeübt: Reiten, Leichtathletik, Snowboard, Ski fahren – aber nichts hat sie so gepackt wie das Klettern. «Es macht einfach unglaublich Spass. Du musst überlegen, brauchst Muskeln, Ausdauer, Explosivität – es ist ein sehr kompletter Sport. Und die Community ist ebenfalls extrem cool.»

Entsprechend bestimmt das Klettern mittlerweile so ziemlich alles im Leben von Amruta Wyssmann. Sie tauschte ihren Servicejob gegen einen Bürojob ein und arbeitet nun in einem 80-Prozent-Pensum beim Schweizer Alpen-Club (SAC) in Bern – wo sie seit März auch wohnt. Dadurch kann sie Arbeit und Klettern besser unter einen Hut bringen. Drei bis fünf Mal pro Woche trainiert sie mittlerweile, meist im O’Bloc in Ostermundigen, manchmal auch in Freiburg.

Wenn sie Ferien nimmt, dann vielfach, um an Weltcup- oder Master-Wettkämpfe zu reisen. Immerhin werden dabei Reise und Unterkunft finanziert (im Weltcup) oder zumindest teilfinanziert (bei den Masters). Gut möglich, dass Wyssmann in Zukunft den Klettersport noch intensiver ausüben wird. Vor allem dann, wenn Ende Jahr der Entscheid gefällt werden sollte, dass die Sportart ab 2028 paralympisch wird. «Dann gilt es ernst!», sagt sie. «2028 finden die Paralympics in Los Angeles statt. Das wäre ein Ziel, auf das ich mit viel Freude und Engagement hinarbeiten würde. Ich kann mir vorstellen, dass ich dem Klettern dann noch mehr Priorität geben würde.»

Amruta Wyssmann in Aktion.
Bild SAC/ davidschweizer.ch

Bern im Zentrum der Kletterwelt

Insgesamt 631 Athletinnen und Athleten aus 56 Nationen stehen in der Postfinance-Arena in Bern derzeit an den Weltmeisterschaften im Sportklettern im Einsatz, in die auch die WM im Paraclimbing eingebettet ist. Bei den Wettkämpfen gibt es verschiedene Disziplinen.

Lead – die Disziplin, in der Amruta Wyssmann an den Start geht – ist diejenige, die am meisten dem klassischen Klettern am Berg ähnelt. Ausgerüstet mit einem Seil gilt es, eine definierte Route innerhalb der vorgegebenen Zeit zu absolvieren. Während dies mehrere Minuten dauert, geht es im Speed – dem Namen entsprechend – nur um Sekunden. Und anders als in den anderen Disziplinen wird im Speed ab der Finalrunde in Duellen gegeneinander angetreten. Im Bouldern geht es weniger in die Höhe, dafür müssen die Athletinnen und Athleten bei den komplizierten Routen Geschick und Einfallsreichtum beweisen.

Die Postfinance-Arena ist in diesen Tagen ganz in der Hand der Kletterer und Kletterinnen.
Keystone

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