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Andrej Lushnycky über Mythos und Dogma am «Tag des Sieges» vom 9. Mai

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Die Instrumentalisierung historischer Mythen diene als Basis für Propaganda, schreibt Andrej Lushnycky, Präsident Ukrainischer Verein Schweiz, in seinem Gastbeitrag zum «Tag des Sieges» über Hitler-Deutschland am 9. Mai. Nach dem Zweiten Weltkrieg begangene Fehler dürften heute in der Ukraine nicht wiederholt werden.

Die Instrumentalisierung historischer Mythen und Unwahrheiten dient als Basis für Propaganda. Während wir uns den offiziellen Feierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 9. Mai nähern, sehen wir uns konfrontiert mit der Manipulation dieses historischen Moments durch die Russische Föderation mit ihrer sorgfältig aufgebauten Agitprop über das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Unglücklicherweise hat die Toleranz der Alliierten für die Verherrlichung und, zu einem gewissen Grad, die Aneignung der «Sieger»-Rolle im Zweiten Weltkrieg durch die Sowjetunion und nun Russland dazu beigetragen, dass sich die mächtigste ideologische und dogmatische Waffe in ihrem Propagandaarsenal – der Tag des Sieges am 9. Mai – noch verstärken konnte.

Regime im Zustand der Realitätsverweigerung

Das Perpetuieren dieses Mythos kostet im Moment vielen Menschen in der Ukraine ihr Leben, normalen Russen ihre Zukunft und der Welt ihre Sicherheit. Die sogenannte militärische “Spezialoperation” in der Ukraine ist von so vielen zweifelhaften und falschen russischen Narrativen begleitet, dass dies ein Hinweis dafür ist, dass sich das russische Regime in einem Zustand völliger Realitätsverweigerung befindet.

Die täglichen Verlautbarungen der Moskauer Führung entfernen sich mehr und mehr von einer vernunftbasierten Interpretation der Ereignisse – bezüglich der Gegenwart und der Vergangenheit. Die alternative Realität, die die russische Regierung aktiv für sich selbst und ihr Volk konstruiert, lässt einen zweifeln, ob diese Menschen je wieder aus ihrem tiefen Loch herausfinden werden.

Es ist wichtig, sich selbst und auch Herrn Putin und seine Kumpane daran zu erinnern, dass die westlichen alliierten Nationen Befreiungsarmeen waren, die Demokratie und langfristige Stabilität in Europa etablierten, während die sowjetische Armee eine Besatzungsmacht war, die Hunderte von Millionen Menschen hinter dem Eisernen Vorhang einsperrte. Sollte Russland nicht auch dafür die Verantwortung übernehmen müssen, oder haben nur die historischen Ereignisse Gültigkeit, die seinen chauvinistischen Grössenwahn untermalen? 


Jede Nation muss ihre Vergangenheit hinterfragen. Jede grosse Nation hat die Verpflichtung, das mit Sorgfalt und immer wieder zu tun. Die Russische Föderation unter Wladimir Putin hat dies nicht nur konsequent vermieden, sondern hat sich – im Gegenteil – dahingehend engagiert, ihre düstersten Perioden zu glorifizieren.

Der Molotow-Ribbentrop-Pakt, welcher Hitler faktisch freie Hand gab und, mit Stalin zusammen, zur Neuaufteilung von Europa führte, wird nun als “Sicherheitspakt” gefeiert – wer etwas anderes sagt, landet in Russland im Gefängnis. 
In der beeindruckenden Rhetorik über den Zweiten Weltkrieg fehlt sowohl die Erwähnung des Lend-Lease-Gesetzes der USA, welches damals der verzweifelten Sowjetunion fast 160 Milliarden (in aktuellen US-Dollar Werten) an Waffen zuführte, als auch die Erwähnung der unzähligen Soldaten aus allen Sowjetrepubliken, die als Kanonenfutter ohne Ausrüstung an die Front geschickt und oft von den eigenen Truppen erschossen wurden.

Ebenfalls fehlt das Eingeständnis von massiven Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen gegen Zivilisten – vor, während und nach dem Status der Sowjetunion als Alliierte. Konsequenterweise ging auch vergessen, dass sowjetische Truppen nach Kriegsende massenweise und systematisch deutsche Frauen vergewaltigten. Es ist sehr bedauernswert, wenn auch erwartbar, dass sich so viele dieser “vergessenen” Kriegsverbrechen nun heute in schändlichster Weise im Verhalten der russischen Truppen in der Ukraine wiederholen.

Kein Zeichen von Stärke

Grosse Paraden militärischer Hardware, die mit hohen Kosten verbunden sind, scheinen für viele Menschen heutzutage etwas aus einer lang vergangenen Zeit zu sein. Solche Paraden zeugen von Schwäche und nicht von Stärke, von Unsicherheit und nicht von Selbstvertrauen in einer Welt, die sich weiterentwickelt hat. Grandiose Feierlichkeiten des Triumphs – wenn auch das Gegenteil im Land der Fall ist – ist nur eine grandiose Ablenkung und nicht eine feierliche und würdige Erinnerung an die Opfer früherer Generationen.

Indem man Soldaten in Paradeuniformen mit glänzenden Fahrzeugen vorbeidefilieren lässt, demonstriert man nicht nur Macht, sondern erzeugt auch ein Bild vom Krieg als einem sauberen Geschäft, wo edle Befreier Heldentaten vollbringen. Leider sehen wir in der Realität regelmässig das Gegenteil: Eine brutale Horde begeht kaum vorstellbare Verbrechen. Die Propaganda versucht, das Idealbild weiter aufrecht zu erhalten, und das Publikum ist oft nur zu gerne bereit, daran zu glauben.

Stalins Rehabilitierung nach dem Zweiten Weltkrieg ist eines der Elemente, welches Putin heute so rücksichtslos machen. Wenn Stalin trotz seiner Inkompetenz, seiner schrecklichen Verbrechen und seiner kompletten Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben so aufrecht neben den Gewinnern des Krieges stehen konnte, warum sollte es Putin nicht auch gelingen, am Schluss etwas Ähnliches zu erreichen?

Mit der Akzeptanz für die Aufteilung Europas sanktionierte der Westen den Triumph eines diktatorischen Systems über ein anderes. Der damals fehlende Mut und die fehlende Voraussicht seitens der westlichen Staaten waren ein Betrug an unseren Werten, unseren Glaubenssätzen und unserem Verständnis von Würde und Menschlichkeit. Wir können es uns nicht leisten, dass dies 2022, in der Ukraine, wiederum geschieht.

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