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Auf und neben dem Eis ein offensiver Typ

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Die Interview-Anfrage der FN per SMS beantwortete Lorenz Kienzle in Minutenfrist positiv. Der Schaffhauser freute sich sichtlich über das ihm gegenüber erbrachte Interesse. Im Gespräch erweist sich Kienzle dann als offene Person und nicht als einer dieser Eishockeyspieler, die ausschliesslich für ihren Sport zu leben scheinen. «Das ist einer der Gründe, weshalb ich im Sommer vom Tessin in die Romandie wechseln werde», sagt der 27-Jährige. «Ich lege viel Wert auf das Leben neben dem Eishockey. Dazu gehört beispielsweise, neue Sprachen zu lernen. Ich kann noch kein Französisch und will das in Freiburg möglichst schnell nachholen.» Neue Sprachkulturen zu entdecken, ist für den kommunikativen schweizerisch-italienischen Doppelbürger nur eine der vielen Facetten des Lebens. «In Lugano konnte ich extrem viele Freundschaften schliessen. Ich hoffe, dass ich in Freiburg ebenfalls die Chance dazu haben werde. Aperitivo und so, auf die Strasse gehen, neue Leute kennenlernen, das alles ist mir wichtig.» Nicht wenige werden in diesen Worten das sich hartnäckig haltende Klischee von den verwöhnten Stars beim HC Lugano, dem Dolce Vita, bestätigt sehen. Für Kienzle ist dieses Stereotyp nicht neu. «Ja, Lugano ist wunderschön, und die Verlockung zum Nichtstun ist mit den Palmen und dem See gross. Aber letztlich ist es doch überall in der Schweiz schön.» Für ihn spricht aus den Vorwürfen in erster Linie der Neid. «Der HC Lugano hatte viel Erfolg, dann jedoch ein extremes Tief. Da wird halt gerne von allen Seiten gespottet. Aber wir haben in den letzten Jahren unter Trainer Patrick Fischer hart gearbeitet.»

Kein Hühnerhaufen mehr

 Und dennoch konnten die Tessiner auch unter dem heutigen Nationalmannschaftstrainer nicht reüssieren. Ende Oktober wurde Fischer – nachdem sein Vertrag vor Saisonbeginn noch verlängert worden war–entlassen und durch den Kanadier Doug Shedden ersetzt. Seither geht es mit den Bianconeri steil bergauf. «Shedden hat den Erfolg zurückgebracht.» Nebst dem leicht angepassten Spielsystem nennt Kienzle die Disziplin als Schlüsselwort. «Vorher waren wir wie ein wilder Hühnerhaufen. Jetzt sind wir sehr gut organisiert.» Was für die Mannschaft gelte, sei bei ihm persönlich nicht anders gewesen, sagt Kienzle. «Am Anfang hatte auch ich meine Schwierigkeiten. Jetzt läuft es sehr gut. Ich habe wie das ganze Team den Plausch.» Weniger Freude bereitete ihm das letzte Wochenende, als ersichtlich wurde, dass die Luganesi nicht ganz vor Rückschlägen in alte Zeiten gefeit sind. In zwei Partien kassierten sie zehn Gegentore, darunter war eine 2:6-Niederlage bei Schlusslicht Biel. «Da haben wir sehr, sehr schlecht gespielt», erklärt Kienzle und hakt diese Pleite als Ausrutscher ab.

Ein Faible für das Spektakel

Er selbst steht in dieser Saison bisher mit zwei Toren und fünf Vorlagen in 39 Spielen mit durchschnittlichen Werten zu Buche. Ist er also ein Verteidiger der unauffälligen Sorte? «Das kommt darauf an, was der Trainer von mir will. Ich bin sicher solid, habe aber auch offensive Instinkte. Wenn man mir die Chance gibt, mache ich Punkte.» Kienzle verweist auf die letzte Saison, als er sich 20 Skorerpunkte notieren lassen konnte. «Damals habe ich im Powerplay gespielt. In dieser Saison werde ich in Überzahl weniger eingesetzt, deshalb habe ich weniger Punkte. Aber natürlich ist das primäre Ziel eines Verteidigers, nicht negativ aufzufallen.» Die Liebe zum Spiel nach vorne kommt beim dreifachen Schweizer Internationalen nicht von ungefähr. Erst in der NLB bei den GCK Lions entwickelte sich der polyvalente Kienzle vom Stürmer zum Verteidiger. Seine Präferenz ist allerdings klar. «Am liebsten interpretiere ich die Rolle eines offensiven Verteidigers.» Eine Rolle, die er nächste Saison auch in Freiburg nur allzu gerne einnehmen würde. «Gottéron steht für das offensive Spektakel, das entspricht mir.» Dies sei einer der Beweggründe dafür gewesen, dass er sich für Freiburg und gegen andere Interessenten entschieden habe. So ganz freiwillig kommt der Abschied aus Lugano indes nicht. Sportchef Roland Habisreutinger habe ihm nach der Entlassung von Fischer mitgeteilt, dass der Club künftig mehr auf die eigene Jugend setzen wolle und für ihn deshalb wohl kein Platz im Kader mehr sei.

Nicht auf den Mund gefallen

Zupass wird Kienzle bei seinem neuen Verein kommen, dass er einer von bisher vier neu engagierten Verteidigern ist und dadurch die Karten in der Freiburger Hintermannschaft neu gemischt werden. «In Lugano bin ich meistens der sechste Verteidiger», hält Kienzle fest. Das erklärt mitunter seine ungenügende Plus-Minus-Bilanz (-8), da er selten mit den Skorern Pettersson, Klasen und Co. auf dem Eis steht. «In Freiburg sehe ich für mich die grösseren Chancen.» Gottéron-Trainer Gerd Zenhäusern stellt dem Neuzugang tatsächlich mehr Eiszeit in Aussicht. Ob er sie dann tatsächlich erhalten wird, liege allein am Spieler. «Ich erwarte, dass Kienzle uns im Powerplay helfen kann. Wir verlieren Kamerzin, deshalb wird ein Platz frei. Kienzle ist einer, der Speed hat, offensiv ausgerichtet ist und Impulse geben kann. Wenn er sich im Powerplay einfügen kann, wird er automatisch mehr Eiszeit erhalten.» Doch zunächst müsse er sich im Konkurrenzkampf bei den Verteidigern durchsetzen. Dessen ist sich auch Kienzle bewusst.

 Vorerst aber ist Gottéron für Kienzle noch ein Gegner. Ein unangenehmer, wie er betont. «Ich habe nie gerne in Freiburg gespielt. Wenn man früh ein Tor kassiert hat und die Fans ihr Team pushen, wird es ganz hart.» Heute trifft er zum zweiten Mal seit der Vertragsunterschrift auf seine zukünftigen Teamkollegen. «Das erste Spiel im St. Leonhard fand wenige Tage nach Bekanntgabe des Transfers statt. Ich war ziemlich nervös. Zu wissen, dass du unter spezieller Beobachtung stehst, war nicht einfach. Zum Glück habe ich ein gutes Spiel gezeigt.»

Auch heute wird sich Kienzle den einen oder anderen Spruch seiner Mitspieler anhören müssen. «Das gehört dazu.» Dass auch er verbal heftig austeilen kann, bewies er jüngst mit dem HC Lugano beim Spengler Cup. Als sich Langnaus Chris DiDomenico vom Team Canada etwas gar theatralisch fallen liess und Kienzle eine Strafe erhielt, textete er den Kanadier mit allerhand nicht jugendfreien Bezeichnungen zu. Die TV-Aufnahmen seiner Schimpftirade gingen in den sozialen Netzwerken viral. «Ich bin ja sonst eine eher ruhige Person. Aber da bin ich meiner Meinung nach zu Recht ausgerastet. DiDomenico hat ganz einfach simuliert. Wenn ich muss, stehe ich meinen Mann und lasse nichts anbrennen.»

Titel ist immer das Ziel

 Nichts anbrennen lassen will auch der HC Lugano hinsichtlich einer raschen Playoff-Qualifikation. «Wir wollen uns die Playoffs noch vor Beginn der Nationalmannschaftspause sichern. Das Ziel ist ein Platz in den Top 4»–um dann in den Playoffs endlich die erste Runde zu überstehen. Denn bisher war für Kienzle in Lugano stets im Viertelfinal Endstation gewesen. «Das ist natürlich extrem enttäuschend. Es ist meine letzte Chance, mit Lugano etwas zu gewinnen.» Der Titel sei beim HCL schliesslich immer das Ziel – trotz oder gerade wegen der Misserfolge der jüngeren Vergangenheit. «Auf dem Papier hatten wir stets ein sehr gutes Team. Aufs Eis bringen konnten wir es aber nie. In den Playoffs waren wir einfach zu weich.»

Der heutige Gegner

Die Fakten zum HC Lugano

• Mit 18 Treffern ist Fredrik Pettersson Luganos bester Schütze. Dafür benötigte er aber auch 173 Schüsse. Kein anderer NLA-Spieler schoss bisher so oft auf das Tor.

• Seit Doug Shedden das Traineramt übernommen hat, feierte Lugano in 24 Spielen 17 Siege und kletterte von Rang 10 auf Rang 5.

• Im Saisonvergleich führen die Tessiner gegen Gottéron mit 2:1 Siegen.

• Tim Stapelton ist wieder fit, Ilari Filppula überzähliger Ausländer.

Vorschau: Viel Laufarbeit in Lugano nötig

N ach zuletzt vier Siegen in Folge gegen Teams aus der hinteren Tabellenregion trifft Gottéron an diesem Wochenende auf zwei besser klassierte Mannschaften. Heute reisen die Freiburger zum HC Lugano, ehe morgen Samstag der EV Zug im St. Leonhard zu Gast sein wird.

«Die zwei nächsten Gegner sind grosse Teams, da müssen wir anders spielen als etwa gegen Biel und Kloten», sagt Gottéron-Trainer Gerd Zenhäusern und meint damit eine konstante Leistung über die gesamte Spieldauer. «Gegen Biel beispielsweise hatten wir einige Löcher. In Lugano können wir uns Gleiches nicht erlauben.» Zenhäusern hat besonders von der Offensivpower der Tessiner Respekt. «Um ihre gefährlichen Leute im Griff zu haben, müssen wir viel laufen. Das braucht Energie.» Der Walliser erwartet von seinen Spielern Entschlossenheit. «Wir wollen in die Playoffs. Dafür müssen wir Spiele gewinnen.»

Ein neuer Ausländer?

Gottéron wird in Lugano mit dem praktisch identischen Team wie beim Sieg in Kloten antreten. Einzig John Fritsche kehrt zurück; die Comebacks von Andrei Bykow und Marc-Antoine Pouliot werden nächste Woche erwartet. Leichte Änderungen gibt es in der Aufstellung. Schmutz ersetzt Réway zwischen Sprunger und Plüss, während der Slowake neben Salminen und Neuenschwander stürmen wird.

Mit der sich abzeichnenden Rückkehr von Pouliot dürfte derweil die Luft für den seit geraumer Zeit enttäuschenden Sakari Salminen dünn werden. Es ist kein Geheimnis, dass die Verantwortlichen mit den Leistungen des Finnen nicht zufrieden sind. Als es dem Team zuletzt nicht lief, tauchte Salminen völlig ab und war nicht die Leaderfigur, die von einem Ausländer erwartet wird. Deshalb dürfte sich Salminen auf der Tribüne wiederfinden, sobald Pouliot wieder einsatzbereit ist.

Nicht nur dies – vonseiten des Vereins wurde ausserdem bestätigt, dass man in Kontakt mit Maxim Lapierre stehe. Der kanadische Stürmer verliess diese Woche aus persönlichen Gründen Hals über Kopf seinen schwedischen Arbeitgeber Modo Hockey. Dies brachte ihm nicht nur von Byron Ritchie harsche Kritik ein. Der ehemalige SCB-Spieler sprach seinem nunmehr Ex-Teamkollegen öffentlich jeglichen Respekt gegenüber Team und Verein ab und stellte den Charakter Lapierres infrage. Der 30-jährige Kanadier, der für Montreal, Anaheim, Vancouver, St. Louis und Pittsburgh über 600 NHL-Spiele bestritten hat, wurde in Übersee aufgrund seiner Spielweise als die «kleine Pest» bezeichnet. Sollte sich das Interesse von Gottéron an Maxim Lapierre konkretisieren – die Freiburger haben noch die achte und letzte Ausländerlizenz zur Disposition – , dann wäre dies gewiss auf Kosten von Salminen. fs

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