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Aufregen ist mein Yoga

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FN-Kolumnist Stephan Moser erklärt, was er braucht, um tiefenentspannt zu sein. 

Mir geht es echt mies heute. Ich habe mich gar noch nicht richtig aufregen können. Der Kaffee schmeckt, die Kinder sind schon aus dem Haus, nur gute Musik im Radio. Zum Kotzen. Als wollte mir das Leben sagen: «Siehst du, heute hast du gar keinen Grund, dich aufzuregen.»

Als ob ich einen Grund bräuchte, um mich aufzuregen.

Das wäre ja noch schöner, wenn man plötzlich einen Grund bräuchte, um sich aufzuregen. Wahrscheinlich einen vom Bundesamt für Gesundheit abgesegneten und von den Krankenkassen anerkannten Grund. Weil sich aufregen ja angeblich schlecht für die Gesundheit sein soll. Was wissen denn diese Ingwergesichter schon? Andere gehen täglich joggen, ich rege mich eben auf. Nichts treibt den Puls so effektiv hoch, wie sich eine Stunde lang ordentlich aufregen. Richtig auspowern kann ich mich, wenn ich mich enerviere.

Mich aufregen ist mein Yoga. Je fünf Minuten den «Berserker» und den «Wüterich» machen und meine innere Mitte braucht einen Kompass, um sich selbst wieder zu finden. So effektiv ist mein Ärger-Yoga.

Ob ich reizbar bin? Reizbar? Da regt mich ja schon die Frage auf. Reizbar, das tönt gleich so negativ, dann noch das Etikett Wutbürger draufkleben und Schublade zu. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Ich! bin! nicht! reizbar!

Ich bin sensibel, ich bin empfindlich – im positiven Sinne. Das Gegenteil von sich aufregen ist nämlich nicht Gelassenheit, sondern Teilnahmslosigkeit. Sich aufregen heisst mitfühlen, mitleiden, sich nicht abfinden mit kleinen Unzulänglichkeiten und den grossen Ungerechtigkeiten. Wir müssten uns alle wieder mehr aufregen, taminomoll. Gründe gibt es genug, und wenn wir mal grad keinen Grund haben, dann empören wir uns eben grundlos, um in Form zu sein, wenn es wirklich drauf ankommt.

Nur Tote sind tiefenentspannt. Nur, wem sowieso alles scheissegal ist, regt sich nie auf. Das habe ich übrigens als Motto auf meine Yogamatte gestickt.

Apropos scheissegal: Glauben Sie, wir hätten heute Klos mit Wasserspülung, wenn sich nicht ein kluger Kopf anno Tobak darüber aufgeregt hätte, seine Notdurft in einen Topf verrichten und den Inhalt am Morgen in die Gosse leeren zu müssen? Hätte Kolumbus Amerika entdeckt, wenn er sich nicht über den mühsamen Landweg nach Indien genervt hätte? Sich aufregen ist der Motor des Fortschritts. Ohne Verärgerung keine Veränderung. Aber steht Ärgern als Kompetenz im Lehrplan 21? Hä?

Es ist zum Haaröl seichen. Und mein Kaffee ist inzwischen auch kalt geworden, hueresiech. Aber wenigstens fühle ich mich inzwischen ein bisschen besser.

Danke fürs Zuhören.

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