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Aufwerten statt wegwerfen – ein Mittel gegen den Kleiderkonsum

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die selbstgelernte Schneiderin und Designerin Lap Tran führt seit einem Jahr einen Atelier-Concept-Store in der Freiburger Unterstadt, in dem sie unter anderem gebrauchte Kleider aufpeppt und verkauft. Was sie dazu antreibt, hat sie den «Freiburger Nachrichten» bei einem Besuch erzählt.

Früher gab es die Tradition, dass Kinder, Frauen und Männer im Frühling jeweils ein neues Kleid oder einen neuen Anzug und neue Schuhe bekamen. Diese wurden dann am Sonntag in der Kirche oder am ersten Schultag nach den Ferien vorgeführt. Und auch heute weckt der Frühling Lust auf Neues. Doch während die Kleider einst aufgetragen wurden, landen sie heute allzu schnell im Abfall oder in der Altkleider-Sammlung. Die einmalige Freude von damals hat einem kurzzeitigen Konsumrausch Platz gemacht.

Mit dem zunehmenden Kleiderkonsum pro Kopf hat aber auch die Belastung der Umwelt zugenommen. Zwar ist dieses Bewusstsein in der Textilindustrie angekommen: Kleiderketten und Modelabels können es sich in Zeiten des Klimawandels kaum mehr leisten, sich nicht mindestens einen grünen Anstrich zu verpassen. Immer häufiger sind Kleider und Schuhe aus recycelten Materialien erhältlich. Gewisse Ketten nehmen alte Kleider gar wieder zurück. Was mit ihnen genau geschieht, bleibt aber oft ungewiss. 

Abfall vermeiden

Für die Freiburger Jungunternehmerin Lap Tran ist das nicht die Lösung. Sie sieht in diesem Verhalten der Modeindustrie mehr Greenwashing als echtes verantwortungsvolles Handeln. «Sie legen sich ein grünes Mäntelchen um, obwohl sie die Mittel hätten, die Überproduktion und den Überkonsum tatsächlich zu stoppen, wenn sie wollten.» Kleider aus recyceltem Material zu kaufen, sei zwar gut, aber sich die Frage zu stellen, habe ich wirklich Lust, Geld in die Fast-Fashion-Industrie zu stecken, habe ich nicht etwas Vergleichbares in meinem Kleiderschrank, das ich umgestalten und so weiter tragen könnte, sei besser. «Wir haben von allem genug: Kleider, Geschirr und vieles mehr. Wir brauchen nichts Neues mehr zu produzieren.»

Auslöser für die Erkenntnis Trans war eine Shopping-Tour in Brüssel. Sie hatte den dritten H&M-Laden hinter sich:

Überall türmten sich Kleider, und ich fragte mich: Was geschieht bloss mit all diesen Klamotten! Vor meinem inneren Auge taten sich Berge von Abfall auf, das machte mir Angst.

Tran begann eine Ausbildung zur Bekleidungsgestalterin und machte ein einjähriges Praktikum als Fashion-Designerin. Aus familiären Gründen brach sie die Ausbildung allerdings ab. «Mein Traum, etwas mit Kleidern zu machen, aber blieb.» Diesen erfüllte sie sich im Mai 2021. An der Neustadtgasse 29 (Rue de la Neuveville) eröffnete sie ihr Atelier «Change your habits» – ändere deine Gewohnheiten oder wechsle deine Kleider. 

Upcyceln fördern

In einer Ecke hängt ein Ensemble aus einem Crop-Top mit einem kurzen Jupe. «Das habe ich aus einem langen Polo-Shirt genäht, das ich in zwei Teile geschnitten habe», erzählt Tran. So entstand aus einem grossen aus der Mode gekommenen Shirt ein keckes, zeitgemässes Outfit. Auf dem Stuhl liegt ein Kissen, dessen Bezug sie aus einem Pulli geschneidert hat, der einen Flecken hatte.

In ihrem Sortiment hat sie auch Kleider von anderen Designern. Tran zeigt auf Brusttaschen mit dem Schriftzug Zulu: «Die hat mein Freund Dominik Kaboré, der halb Schweizer und halb Burkinabe ist, hergestellt. Er verwendet dafür Kleider, die er auf Märkten in Burkina Faso kauft, die wiederum aus Industrieländern dorthin gelangt sind.» Eine Schirmmütze trägt die Aufschrift NCCFN. Die Abkürzung steht für Nothing Can Come From Nothing, einem Label der Berner Modedesignerin Nina Jaun. Sie verarbeitet für ihre Kollektion Restposten von Markenproduzenten. Denn oftmals werden solche Reste vernichtet anstatt billiger verkauft, weil dies aus Sicht der Hersteller schädlich für die Marke wäre, wie Tran erklärt. 

Von nichts kommt nichts

Alles im Atelier von Tran ist secondhand. Angefangen bei den Kleiderbügeln über die Regale bis hin zu den Tragtaschen, in die sie die Einkäufe ihrer Kundinnen und Kunden packt. «Diese habe ich aus alten Unterhemdchen genäht.» Das meiste Mobiliar, das sie von einem Paar hat, welches Vintage-Möbel sammelt, ist verkäuflich. Tran selbst trägt ebenfalls nur Gebrauchtkleider. «Die Turnschuhe habe ich vom Facebookmarket, die Jeans von Coup d‘Pouce, die Jacke und das T-Shirt von Emmaüs.» Die Secondhand-Kleider, die sie umgestaltet, bezieht sie grundsätzlich aus lokalen Beständen, wie eben von Emmaüs oder Coup d‘Pouce, von Leuten, die ihre Kleider spenden, oder aus ihrer persönlichen Sammlung.

Mir sind kurze Wirtschaftskreisläufe wichtig.

Tran lebt ihre Überzeugung und versucht nicht, andere mit der moralischen Keule zu beeinflussen. Jeder könne selber entscheiden, was er oder sie für richtig halte. Das unterscheide den Menschen vom Tier.

Der Erde geht es schlecht, und ich versuche, mein Möglichstes zu geben.

Das Atelier sieht sie denn auch nicht als Ort des simplen Konsums, sondern in erster Linie als Vitrine für lokale Kreateure und als Ort des Austauschs und des Know-hows. Mit dem, was sie verkauft, kann Tran bisher die Kosten decken, was ermutigend sei. «Natürlich wäre es schön, dereinst davon auch leben zu können.» Am wichtigsten sei ihr aber, dass sie dank ihrer Tätigkeit mit sich ins Reine gekommen sei. Als sie damit anfangen habe, habe sie zuerst ein Gefühl der Überforderung beschlichen – nachhaltig zu leben betreffe so viele Bereiche. Dann habe sie sich gesagt:

Fang mit dem an, was dir am Herzen liegt. Von nichts kommt nichts. Träume realisieren sich Schritt für Schritt.

Tipps 

Eine Beziehung zu den Kleidern schaffen 

«Nachhaltig zu leben kann Zeit und Geld kosten, muss es aber nicht», sagt Lap Tran. Für einen nachhaltigeren Umgang mit Kleidern hat sie folgende Tipps: Wenn Sie Frühjahrsputz machen, sortieren Sie die Kleider nach drei Kategorien: Will ich noch, will ich nicht mehr, will ich vielleicht behalten. Dann schauen Sie sich den ersten und dritten Kleiderhaufen nochmals durch und gehen in sich: Was bedeutet mir das Kleidungsstück, wann habe ich es getragen? Bei der Triage empfiehlt Tran, nach dem Prinzip der japanischen Aufräum-Expertin Marie Kondo vorzugehen: Behalte nur das, was Dich glücklich macht. «Bei diesem Prozess geht es darum, wieder eine Beziehung zu den Kleidungsstücken herzustellen», sagt Tran. Jene Kleider, die man definitiv nicht mehr möchte, finden vielleicht im Bekanntenkreis Abnehmer. Was dann noch übrig bleibt, kann upgecycelt oder zu einem lokalen Secondhandladen gebracht werden. Wer selbst keine Nähmaschine oder Inspiration für das Upcyceln oder Reparieren von Kleidern hat, bekommt beispielsweise im Nähatelier La Canette in der Blue Factory Hilfe, wo Expertinnen und Experten beratend zur Seite stehen (Facebook und Instagram @l.a_canette). rsa

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