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Ausstellung «Estivages» gibt Einblicke in die Alpwirtschaft

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Die Bergwelt aus allen Blickwinkeln: In der Ausstellung «Estivages» in Bulle gibt Romano Riedo einen Einblick der anderen Art in die Alpwirtschaft. Besonderes Augenmerk widmete der Fotograf der Arbeit der Frauen.

Die Bilder in der neuen Ausstellung «Estivages» des Fotografen Romano Riedo erzählen nicht nur eine Geschichte, sie geben Einblicke in eine Welt, die längst nicht allen zugänglich ist, und decken auf, was sich über die Jahre verändert hat. Seit fast 50 Jahren hat sich Riedo mit dem Älplerleben auseinandergesetzt, jetzt zeigt er in einer Ausstellung im Greyerzer Museum in Bulle die Früchte seiner Arbeit. 

Wer in den Ausstellungsraum kommt, sieht als Erstes auf der linken Seite eine Reihe von Porträts in Schwarz-Weiss. «Ich habe lange überlegt, wie ich die Bilder anordne», verrät Riedo. Schlussendlich hat er sich für die Porträts entschieden, denn: «Es war mir wichtig, dass man zuerst den Leuten begegnet und sie so kennenlernt.»

Der Freiburger Fotograf Romano P. Riedo hat das Leben der Alphirtinnen und Alphirten in der ganzen Schweiz während Jahrzehnten begleitet.
Bild: Aldo Ellena

Knochenarbeit

Gegenüber an der Wand prangt ein Mann bei der Arbeit, «im Schweisse seines Angesichts», wie Riedo sagt – und das vor einem wunderschönen Bergpanorama. Das Bild im Hochformat zieht das Publikum in seinen Bann und lockt es weiter in die Tiefe des Raums hinein. Dort warten unzählige Schwarz-Weiss-Aufnahmen vom Sommer auf der Alp.

Was besonders auffällt: Auch Frauen haben hier eine grosse Bühne. «Frauen hat man in dieser Umgebung lange Zeit gar nicht wahrgenommen», bedauert Riedo. Zu Unrecht, wie er findet, waren es doch ganz früher vor allem die Frauen, die solche Arbeiten verrichteten. 

Mit einer Serie von Schwarz-Weiss-Porträts zeigt der Fotograf das Leben auf der Alp.
Bild: Aldo Ellena

Früher Frauensache

«Im Mittelalter war die Arbeit mit den Tieren und vor allem die Herstellung von Käse Frauensache», weiss der Fotograf. Männer, die in dieser Zeit solchen Tätigkeiten nachgingen, seien verspottet worden, weil sie eine «Frauenbüez» verrichteten. «Dann wurde der Käse immer schwerer, und heute haben wir das Bild von einem kräftigen Mann vor Augen, wenn wir an einen Käser denken.»

Doch Frauenhände spielen auf der Alp immer wieder eine Rolle und das über all die Jahre, in denen Riedo sich mit dem Schweizer Brauchtum auseinandergesetzt hat. Manchmal sind die Frauen deswegen in der Ausstellung präsenter. Manchmal lassen sie sich nur erahnen, wie bei einem Foto von einem säuberlich gemachten Bett. «Man sieht dieser Sache an, dass da eine Frau ihre Finger im Spiel hatte», sagt Riedo. In seinen Aufnahmen finde man auch das Gegenstück: Ein Bett, bei dem die Federn noch aus dem Duvet herausschauen und alles ein bisschen chaotischer ist. «Da steckte wohl eher ein Mann dahinter», sagt Riedo und lacht. 

Ein besonderes Augenmerk hat Romano Riedo auf die Rolle der Frauen in der Alpwirtschaft gelegt.
Bild: Aldo Ellena

Er selber sei über Freunde in die Älplerszene gerutscht, erzählt er. Im Jahr 1981 war er sogar selbst als Rinderhirte auf der Alp und hat so noch tiefere Einblicke erhalten. «Früher waren Rinderhirten oft ältere Männer, für eine Familie hat es sich kaum gelohnt, eine Rinder-Alp zu bewirtschaften», so Riedo. Doch seit den 1970er-Jahren hätten zusehends junge «Unterländer» den Weg auf die Alp gefunden, bereit für ein paar Monate die Bequemlichkeiten der Zivilisation gegen ein hartes Leben in der Natur zu tauschen. So trugen sogenannte Aussteiger, Frauen, Studenten und Studentinnen neben vielen ausländischen Arbeitskräften auch zum Überleben der Alpwirtschaft bei. 

Erfinderisch sein

Mit 100 bis 110 Franken pro Rind für einen ganzen Sommer komme man natürlich nicht weit. «Wenn man auf der Alp Erfindungsreichtum hat, dann kommt man auf einen anständigen Lohn. Sonst nicht», so Riedo. Etwas anders sieht es dort aus, wo Käse hergestellt wird. 

Auf der Alp ist also – trotz des Panoramas – nicht alles wie im Bilderbuch. «Bei uns gibt es immer weniger Alpen und auch weniger Kühe», weiss der Fotograf.

Die Hochleistungskühe, die wir heute haben, gehen gar nicht erst auf die Alp.

Unterschiedliche Aspekte

«Um den Leuten die Alpwirtschaft näherzubringen, werden in Spiez und auf dem Plantahof in Graubünden sogar Sennenkurse angeboten», erklärt Riedo. Innerhalb einer Woche sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses dort alles lernen, was es für eine erfolgreiche Bewirtschaftung einer Alp braucht. Auch bei der Unesco ist die Alpwirtschaft ein grosses Thema, wurde doch die Alpsömmerung in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen (siehe Kasten). 

Riedo war es wichtig, so viele unterschiedliche Aspekte wie möglich in seiner Ausstellung zu thematisieren. So sieht man nicht nur viele hart arbeitende Menschen und schöne Panoramas auf seinen Bildern, auch herumtollende Kinder, Käse und Wurstwaren und die Trockenheit in der Schweizer Bergwelt fliessen in seine Bilder ein. Im hinteren Teil seiner Ausstellung wirft der Fotograf einen ironischen Blick auf die aktuelle Entwicklung. Auf Farbfotos sieht man zum Beispiel, wie man durch einen Parkingdurchgang laufen muss, um in eine Alpkäserei zu gelangen, oder wie schwere Metallbauten das Panorama immer mehr verdrängen. 

Alpsaison ist Teil des immateriellen Kulturerbes

Die Unesco hat am 5. Dezember die Alpsaison in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen. Vieh zum Sömmern auf hoch gelegene Weiden zu treiben, ist eine lebendige Tradition, die spätestens seit dem Mittelalter belegt ist. Seither wurde die Alpsaison laufend den lokalen klimatischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen angepasst. Auch hochwertige Lebensmittel, für die die Schweiz bekannt ist, wurden und werden während der Alpsaison produziert. Alpauf- und Alpabzug, das Wissen über Weidewirtschaft und das Käsen, die Handwerkstechniken bei der Geräteherstellung oder das reiche traditionelle Liedgut: Die Alpsaison vereint ein ganzes Repertoire an Bräuchen, Fertigkeiten und Ritualen, das sie zu einem äusserst lebendigen Kulturerbe macht. Dies schreibt das Bundesamt für Kultur zum Unesco-Eintrag.

Mit dem Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes thematisiert und schützt die Unesco ein Kulturerbe, das weniger mit Bauten oder Räumen zusammenhängt, sondern in erster Linie mit der Zeit sowie mit gemeinschaftlichen Praktiken und gesellschaftlichen Interaktionen. Dieses Erbe umfasst lebendige Traditionen wie mündliche Ausdrucksformen, darstellende Künste, gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit der Natur und dem Universum sowie Fachwissen über traditionelle Handwerkstechniken. Es widerspiegelt somit die kulturelle Vielfalt und zeugt von der menschlichen Kreativität. Aus der Schweiz gehören unter anderem das Winzerfest in Vevey, die Basler Fasnacht sowie der Jodel dazu. (im)

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