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Bananen-Frauen und Kolonialgeschichte

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Bananen-Frauen und Kolonialgeschichte

Das Alimentarium Vevey zeigt die Banane als Handelsware und Kultobjekt

Die neue Sonderausstellung im Alimentarium, dem Museum der Ernährung in Vevey, ist der Tropenfrucht Banane gewidmet. Unter den Stichworten Botanik, Geschichte, Werbung, Wirtschaft, Politik und Ernährung erleben die Besucher Wissenswertes und Amüsantes zur «krummen Gelben».

Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN

Als erste feste Nahrung nach der Muttermilch oder der Schoppenmilch erhalten Säuglinge oft Bananenmus. Die leicht verdauliche, süsse Frucht begleitet den Menschen weiter über das Erwachsenenleben bis ins hohe Alter. Die Banane mit ihrem weichen Fruchtfleisch können alte Menschen auch dann noch problemlos essen, wenn die Zeit fürs Kotelett und die knusprige Brotrinde schon lange vorbei ist.

Mit der «Musa Paradisiaca» (lateinischer Name der Banane) ist auch die Geschichte der Kolonien in Afrika, Asien und Lateinamerika verbunden. Bananenkriege wurden geführt, Welthandelsfirmen gegründet, Hafenanlagen in Europa mit Bananenhäusern erbaut. Bananen inspirierten Designer und Sänger, Küchenchefs und politisch aktive Bürgerinnen. Die Sonderausstellung im Alimentarium bietet Wissenswertes für Geschichtsinteressierte, kulinarische Experten und für alle, die sich für die alltäglich gewordene, aber trotzdem geheimnisvolle Frucht interessieren.

Bananen als einziges Kostüm

Am 24. April 1926 trat Josephine Baker, eine langbeinige, dunkelhäutige Tänzerin in den «Folies Bergères» in Paris nackt, nur mit einem Gurt aus 16 Bananen um die Hüften, in einer Tanzrevue auf. Die Verbindung von Jazzmusik, exotischer Ausstrahlung und Südfrüchten brachte der Bananen-Promotion in Europa grossen Aufschwung.

1939 bezauberte die brasilianische Tänzerin Carmen Miranda ganz Hollywood. 1944 begründete sie als Miss Chiquita Banana eine rund 50 Jahre andauernde Werbekampagne. Harry Belafonte sang 1959 seinen «Banana Boat Song», und mit dem Chanson «Salade de fruits» bezauberte der französische Chansonnier Bourvil sein Publikum.

Die Bananen-Frauen von Frauenfeld

«Sind Sie bereit, 15 Rappen mehr zu bezahlen für ein Kilogramm Bananen?» Mit dieser Frage zog 1973 eine kleine Gruppe von Frauen durch die Strassen von Frauenfeld. Migros, damals der grösste Schweizer Abnehmer von Chiquita-Bananen in der Schweiz, hatte den Bananenpreis um 15 Rappen gesenkt. Die Begründung dafür war die Dollarabwertung. Die Migros wollte die Preissenkung als Geschenk an die Kunden verstanden wissen.

Die Bananen-Frauen wollten dieses Geschenk nicht und forderten stattdessen bessere Löhne und menschliche Arbeitsbedingungen für die Plantagenarbeiter in Lateinamerika. Sie verkauften Bananen mit 15 Rappen Aufpreis für soziale Projekte in Guatemala. Die kleine entwicklungspolitische Organisation der «Schweizer Bananen-Frauen» wurde gegründet. Zehn Jahre später traten sie unter dem Namen «Arbeitsgemeinschaft Nicaragua-Bananen» auf. Die Nica-Banane wurde direkt von den Produzenten nach Europa importiert. Nach einem erneuten Namenswechsel zu «Arbeitsgemeinschaft Gerechter Bananenhandel» (Gebana) wurden Bananen aus Costa Rica importiert.

Fairer Handel auch im Supermarkt

1993 setzte die EU ihre Bananenmarktordnung in Kraft, ein Regelwerk von Zollquoten und Einfuhrlizenzen. Im gleichen Jahr entstand auch Euroban, das «European Banana Action Network», ein Zusammenschluss von rund 30 Nichtregierungsorganisationen. Die Organisation Max Havelaar, eine Organisation für Fair-Trade-Produkte, importiert Kaffee, Tee, Honig und Schokolade von den Ursprungsländern nach Europa. Seit 1997 werden Max-Havelaar-Bananen in die Schweiz importiert und von Migros und Coop verkauft. Gemäss Paola Ghillani, ehemalige Max-Havelaar-Direktorin, betrug der Anteil an Max-Havelaar-Bananen im Jahr 2004 50 Prozent des gesamten Bananen-Imports der Schweiz.

Warum ist die Banane krumm?

Bananen fanden als Importprodukt in den USA Verbreitung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie auch in anderen aussertropischen Ländern zum Volksnahrungsmittel. Nur in der DDR waren Bananen praktisch nicht zu kaufen. Es fehlten Kühlschiffe und Kühlwagen. «Warum ist die Banane krumm? Weil sie so lange einen Bogen um die DDR machen musste», schrieb Georg Seesslen 1992 zu diesem Thema im Begleitbuch zur Ausstellung. Die gestiegene Nachfrage in den Industrieländern führte zur Erschliessung neuer Produktionsgebiete in Afrika und Asien und zur Ausweitung der traditionellen Anbaugebiete in Zentralamerika. Mit der Flächenausdehnung und Intensivierung der Produktion unter Einsatz von Agrochemikalien waren zugleich gravierende Umweltprobleme und soziale Konflikte mit lokalen und überregionalen Auswirkungen verbunden.

Im 20. Jahrhundert brachen Arbeitskämpfe in Kolumbien, Honduras und Guatemala aus. Noch im Jahr 2000 verhängten die USA im «Bananenkrieg» Sanktionen gegen Europa in Form von Zöllen auf Luxusgüter aus Europa in Höhe von rund 190 Millionen US-Dollar.
Wissenswertes über die Banane

Ein Viertel der weltweiten Bananenproduktion ist für den Export bestimmt. Entscheidend ist der richtige Erntezeitpunkt.

In Europa kennt man nur einen kleinen Teil der über 400 Bananensorten. Man unterscheidet zwischen den Süssbananen und den Kochbananen. In den tropischen und subtropischen Anbauländern beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch bis zu 296 Kilogramm jährlich, in Europa zirka 15 bis 18 Kilogramm. Pro Jahr werden rund eine Million Tonnen Bananen nach Deutschland importiert.

Starke Verdunstung

Rund 75 Prozent der Weltbananenproduktion sind für den Markt der Produzentenländer bestimmt und nur rund 25 Prozent für den Export. 63 Prozent der europäischen Bananenimporte kommen aus Costa Rica, Equador, Kolumbien und Panama, wo sie in grossen Plantagen in Monokulturen angebaut werden. Multinational agierende Konzerne wie Dole, Chiquita, Del Monte u. a. betreiben die grössten Farmen. Der Bananen-Anbau erfordert gleichmässig feuchtheisses Klima mit Temperaturen um 28 Grad.

Wegen der starken Verdunstung der Bananenstauden sind monatliche Niederschläge von 160 bis 180 Millimeter nötig. Die Bananenpflanze ist eine Staude und wächst aus knollenartig verdickten Wurzelstöcken.

Bis zu 200 Bananen pro Fruchtstand

Nach neun Monaten ist die Pflanze ausgewachsen. Pflanzen der Sorte Musa Cavendish (die heute am weitesten verbreitete Sorte) haben dann eine Höhe von drei bis vier Metern erreicht. Aus den Fruchtständen entwickeln sich die Früchte. Wegen des Gewichtes neigt sich die Blüte zuerst zum Boden hin, richtet sich später auf, und es entsteht die typische Krümmung der Banane. Ein Fruchtstand einer Bananenstaude enthält bis zu 200 Früchte mit einem Erntegewicht zwischen 40 und 60 Kilogramm.

Im traditionellen Bananenanbau kommen zahlreiche Pestizide zum Einsatz: Nematizide, Insektizide, Herbizide, Fungizide. Je nach Sorte sind die Bananen 10 bis 12 Monate nach der Pflanzung erntereif. Auch in den Produktionsländern werden keine an der Pflanze gereiften Bananen gegessen, weil sie streng, trocken und mehlig schmecken und leicht platzen. Das Bananen-Büschel wird grün geerntet und zum Nachreifen zwischen nassen Säcken aufgehängt.

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