«Wir sind froh, haben wir mehr Zahlen zur Verfügung», sagt Christoph Kauz, Geschäftsführer des Naturparks Gantrisch. Die ETH Zürich hat anhand von vier Naturpärken in der Schweiz untersucht, wie viel Wertschöpfung die Pärke aus touristischer Sicht generieren. «Bis jetzt konnten wir harte Zahlen nur für den Verkauf der zertifizierten Produkte präsentieren. Nun können wir auch die Effekte auf den Tourismus besser abschätzen», sagt Kauz.
Die Studie war methodisch anspruchsvoll. «Da wir kein Eintrittsportal haben, wissen wir nicht, wie viele Menschen im Park unterwegs sind.» Zwischen April 2017 und April 2018 wurden deshalb an verschiedenen Orten im Parkgebiet Fragebogen verteilt. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich auch online an der Umfrage beteiligen. «Die Teilnehmer gaben etwa an, warum sie das Parkgebiet besuchen. Sie mussten auch abschätzen, wie viel Geld sie hier ausgeben», sagt Christoph Kauz. Auf diese Weise kamen 1400 Antworten zusammen. Daraus eruierte die ETH in einem komplexen Verfahren den Einfluss des Parks auf den regionalen Tourismus.
Richtige Zielgruppe
Die Studie kommt zum Schluss, dass 15 Prozent aller Touristen im Parkgebiet aufgrund des Naturparks kommen. «Diese Zahl scheint auf den ersten Blick klein», sagt Ramona Gloor, Marketingleiterin des Naturparks. Man müsse aber berücksichtigen, dass nur ein Viertel der Bevölkerung den Begriff Naturpark kenne. Die Studie zeigt weiter, dass 90 Prozent der Touristen als Tagesgäste kommen. Viele von ihnen sind sogenannte Best Agers, die meistens mit Familie oder Partner unterwegs sind. «Das ist genau die Zielgruppe, die wir in erster Linie erreichen wollen», sagt Gloor. «Die Zahlen bestätigen deshalb, dass unsere Kommunikation die richtige Zielgruppe anspricht.»
«Die touristische Wertschöpfung des Naturparks lässt sich noch steigern.»
Ramona Gloor
Marketingleiterin Naturpark Gantrisch
Die Touristen, die aufgrund des Naturparks kommen, bringen der Region eine Wertschöpfung von 7,5 Millionen Franken. «Das ist eine schöne Zahl», meint Ramona Gloor. Denn die öffentliche Hand investiere jährlich 1,5 Millionen Franken in den Naturpark. «Nun können wir zeigen, dass wir diese Mittel alleine mit der touristischen Wertschöpfung mehr als kompensieren.»
Nicht eingerechnet sind in diesen Zahlen die Besucher, die indirekt wegen des Parks kommen. «Denn wir sind für viele touristische Angebote wie das Netz der Wanderwege oder die Schneeschuhwege verantwortlich.» Doch der finanzielle Effekt dieser Angebote lasse sich kaum sinnvoll ermitteln.
Laut Umfrage kommen die meisten Besucher, um zu wandern, die Natur zu beobachten und die Ruhe zu geniessen. Und: Die meisten Besucher kennen die Region über Mundpropaganda. «Auch diese Befunde der Studie bestätigen, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Weg sind», sagt Gloor.
Die Studie zeige für alle vier untersuchten Naturparkregionen ein ähnliches Bild. «Es scheint, dass bei allen die Resultate mit den Zielen übereinstimmen.»
Verbesserung ist möglich
«Die Wertschöpfung lässt sich noch steigern», sagt Ramona Gloor. Erstens will Gantrisch Plus die Auslastung der Unterkünfte bis in zwei Jahren verdoppeln (die FN berichteten). «Logiernächte würden zusätzliche Wertschöpfung bringen.» Zweitens soll der Naturpark bekannter werden, etwa dank dem kürzlich herausgegebenen Entdeckerhandbuch. Drittens will der Naturpark zum Beispiel bestehende Exkursionen stärker mit dem Verkauf von zertifizierten Produkten verknüpfen.
Verkehr
Viele reisen mit dem Auto an
Laut der ETH-Studie reisen die meisten Touristen mit dem Auto in den Naturpark Gantrisch. «Das entspricht nicht ganz der Idee des Parks», räumt Marketingleiterin Ramona Gloor ein. Doch man müsse realistisch sein: Damit die Menschen im grossen Stil auf den öffentlichen Verkehr umsteigen würden, müsste man das Angebot wohl deutlich ausbauen. Einige bestehende Linien würden allerdings heute schon wenig genutzt. «Wir engagieren uns aber trotzdem für Verbesserungen.» Schlussendlich liege der Entscheid aber bei der Politik.