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Ziegen als wirtschaftliche Zukunft

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

An der Hauptstrasse von Kriechenwil, gleich gegenüber der Gemeindeverwaltung, liegt ein stattliches Bauernhaus. Lorenz Bärtschi bewirtschaftet hier den Hof mit 17 Hektaren Land in vierter Generation. Das Besondere an diesem Bauernhof erschliesst sich allerdings erst beim Gang in das Untergeschoss. Dort hat Bärtschi im vergangenen Winter in Eigenarbeit eine Käserei eingebaut. In dieser verkäst er pro Jahr rund 30 000 Kilogramm Ziegenmilch zu ­«Chèvre de Berne».

Wählerische Tiere

Die Ziegen, welche die Milch für den Käse liefern, haben ihr Zuhause rund 50 Meter hinter dem Haus in einem Stall, den Bärtschi 2012 gebaut hat, nachdem er den Hof definitiv von seinem Vater übernommen hat. Kaum öffnet sich die Türe zum Stall, begrüsst lebhaftes Geblöke die Besucher. Der charakteristische Ziegengeruch liegt in der Luft. Auf der einen Seite des Gangs sind die Milchziegen zu sehen, auf der anderen Seite strecken einige weibliche Jungziegen den Kopf durch das Gatter. Im Stall von Lorenz Bärtschi haben die Tiere freien Auslauf.

«Ziegen schauen dir viel tiefer in die Augen als Kühe.»

Lorenz Bärtschi

Landwirt

 

Einige Ziegen liegen denn auch faul auf der weichen Unterlage im Schatten. Auf der angeschlossenen Weide sind nur wenige Tiere zu sehen. «Das ist typisch», sagt Bärtschi. «Ziegen sind sehr wählerisch.» Sie würden freiwillig in den Abendstunden auf die Wiese, wenn die Sonne tief steht und das Gras trocken ist. Nasses Gras ist nicht gut für die Tiere. «Da muss man sie nachher gleich entwurmen.» Das sei kaum verwunderlich, denn ursprünglich stamme die Ziege aus dem Mittelmeerraum, gleichzeitig aber auch aus gebirgigen Regionen. Entsprechend sei sie karge Landschaften und trockenes Futter gewöhnt.

Engere Beziehung

Schon als kleiner Bube war Lorenz Bärtschi von Ziegen fasziniert. «Andere hatten Meerschweinchen, ich hatte als Fünfjähriger mein erstes Geisslein.» Ziegen lösten Jöh-Effekte aus. Sie hätten aber auch ein ganz besonderes Verhältnis zum Menschen. «Ziegen schauen dir viel tiefer in die Augen als Kühe.» Im Gegensatz zu vielen Kühen tragen die meisten von Bärtschis Ziegen keine Namen. «Aber zu den meisten habe ich eine engere Beziehung, als ich zu unseren Kühen hatte.»

Dass Lorenz Bärtschi seine Produktion auf Ziegenmilch umgestellt hat, hat aber nicht nur emotionale, sondern vor allem wirtschaftliche Gründe. Die Milchkühe boten kaum mehr Perspektiven. «Zu unseren besten Zeiten haben wir nicht nur Milch, sondern auch Lebendvieh verkauft.» Doch spätestens um die Jahrhundertwende zeichnete sich ab, dass wirtschaftliche Turbulenzen auf die Landwirte zukommen. Der Milchpreis war tief. «Eigentlich war absehbar, dass er eher weiter fällt als wieder steigt», sagt Lorenz Bärtschi heute. Gleichzeitig entwickelte sich auch der Preis für Lebendvieh und für das Fleisch unbefriedigend. Weiter blieb den Landwirten immer weniger Marge, weil die verarbeitende Industrie und der Handel immer mehr abschöpften. Für Vater und Sohn Bärtschi mit ihren 18 Kühen wurde es in diesem Marktumfeld zunehmend eng. Die Landwirte haben laut Lorenz Bärtschi zwei Möglichkeiten, um zu reagieren: Entweder den Betrieb zu vergrössern oder sich auf ein Nischenprodukt zu spezialisieren. «In der Westschweiz war ich auf Höfen, die bis zu 80 Kühen hielten. Das war aber kein Weg für mich.»

Komplexe Herdenstruktur

So kam Bärtschis Liebe für Ziegen wieder ins Spiel. Er sammelte in Kursen Wissen, dann suchte er eine Herde. Das war schwieriger als gedacht. «Denn in den meisten Nachbarländern gibt es nur wenige Höfe ohne kranke Tiere.» Vor allem die Pseudotuberkulose ist ein Problem. Zudem wollte Bärtschi seine Herde nicht aus verschiedenen Gruppen zusammensetzen. «In einer Herde gibt es mehrere Clans mit jeweils eigenen Leitziegen.» Man könne deshalb in einer Herde nicht einfach Tiere aus einer anderen Gruppe integrieren. «Die sind ziemlich bald kaputt.» Mobbing im Tierreich sozusagen.

Bei einem Züchter in Österreich konnte Bärtschi schliesslich 70 Saanenziegen kaufen, davon 20 Milchziegen und 50 Jungtiere. Der Aufwand für den Import war enorm. So waren 70 Blutproben nötig, um eine Verseuchung mit den gefürchteten Erregern auszuschliessen. Heute stehen 135 Ziegen im Stall, bis zu 150 fänden Platz. «Es braucht eine gewisse Zeit, um eine solche Herde aufzubauen.»

Mehrere Monate trocken

Die Ziegen geben nur vom Februar bis Anfang November Milch. Die übrige Zeit sind die Muttertiere trocken. «Denn Ziegen können von Natur aus nur im Herbst trächtig werden.» Möchte Bärtschi das ganze Jahr über Milch produzieren, müsste er mit Hormonen in den Zyklus der Ziegen eingreifen. «Das wäre aber mit meiner biologischen Landwirtschaft nicht vereinbar.» Auch die Kühe folgten laut Bärtschi ursprünglich diesem Fruchtbarkeitsrhythmus. Mit den moderneren Züchtungen ist die Fruchtbarkeit der Kuh aber nicht mehr an eine bestimmte Saison gebunden.

Im Februar kommen die jungen Gitzi zur Welt. Die männlichen Tiere kann Bärtschi in die Westschweiz verkaufen. «In der lateinischen Schweiz ist Gitzi­fleisch viel beliebter als in der Deutschschweiz.»

Seinen Ziegenkäse verkauft er ab Hof sowie in diversen Spezialgeschäften in der Region. Rund ein Drittel seiner Arbeitszeit verwendet Bärt­schi für das Käsen. «Der grösste Teil meiner Arbeitszeit wende ich mittlerweile für die Administration auf, die mit dem Chèvre verbunden ist.» So sei er stets daran, neue Kundensegmente zu erschliessen.

Lorenz Bärtschi hat bereits weitere Projekte. Einerseits will er im Winter seine Käserei optimieren. Andererseits will er künftig die Molke als Abfallprodukt der Käseproduktion vermarkten. Die Molke sei durchaus begehrt: «Sie wird zum Beispiel in Kurhäusern für Bäder genutzt.»

Zahlen und Fakten

Mehr Saaneziegen als im Jahr 1990

2016 hielten in der Schweiz 6400 Halter rund 75 000 Ziegen. Das ist Statistiken des Schweizerischen Ziegenzuchtverbandes zu entnehmen. Die Zahl der Saaneziegen stieg von 4600 im Jahr 1990 auf 8000 Exemplare im Jahr 2014 und fiel 2016 auf 5700 Tiere. Die Produktion von Schaf- und Ziegenkäse erreichte 2016 1330 Tonnen.

sos

 

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