Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Berufsverband der Lehrer erhebt schwere Vorwürfe gegen die Erziehungsdirektion

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Beim textilen und technischen Gestalten (TTG) und der Hauswirtschaft (HW) dürfte es in den kommenden Jahren zu einem Stellenabbau kommen (die FN berichteten). Jacqueline Häfliger, Präsidentin des Berufsverbands Lehrerinnen und Lehrer Deutsch- freiburg (LDF), erhebt deswegen schwere Vorwürfe gegen die kantonale Direktion für Erziehung, Kultur und Sport (EKSD). «Betroffen vom Abbau auf das Schuljahr 2018/2019 sind 42 Lehrpersonen, die sich fast 17,5 Vollzeitstellen teilen», sagt sie. «Die meisten von ih- nen sind Frauen.» Hintergrund sei die Einführung des Lehrplans 21 in Deutschfreiburg. Eines der wichtigsten Elemente dort sei die neue Stundentafel, die bereits ein Jahr vor dem Lehrplan 21 eingeführt werde, Als die Erziehungsdirektion diese in die Vernehmlassung geschickt habe, habe man sich seitens von LDF erstmals gewehrt. Wenn nämlich eine se- parate Lektion in Medien und Informatik eingeführt werde, müsse man anderswo eine Lektion einsparen. Dies wolle der Kanton beim textilen und technischen Gestalten sowie der Hauswirtschaft tun.

In der Folge habe der Lehrer- verband von der EKSD ein ers- tes Mal «aufs Dach bekommen», wie sich Hä iger ausdrückt. Wegen weiterer Sparmassnah- men würden auch die Halb- klassen neu aufgeteilt, was die Rahmenbedingungen für die Schüler und und auch für die TTG-Lehrpersonen noch weiter verschlechtere. Diese müssten nun bis zu 15 Kinder aufs Mal unterrichten, was in diesem Fach schlicht nicht möglich sei. Auch sei die Sicherheit der Schüler bei so grossen Grup- pen nicht gegeben. Schliess- lich seien viele Schulzimmer auf so grosse Gruppen gar nicht vorbereitet. «Da werden etliche Kosten auf die Gemeinden zukommen, da die Räume den neuen Gegebenheiten ange- passt werden müssen», so Häfliger. Als dann alle Freiburger Lehrerverbände im Rahmen der Vernehmlassung zurückge- meldet hätten, dass diese Ände- rungen nicht umsetzbar seien, habe die Erziehungsdirektion geantwortet, dass man eine sol- che Aussage nicht machen dür- fe. «Es hiess also: Sagt Ja oder sagt gar nichts», so Hä iger. «Wieso wird dann überhaupt eine Vernehmlassung durchge- führt?» Die Verbände seien bei ihren Versionen geblieben, hätten aber vom EKSD-Direktor, Staatsrat Jean-Pierre Siggen (CVP), bislang noch keine Rückmeldung bekommen. Die EKSD habe stattdessen alle betroffenen Lehrpersonen am 28. Juni für einen Informationsanlass eingeladen. Und dort die Änderungen als fait accompli präsentiert. Für die Betroffenen bedeute dies eine regelrechte Katastrophe. «Die Lehrerinnen für textiles und technisches Gestalten, von denen einige über 55-jährig sind, können neben der Hauswirtschaft, die ebenfalls von Lektionskürzungen betroffen ist, meist kein anderes Fach unterrichten und finden wohl kaum mehr eine Anstellung», sagt Häfliger. Im Übrigen würden die TTG-Lehrpersonen seit Jahren «blöd- sinnig diskriminiert», indem sie systematisch schlechter als die anderen bezahlt würden, und dies, obwohl sie eine fünf- jährige Ausbildung absolviert hätten. Die EKSD habe diesen Lehrpersonen stattdessen vorgeschlagen, die Pädagogische Hochschule in einer dreijährigen Vollzeitausbildung zu absolvieren oder eine Ausbildung für den Unterricht im Fremdsprachenbereich zu machen – mit anderen Worten: sich umschulen zu lassen. Mit der so- genannten Stellengarantie ha- be sich die EKSD auch dagegen abgesichert, dass man in diesem Fall von einer Massenentlassung sprechen könne. Man würde Lehrpersonen mit weniger als acht Lektionen pro Woche einfach nicht künden – ihnen aber auch keine Stunden für das kommende Schuljahr zuteilen. «In der Privatwirtschaft würde man das Arbeit auf Abruf nennen», so Häfliger. Überdies habe die EKSD den Lehrern einen «Maulkorb» auferlegt. Viele Betroffene hätten sich nämlich bei den Medien gemeldet, worauf alle Lehrpersonen einen Brief bekommen hätten, gemäss dem sämtliche Auskünfte nur über die EKSD-Kommunikationsverantwortliche laufen dürften.

Sozial verträgliche Lösungen»

Andreas Maag, Vorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht, weist die Vorwürfe von LDF zurück. «Die Lehrpersonen sind uns nicht egal, sondern liegen uns im Gegenteil sehr am Herzen», sagt er. «Auch ist uns die angesprochene Problematik seit 2003 bekannt.» Auch von einem «Maulkorb» will er nichts wissen. Es sei um eine laufende Vernehmlassung gegangen, und da sei es in jeder Amtsstelle und in jedem Unternehmen der Privatwirtschaft normal, dass mit den Medien nur über den offiziellen Weg kommuniziert werde. Die Ausbildung der TTG-Lehrpersonen ungeprüft als äquivalent zu einer regulären Primarlehrer-Ausbildung zu erklären, sei überdies auch mit den Richtlinien der Erziehungsdirektorenkonferenz nicht konform. Auf Gesuch hin könne man aber im Einzelfall eine Anerkennung einzelner Studienleistungen prüfen. Man sei den betroffenen Lehrpersonen auch entgegengekommen, indem man ihnen ab 2018 eine Umschulung zur Lehrperson für Deutsch als Zweitsprache ermögliche, die von der EKSD bezahlt würde – dies koste immerhin 8000 Franken pro Ausbildungsgang. «Bis jetzt hat sich allerdings noch keine einzige Lehrperson bei uns gemeldet», bemerkt Maag.

Für die Betroffenen sind laut der EKSD-Kommunikationsverantwortlichen Marianne Meyer Genilloud je nach Situation verschiedene Lösungen möglich. Sofern ein Unterrichtsdiplom für die Primarschule vorhanden sei oder im Rahmen einer Zusatzausbildung erworben werden könne, werde der Lehrperson ein Pensum im Rahmen ihrer bisherigen Anstellung auf dieser Stufe zugeteilt. Wenn die TTG-Lehrperson fähig sei, den Unterricht in Französisch zu erteilen und TTG-Lektionen an französischsprachigen Schulen zur Verfügung stünden – speziell entlang der Sprachgrenze –, so könne sich die Lehrperson bei der zuständigen Schulleitung bewerben, für Lehrpersonen, die nahe an der Pensionierung stehen, schlage der Staat sozial verträgliche Lösungen vor.

Meyer Genilloud bestätigt auch, dass es am 28. Juni eine Informationsveranstaltung für die betro enen Lehrpersonen in Tafers gab. Dort habe man den Artikel 51 des Ausfüh- rungsreglements zum neuen Schulgesetz präsentiert. Dieser werde dem Staatsrat nach einer Kurzkonsultation nach der Sommerpause mit folgendem InhaltzurValidationunterbreitet: Der Halbklassenunterricht geltefürdieFachbereichetexti- les und technisches Gestalten, Hauswirtschaft sowie Medien und Informatik für die Primar- und die Orientierungsschule unabhängig vom Klassentypus ab dem Schuljahr 2018/2019. Im Fach TTG führe dies vermutlich zueiner Reduktion von etwa 65 Lektionen auf der Primarstufe und etwa 56 Lektionen auf der Orientierungsstufe – im Fach HW zu einer Reduktion von et- wa 60 Lektionen.

Vorgeschichte

Eine Lektion weniger wegen Lehrplan 21

Der Lehrplan 21 wird in 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen eingeführt. In Freiburg soll er ab dem Schuljahr 2019/2020 gelten. Das Ziel ist es, den Unterricht und die Lernziele der Volksschule zu harmonisieren. Damit sollen etwa Probleme bei einem Umzug in einen anderen Kanton minimiert werden. Grundlage für die Einführung war der Beitritt zum Harmos-Konkordat, dem Freiburg im März 2010 zugestimmt hatte. Für Kritik sorgt ein Abbau in den Fächern, die unter «Gestalten» zusammengefasst werden. In der H5 und H6 (bisher 3. und 4. Klasse) sind heute viereinhalb beziehungsweise fünf Lektionen für bildnerisches, technisches und textiles Gestalten reserviert. Neu sollen es vier Lektionen sein.

 

Eine Betroffene erzählt

«Behandelt wie die Putzfrau im Schulhaus oder eine Hausfrau»

«Wir sind momentan sehr verzweifelt», sagt eine Handarbeitslehrerin aus Freiburg, deren Name der Redaktion bekannt ist. «Die Vorschläge der Erziehungsdirektion sind nicht akzeptabel und bringen nicht mehr Stunden.» Die TTG-Lehrpersonen würden einfach nicht genug Wertschätzung erfahren – obwohl sie so viel Herzblut in ihre Arbeit steckten. Auch ihre fünfjährige Ausbildung werde nicht als gleichwertig anerkannt. «Lohnmässig werden wir behandelt wie die Putzfrau im Schulhaus oder eine Hausfrau ohne Ausbildung», sagt die Lehrerin. Man frage sich nun, wie es mit der beruflichen Zukunft weitergehe, und ob man sich eine andere Arbeit suchen müsse. Eine Umschulung an der PH dauere drei Jahre; wie viel einem von der bisherigen Ausbildung und Tätigkeit angerechnet werde, sei noch offen. «Das ist ein Affront für Leute, die bereits seit 15 Jahren unterrichten», beklagt sich die Lehrerin. Nicht zuletzt treffe der Abbau im Fach TTG nicht nur die Lehrpersonen, sondern auch die Schüler – vor allem diejenigen, die eine berufliche Ausbildung im handwerklichen Bereich ins Auge fassten. «Diese Änderungen werden bestimmt auch Auswirkungen auf die Berufswelt haben», so die Lehrerin. Auch sprachlich schwächere Schüler würden nun regelrecht untergehen. Letztlich werde so das immer so hochgelobte duale Schweizer Ausbildungssystem mit seinem Lehrlingswesen untergraben und infrage gestellt.

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema