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Bio-Bauer Manfred Wolf: «Wir müssen neue Wege gehen»

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Der Landwirt Manfred Wolf in seinem Betrieb in Ried bei Kerzers. 
Etelka Müller

Der Bio-Gemüsebauer Manfred Wolf aus Ried bei Kerzers ist einer der Initianten der Pestizid-Initiative, die am 13. Juni zur Abstimmung kommt. Für ihn steht ausser Frage, dass sich etwas verändern muss in der Landwirtschaft.

Seit über 30 Jahren produziert Manfred Wolf aus Ried bei Kerzers Gemüse. Seit 1993 unter dem Label Bio Suisse. Rund 50 Angestellte zählt sein Betrieb, der Ertrag beläuft sich auf jährlich 3500 Tonnen Gemüse. Der Landwirt sieht sich in der Pflicht, Verantwortung für die nächsten Generationen zu übernehmen. «Wir wissen alle, dass wir ein Problem mit Pestizid-Rückständen haben – die Bauern am besten.» Deshalb befürworte er die Pestizid-Initiative klar. Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» will synthetische Pestizide komplett verbieten, auch bei Importen. Dafür soll der Umweltschutzartikel in der Verfassung ergänzt werden.

Die Trinkwasser-Initiative, über die das Volk ebenfalls am 13. Juni abstimmt, betrachtet Manfred Wolf jedoch kritisch: «Die Umsetzung ist extrem schwierig, auch wenn ich der Grundidee zustimmen kann.»

Die Pestizid-Initiative liegt für Manfred Wolf jedoch durchaus im Bereich des Machbaren. Wie die Debatte derzeit abläuft, freut ihn aber gar nicht: «Das grosse Problem ist, dass die Bauern aufeinander schiessen und keine Diskussion stattfindet.» Die grossen Verbände, allen voran der Schweizer Bauernverband, hätten es versäumt, eine Debatte anzustossen. «So gehen wir in die falsche Richtung.»

Umdenken und forschen

Es gehe darum, mit dem Wissen von heute zu arbeiten, und nicht darum, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Viele Mittel seien im Nachhinein verboten worden. «Auch wir Bio-Bauern machen nicht alles richtig», betont Manfred Wolf. Um gute Lösungen zu finden, müssten sich die verschiedenen Akteure an einen Tisch setzen und diskutieren, «wir Bauern können das Problem nicht alleine lösen». Es fehle weiterhin an Wissen, «auch, ab welchem Grenzwert Pestizide schädlich sind, wissen wir nicht». Dafür und für neue Lösungen brauche es Forschung, ist Manfred Wolf überzeugt. Dafür genügend Mittel freizumachen, sei notwendig und möglich, «wenn alle mithelfen». 

Mit der Initiative soll der richtige Weg für die künftigen Generationen eingeschlagen werden: «Es geht um den Weg dorthin und nicht darum, alles sofort zu ändern.» Es solle niemandem der Boden unter den Füssen weggezogen werden. Wenn nach zehn Jahren die Hälfte der mit der Initiative definierten Ziele erreicht worden sind, sei das für ihn schon super. «Wir sollten das anpacken und uns nicht gegenseitig das Leben schwer machen.» Jede und jeder müsse sich hinterfragen. «Die Nahrungsmittelproduktion hat immer einen Fussabdruck – die Frage ist, wie viel.» Es liege in der Verantwortung jedes Einzelnen, angemessen mit den Ressourcen umzugehen.

Wir Gemüsebauern sind verantwortlich für den Boden und für eine gesunde Ernährung.

Die Gewächshäuser des Betriebs Wolf Bio-Gemüse am Biberenweg in Ried bei Kerzers im Grossen Moos. 
Etelka Müller

Dass die Gegner der Pestizid-Initiative ihr Nein unter anderem damit begründen, dass die Ernährungssicherheit nicht mehr gewährleistet wäre, sieht Manfred Wolf als «riesengrosse Angstmacherei». Klar werde es in gewissen Kulturen weniger Ertrag geben. Doch für den Gemüsebauer ist klar: «Wenn Not herrscht, können wir genug produzieren.» Wie dem Vorschlag der Initianten zu entnehmen ist, sollen die Artikel in der Bundesverfassung zudem dahingehend geändert werden, dass der Bundesrat bei «einer schweren Mangellage oder einer ausserordentlichen Bedrohung von Landwirtschaft, Natur oder Mensch» Lebensmittel, die synthetische Pestizide enthalten, weiterhin bewilligen kann. Auch ist von einer «schrittweisen Umsetzung» die Rede. 

«Qualitätswahnsinn»

Aktuell ist es aber so, dass Gemüse, das nicht den äusseren Anforderungen der Grossverteiler entspricht, zum Beispiel auf der Kompostieranlage Seeland AG in Sugiez landet, wie oft zu beobachten und von Landwirten zu erfahren ist. Sind die Spinat-Blattstiele länger als 10 Zentimeter, entsprechen sie nicht den schweizerischen Qualitätsbestimmungen für Gemüse. So steht es im Spinat-Qualitätsnorm-Papier des Verbands des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels und des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten.

Für Manfred Wolf ist das «ein riesengrosser Qualitätswahnsinn». Er beziehe sich dabei nur auf das Äussere: «Die Grössennormen haben mit den Maschinen und den Verpackungen zu tun.» Dabei seien zum Beispiel Zwiebeln, die zu klein sind, um sie an die Grossverteiler zu verkaufen, bei den Konsumenten in der Direktvermarktung oft sehr beliebt. «Es sind nicht die Konsumenten, die wir erziehen müssen. Es sind die Detaillisten, die bestimmen.» Rund 20 Personen würden für die Endkonsumenten die Grosseinkäufe tätigen in der Schweiz, «sie bestimmen die Qualität». Kein anderes Land in Europa habe so hohe Anforderungen an das Äussere von Gemüse wie die Schweiz. 

Ein Blick auf die Gemüsefelder im Grossen Moos.
Aldo Ellena/a

Verbände

Alle Akteure in die Pflicht nehmen

Bio Suisse, der Dachverband der Schweizer Knospe-Betriebe, hat sich für ein Ja zur Pestizid-Initiative ausgesprochen. Im Gegensatz dazu lehnt die Interessengemeinschaft (IG) Bio Schweiz die Initiative ab. Die IG Bio Schweiz vereinigt laut eigenen Angaben Schweizer Bio-Lebensmittel-Unternehmer aus Grosshandel, Logistik, Verarbeitung und Detailhandel. Mitglieder sind zum Beispiel die Unternehmen Fenaco, Micarna, Cremo, Kambly, Biotta, Jowa oder Bio-Familia.

Sowohl Bio Suisse als auch die IG Bio Schweiz lehnen die Trinkwasser-Initiative ab. Für Bio Suisse hat diese Initiative grosse Mängel, wie der Verband in einer Mitteilung schreibt. So könnten Belastungen noch stärker als heute ins Ausland verlagert werden, weil die Initiative keine Vorschriften für Importe macht. Ferner könnten bei einer Annahme Betriebe, die auf Direktzahlungen verzichten, alle Mittel im Rahmen der Gesetze einsetzen und noch intensiver produzieren. Zudem würden die Geflügel- und Schweinebetriebe zu stark eingeschränkt. Auch dass die Konsumenten und der Handel nicht in die Pflicht genommen werden, sondern nur die Produzenten, sieht Bio Suisse als Mangel. 

Im Gegensatz dazu werden mit der Pestizid-Initiative laut Bio Suisse alle Anwender, auch die Konsumenten, in die Pflicht genommen. Das Verbot gelte zudem sowohl für die inländische Produktion als auch für importierte Produkte und sei somit umfassend. emu

Kommentar (1)

  • 07.05.2021-Cornelia Ehrbar

    Es ist immer gut verschiedene Ansichten und Meinungen zu lesen, um sich ein Bild über die Situation zu machen. Zu oft wird emotional debattiert, ohne die Fakten auf den Tisch zu legen. Jeder schaut zu seinen eigenen Interessen und ist nicht bereit, Abstriche zu machen oder überhaupt eine öffentliche Debatte zu führen.

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