Blitz löste Fehlalarm aus
Sirene auf dem Kathedraleturm verstummte erst nach 45 Minuten
45 Minuten lang ertönte in der Nacht von Sonntag auf Montag im Burgquartier ein Sirenenton. Ein Blitz hatte in die Spitze des Kathedraleturms eingeschlagen und die Steuerung der dort installierten Zivilschutz-Sirene verbrannt.
Von JEAN-LUC BRÜLHART
Die Bewohner des Burgquartiers in Freiburg und der benachbarten Quartiere gingen am Montagmorgen nicht ganz ausgeschlafen zur Arbeit. Sie wurden nämlich um 0.05 Uhr durch einen Sirenenton jäh aus dem Schlaf gerissen. Der Alarm ging los, weil ein Blitz in die Turmspitze der Kathedrale eingeschlagen und dabei die Steuerung einer Zivilschutz-Sirene verbrannt hatte. Es habe sich deshalb um keinen offiziellen Sirenenton gehandelt, wie Jean-Denis Chavaillaz, Chef des kantonalen Zivilschutzes, gegenüber den FN ausführte.
Alarm manuell ausgeschaltet
In der Folge gingen bei der Einsatz- und Alarmzentrale der Polizei rund 200 Anrufe von besorgten oder verärgerten Bewohnern ein, denn die Sirene konnte erst nach 45 Minuten abgeschaltet werden. «Zuerst war nicht ersichtlich, um welche Sirene es sich handelte», erläutert Chavaillaz. Zudem habe wegen des Blitzeinschlages die Fernsteuerung nicht funktioniert. Manuell – und nachdem die 365 Stufen des Kathedraleturms bewältigt waren – haben Zivilschützer der Stadt Freiburg den Alarm unterbrochen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich bei der Sirene auf dem Kathedraleturm eine Panne ereignet. Gemäss Chavaillaz wird deshalb ab August ein neuer Standort gesucht.
257 Sirenen im Kanton
Sind solche Sirenen überhaupt noch zeitgemäss? «Im besten Fall brauchen wir sie nie», sagte Chavaillaz. Er weist aber darauf hin, dass der Bund am Sirenenprogramm festhält und dass im Kanton Freiburg, wegen seiner Nähe zum Atomkraftwerk Mühleberg, Sirenen zu den Sicherheitsnormen gehören.
Im Kanton werden 73 mobile Sirenen ersetzt durch stationäre. Mit den bereits bestehenden 184 verfügt der Kanton über 257 Sirenen, die allesamt ferngesteuert sind und einzeln, in Gruppen oder alle gleichzeitig ausgelöst werden können.
Nur über Radio suisse romande
Icaro (Information Katastrophe Alarm Radio Organisation) ist das Informationsangebot der SRG SSR idée suisse bei ausserordentlichen Ereignissen, Krisen- und Katastrophenfällen. Es wird dann eingesetzt, wenn die Bevölkerung regional oder national über ein bestimmtes Ereignis informiert werden muss. Die zuständigen Behörden, in erster Linie die Polizei, leiten der für ihre Region zuständigen SRG-SSR-Radiostationen die Durchsage von (Fehl-) Alarmmeldungen weiter.
Nach dem Zwischenfall mit der Sirene auf der Turmspitze der Kathedrale hat der für den Nachtdienst Zuständige nur Radio suisse romande (RSR) informiert, nicht aber Radio DRS. Gemäss den Richtlinien werden bei regionalen Ereignissen – wie dies am Montagmorgen der Fall war – die betreffenden Radiostationen informiert: DRS für den deutschsprachigen Kantonsteil, RSR für den französischsprachigen. «Es war eine Fehleinschätzung, nur RSR zu informieren, denn die Stadt ist zweisprachig», sagte Polizeisprecher Hans Maradan.
Er begründet diesen Zwischenfall mit der Stresssituation, die mit den 200 eingegangenen Anrufen in der Zentrale geherrscht habe. «Im Nachhinein muss man sagen, dass beide Radiostationen hätten informiert werden müssen», so Maradan abschliessend. jlb