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Bücher stehen Rede und Antwort

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Auf den ersten Blick geht in der Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg alles seinen normalen Gang: An den Computern suchen Studierende nach Literatur für ihre Arbeiten, im grossen Lesesaal rauchen die Köpfe, und vor dem Eingang versammeln sich die Raucher zur Lernpause. Wer jedoch den Zeitschriften-Lesesaal betritt, findet sich in einer anderen Welt. Das gewohnte Mobiliar ist kleinen Tischchen gewichen, an denen jeweils zwei Stühle Platz haben. Auf den Tischen stehen altmodische Leselampen, und der Raum ist erfüllt vom Gemurmel angeregter Gespräche.

Lebende Bücher

Doch die Menschen, die hier so intensiv miteinander diskutieren, sind Fremde. Sie haben sich erst kurz zuvor zum ersten Mal gesehen, und sie haben zusammengefunden, weil der eine den anderen aus einem Katalog ausgewählt hat: dem Katalog der «Human Library», der Lebendigen Bibliothek, einer Eigenproduktion des diesjährigen Bollwerk-Festivals.

Fast 60 Personen haben sich als lebende Bücher zur Verfügung gestellt. Sie lassen sich von den Festivalbesuchern ausleihen und erzählen während 30 bis 45 Minuten ihre Geschichten, beantworten Fragen und lassen sich auf Diskussionen mit ihren «Lesern» ein. Die Themenvielfalt ist gross. Sie reicht von der Erzählung über das wissenschaftliche Buch bis zum Reisebericht oder der Autobiografie. Schon die Titel laden zum Träumen und Sinnieren ein: «Eine Burkinerin bei den Helvetiern», «Eine Pistazie für unterwegs», «Touch Me, I Can Dance!», «Geisterhaus» oder «Gedanken zur Existenz».

«Echter Austausch»

Stefanie Hess, die soeben ihre Ausbildung als Gestaltungslehrerin abgeschlossen hat, ist eines der Bücher. Unter dem Titel «Schau zurück» gibt sie einen kunsthistorischen Einblick ins Thema Porträt. Das Besondere an diesem Buch: Es hat auch einen praktischen Teil und bringt dem Leser alles über Proportionen, Mimik und Zeichentechniken bei, was er wissen will. Sie mache bei dem Projekt mit, weil sie es spannend finde, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen und in einem beinahe intimen Rahmen mit ihnen zu sprechen, sagt Hess. Nach ihrem ersten Einsatz als Buch ist sie zufrieden: «Es war sehr inte-ressant, besonders, weil ein echter Austausch stattgefunden hat.» Das ist kein Zufall: Leser Marc Blaser ist selber Fotograf und Zeichenlehrer und nutzte die Gelegenheit zur persönlichen Weiterbildung.

Dass die Lektüre bei «Human Library» mehr Dialog als Einwegkommunikation ist, diese Erfahrung hat auch Vincent Chesneau gemacht. Er ist ein Sachbuch über Rudersport und will seinen Lesern aufzeigen, dass die heutige Randsportart im 19. Jahrhundert sehr beliebt war und auch in der Literatur oder der Malerei eine grosse Rolle spielte. An der Idee der Lebendigen Bibliothek gefällt Chesneau, der seit drei Jahren in Freiburg lebt, besonders die Tatsache, dass hier Freiburger mit Freiburgern in Kontakt kämen.

Projektleiterin Sylviane Tille freut sich über den Erfolg der Bibliothek: Das Interesse des Publikums sei gross, meistens seien alle Bücher ausgeliehen, und die Leserinnen und Leser müssten Wartezeiten in Kauf nehmen. Die Rückmeldungen von Büchern und Lesern seien durchwegs positiv. «Sogar Leute, die anfangs skeptisch sind und sich schwertun, sich auf das Unbekannte einzulassen, sind hinterher begeistert.»

Die Lebendige Bibliothek ist noch bis zum Festivalende am 3. Juli offen: Do. und Fr. 18 bis 22 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr. Gratis.

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