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Bürgerkrieg in Kolumbien: Murtnerin geht für die UN auf Wahrheitssuche

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Diana Betancourt aus Kolumbien, jetzt aber wohnhaft in Murten, arbeitete am Abschlussbericht der Wahrheitskommission zu den Kriegsverbrechen in Kolumbien mit. In den Kantonen Freiburg und Neuenburg führte sie die Interviews mit den betroffenen Exilkolumbianern durch.

Sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Guerillaorganisation Farc hat die Wahrheitskommission ihren Abschlussbericht über die während des Bürgerkriegs verübten Verbrechen vorgelegt. Der Bürgerkrieg in Kolumbien dauerte länger als ein halbes Jahrhundert und forderte rund 200’000 Todesopfer. In dem Bericht führt die Wahrheitskommission Menschenrechtsverletzungen an verschiedenen Gruppen auf. Es ist von Verschleppung, Missbrauch und Massengräbern die Rede.

Anhänger des gewählten Präsidenten Juan Manuel Santos mit dem Wort «Paz» (Frieden) auf den Händen feiern ihren Triumph. Die Wahl Santos’ im Jahr 2014 brachte den Friedensprozess ins Rollen.
Bild: key

Während den letzten vier Jahren hat die Wahrheitskommission intensiv daran gearbeitet, Zeugenaussagen von Opfern und Überlebenden, Zeugen und Tätern des Konflikts zu sammeln und auszuwerten. Einen bedeutsamen Beitrag hierzu leistete die kolumbianische Diaspora in der Schweiz. Diana Betancourt aus Murten hat ebenfalls intensiv daran gearbeitet und hierzulande Interviews geführt. Weltweit wurden 27’000 Zeugenaussagen eingeholt, davon 60 in der Schweiz.

Diese grenzüberschreitende Arbeit wird nicht nur Menschenrechtsverletzungen für das kollektive Gedächtnis sichtbar machen, sondern auch eine Grundlage für eine friedliche Zukunft in Kolumbien schaffen. Unter dem Motto «Hay futuro, si hay verdad», zu Deutsch «Die Zukunft beginnt mit der Wahrheit», werden am Donnerstag in Genf die Früchte dieser Arbeit dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte übergeben. Die «Freiburger Nachrichten» hatten die Gelegenheit, mit Diana Betancourt zu sprechen, bevor sie am Donnerstag UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet trifft, um ihr die Empfehlungen der Wahrheitskommission zu überreichen. 

Diana Betancourt, Sie treffen am Donnerstag UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet. Was ist Ihre Erwartung an diesen Tag?

Wir möchten, dass Kolumbien die internationale Beachtung und Unterstützung erhält, die notwendig ist, um eine neue Zukunft aufzubauen, die auf der Wahrheit beruht. Mit der Übergabe der Empfehlungen zum Abschlussbericht wollen wir erreichen, dass Kolumbien als Nation auf dem Fundament des Friedens und nicht des Krieges aufgebaut wird.

Wie kamen Sie zu dieser Tätigkeit bei der Wahrheitskommission?

Ich habe mich bereits vor meiner Zeit hier in der Schweiz in Kolumbien für die Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingesetzt. In der Schweiz wurde ich dann auf diese Arbeit aufmerksam, da teilweise dieselben Personen interviewt wurden wie in Kolumbien.

Worin bestand Ihr Beitrag zum Bericht?

Ich habe die Gespräche in den Kantonen Freiburg und Neuenburg durchgeführt. Neben den Gesprächen ist auch die psychologische Betreuung der Opfer ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Teilweise haben die Opfer Schreckliches erlebt.

Von welcher Art von Schicksalen wurde Ihnen berichtet?

Die gesamte Palette an menschlichen Abgründen war vorhanden: Gewalt gegen Geschlechter, sexuelle Gewalt, versuchter Mord und Mord, Massaker an der Zivilbevölkerung, physische und psychische Folter, Entführungen und politische Verfolgung. Das Schlimme am Ganzen ist, dass Personen teilweise alle diese Vorkommnisse erleben mussten. Das war wirklich sehr hart.  

Welches sind Ihre Hoffnungen für Kolumbien?

Meine Hoffnung ist, dass jede Stimme in Kolumbien angehört wird. Jede einzelne Stimme, die vom Schmerz des Durchlebten berichtet, damit Kolumbien, aber auch die ganze Welt daraus lernt, dass Krieg nicht der Weg zu Sicherheit und Frieden ist.

Wie sieht das Kolumbien Ihrer Träume aus?

Ich träume davon, dass Kolumbien sich zu einem rechtsstaatlichen Land entwickelt und eine echte Demokratie wird. Eine Demokratie, in der sich alle politischen Richtungen Gehör verschaffen können, auch die entfernt gelegenen Regionen. Mein Traum ist ein friedliches Kolumbien mit einer echten Zukunft, in das wir alle wieder zurückkehren können und in dem wir auch bleiben wollen.

Werden Sie nach Kolumbien zurückkehren, oder bleiben Sie in Murten?

Ich bleibe noch einige Zeit hier in der Schweiz. Die Aufarbeitung der Geschichte Kolumbiens hat gerade erst begonnen.

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (l.) und der Anführer der Farc, Rodrigo Londono Echeverry, schütteln sich die Hände nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags im November 2016.
Bild: key

Zahlen und Fakten

Dimension eines bewaffneten Konflikts

Der Konflikt zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillaorganisation dauerte 52 Jahre und forderte über 450’000 Tote, über 100’000 bis heute Verschwundene, über acht Millionen Vertriebene, über 50’000 Geiselnahmen und fast 17’000 rekrutierte Kindersoldaten zwischen 1986 und 2016. Für den Bericht führte die Wahrheitskommission während vier Jahren mehr als 27’000 Interviews in Kolumbien und 23 weiteren Ländern durch. Rund 3000 Helfer waren im Einsatz. Eine davon ist Diana Betancourt aus Murten. Der Friedensprozess kam mit der Präsidentschaftswahl im 2014 in Fahrt. Der im Amt bestätigte Präsident Juan Manuel Santos hob den Umgang mit der Guerillaorganisation Farc ins Zentrum seines Wahlkampfs. Der Friedensvertrag mit der Farc wurde im November 2016 durch den kolumbianischen Senat und das Repräsentantenhaus gebilligt. In der Folge gaben über 6500 Farc-Rebellen bis im Juni 2017 ihre Waffen ab. Im September 2019 kündigte ein Teil der Farc die Wiederbewaffnung an, da die Armutsbekämpfung und ein Ende der Verfolgung von ehemaligen Farc-Mitgliedern trotz Zusagen nicht eingehalten worden seien.

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