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Corona hat das Homeoffice nicht ausgelöst  – aber beschleunigt 

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Während vieler Wochen der Corona-Pandemie funktionierten viele Verwaltungen, so auch weite Teile der Kantonsverwaltung, aus dem Homeoffice heraus. Für die Fachfrau hat dies auch tatsächlich funktioniert. 

Durch die Pandemie wurde das Homeoffice als Arbeitsform weit herum Realität. Das ist die Erfahrung von Gabrielle Merz Turkmani, Vorsteherin des Amts für Personal und Organisation (POA). Die Vorteile überwiegen aus ihrer Sicht deutlich gegenüber den – ebenfalls vorhandenen – Nachteilen. Was dabei rasch untergeht: Der Kanton Freiburg hatte das Homeoffice schon vor der Pandemie als Option vorbereitet. Der Ausnahmezustand beschleunigte die Einführung jedoch. 

Mit Ausbruch der Pandemie und der sofortigen Verlagerung vieler Tätigkeiten in die eigenen vier Wände wurde Homeoffice zum Zauberwort und zur Notlösung Nummer eins. Hat man da das Ei des Kolumbus erfunden?

Homeoffice ist keineswegs etwas Neues. Schon als ich vor 20 Jahren in der Bundesverwaltung tätig war, habe ich mich mit dem Thema der modernen Arbeitsformen beschäftigt. Das Thema betraf mich damals auch persönlich: Als junge Mutter erhielt ich die Möglichkeit, so Beruf und Familie zu vereinbaren. Ich habe mich für die Einführung dieser Modelle beim Bund eingesetzt. Und als ich nach Freiburg kam, waren sie auch schon ein Thema. Es begleitet mich also schon seit Jahren.

Von aussen betrachtet scheint der Systemwechsel in der Kantonsverwaltung gut geklappt zu haben. War das wirklich so?

Wir haben in den Jahren zuvor für die Kantonsverwaltung eine neue Personalpolitik erarbeitet. Einer der Pfeiler war die Förderung neuer Arbeitsformen – also auch von Homeoffice. Der Staatsrat hat diese Strategie im Februar 2020 verabschiedet. Und kaum wollten wir mit der Umsetzung dieser neuen Personalpolitik beginnen, kam die Pandemie. Es war zeitlich ein Zufall. Wir hatten uns Modelle wie das Homeoffice schon vor der Pandemie auf die Fahnen geschrieben. Und plötzlich wurden sie zu unserem Alltag – wir wollten und mussten ja weiterarbeiten. Es war eine verordnete Massnahme zum Gesundheitsschutz – übrigens eine der effizientesten.

Homeoffice wurde also nicht wegen der Pandemie implementiert, es gab es schon.

Aber die Pandemie wirkte beschleunigend.

Aber völlig reibungslos wird der Systemwechsel wohl nicht abgelaufen sein. Oder?

Der Anfang war nicht immer und für alle gleich einfach, aber wir haben uns angepasst, uns alle anpassen müssen. Es ging erstaunlich gut. Die Vorarbeiten hatten wir ja schon geleistet. Aber wir wussten auch: Neuerungen schaffen Widerstände, Ängste, Unwillen, Bedenken. Darauf waren wir vorbereitet. Und nach dem ersten, totalen Lockdown haben wir die Mitarbeitenden befragt. Wir haben gesehen, dass sie das Homeoffice schätzen gelernt haben und es nach der Pandemie weiterführen wollen. Wir wollten den Mitarbeitenden auch für die Zeit nach der Pandemie eine Perspektive bieten. Deshalb hat der Staatsrat im Herbst 2020 die Verordnung mobile Arbeit verabschiedet. Es war klar: Auch nach der Pandemie sollte Homeoffice unter bestimmten Bedingungen möglich sein. Aber man hat keinen Rechtsanspruch.

Sie sagen unter bestimmten Bedingungen? Wie meinen Sie das?

Tatsächlich ist es möglich, dass man im Homeoffice effizient arbeiten kann, dass man sich gut konzentrieren kann. Denn es ist mehr möglich, als man meint. Es funktioniert. Die Resultate belegen es. Und dies trotz Bedenken im Vorfeld, vor allem von Vorgesetzten. Viele hatten am Mehrwert gezweifelt. Heute sind selbst viele frühere Kritiker und Kritikerinnen des Homeoffice überzeugt – es kann eine Bereicherung sein. Wir geben den Mitarbeitenden diese Möglichkeit. Aber eben, im Vordergrund steht die Sicherstellung des Betriebs. Das letzte Wort hat die vorgesetzte Person, sie will Resultate sehen. Aber wenn die Mitarbeitenden mit guten Argumenten kommen, die Arbeit im Homeoffice genauso geleistet werden kann und die Arbeit gewährleistet ist, sollte es möglich sein, eine Lösung zu finden. Auch unsere Umfrage hat ergeben: Ein bis zwei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten zu können, ist für viele Angestellte denkbar. Wenn es für mich als Arbeitgeber stimmt und es auch für die Mitarbeitenden ein Plus ist, arbeiten sie besser, motivierter, effizienter. Dann haben wir eine klassische Win-win-Situation. Natürlich gibt es auch jene, die sich im Büro wohler fühlen. Diese dürfen natürlich gerne vor Ort im Büro arbeiten.

Sie sprechen am Donnerstag an einer kantonalen Konferenz zu Sozialfragen über «Segen und Fluch» von Digitalisierung und Homeoffice. Wir haben viel über die Vorteile von Homeoffice gehört. Hat es auch soziale Folgen?

Gerade im ersten Lockdown standen die Eltern mit dem Homeschooling vor einer immensen Herausforderung. Wir haben alle zu Hause gearbeitet. Auch die Kinder konnten nicht in die Schule, in den Kindergarten, in die Krippe. Die einen Familien waren besser aufgestellt, sie hatten auch mehr Platz zu Hause. Sie konnten mit dieser Situation besser umgehen. Bei anderen waren die Kinder auf sich allein gestellt, sie mussten mitschwimmen oder sind untergegangen. Dieses Homeoffice ist aber zum Glück nicht mit dem heutigen vergleichbar, wir waren ja in einer Ausnahmesituation. Zum Glück hat die Politik gelernt und in der nächsten Homeoffice-Phase die Schulen offen gehalten. Wir können der Politik ein Kränzchen winden, dass sie aus den schwierigen Erfahrungen vom Frühling 2020 gelernt hat.

Homeschooling und Homeoffice gleichzeitig: Das ist sehr schwierig.

Soziale Kontakte kämen zu kurz im Homeoffice, heisst es oft. Wie nehmen Sie das wahr?

Teams haben sich teilweise aus den Augen verloren und waren fokussiert auf die reine Arbeit. Viele hatten nach dem Lockdown einen Aufholbedarf für informelle Kontakte. Sie sind wichtig: die Gespräche im Korridor, der Austausch im Büro, mehr zu reden als nur über die Arbeit, die Atmosphäre im Team. All das ist weggefallen. Wir haben gesehen, der Bildschirm ermöglicht uns vieles, aber nicht alles. Empathie, das Zwischenmenschliche, kann man über den Bildschirm heute noch nicht vermitteln. Da stossen wir auf Grenzen, mindestens heute noch. Natürlich hat es auch Vorteile: Wenn man sich furchtbar auf die Nerven geht, ermöglicht Homeoffice Distanz und sorgt für Entspannung.

Welche Erfahrungen haben Sie persönlich gemacht?

Für mich als Personalchefin ist das Zwischenmenschliche sehr wichtig. Ich spüre meine Mitarbeitenden gerne, will wissen, wie es ihnen geht, nehme ihre Körpersprache wahr. Wir müssen oft Lösungen für komplexe Probleme suchen. Das geht am besten gemeinsam, über persönliche Kontakte. Das haben wir während der Pandemie erkannt. An einer komplexen Fragestellung kreativ zu arbeiten, ist per Videokonferenz zwar möglich, aber nicht so effizient. Ich war deshalb froh, als ich wieder ins Büro zurückkonnte.

Würden Sie dennoch sagen: Unter dem Strich ist die Bilanz positiv?

Ja, denn Homeoffice ermöglicht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie – wie andere Möglichkeiten zur Flexibilisierung der Arbeit übrigens auch, denken wir an Teil- oder Gleitzeit. Wir hatten hier vor der Pandemie zum Beispiel alle feste Arbeitszeiten. Und dann kamen wir zum Schluss: Nein, das kann es nicht sein. Wir sollten Stosszeiten vermeiden, also haben wir die Arbeitszeiten und damit die Anreise flexibilisiert. Viele Beschäftigte haben ja nicht nur Kinder. Man ist in der Politik, erfüllt wichtige Aufgaben in Vereinen, hat Angehörige, die Unterstützung brauchen, man bildet sich weiter. Wenn man so viele Lebensbereiche koordinieren will, ist man froh um Flexibilität. Letztlich profitieren alle davon. Kurzum: Die Pandemie war ein kollektives Lernerlebnis, das uns niemand mehr nehmen kann. Wir haben für die Organisation von Arbeit viel gelernt.

Veranstaltung

Kantonale Konferenz zu Sozialfragen

Das Konzept einer durchdigitalisierten Gesellschaft – der Fachbegriff ist E-Society – steht im Mittelpunkt der elften Konferenz des Kantons für Sozialfragen. Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Kantonsverwaltung wie auch Gäste machen sich am Donnerstag in Grangeneuve Gedanken über die Herausforderungen der Digitalisierung für das soziale Leben. Sie stellen sich kritisch der Frage, ob und wie Informationstechnologie im Sinne des Menschen eingesetzt werden kann; und wo die Grenzen und Risiken sind. Die Referate betreffen so unterschiedliche Themen wie die Smartwatch, die Lagerbewirtschaftung und das E-Government. Dabei spielen die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Gesellschaft und den Staat eine wesentliche Rolle. Sie hat Digitalisierungsprozesse deutlich beschleunigt.

Die Ausgabe 2020 der Konferenz war wegen der Pandemie abgesagt worden. Sie findet generell alle zwei Jahre statt und bringt regelmässig über hundert Teilnehmende aus den Bereichen Soziales, Bildung, Landwirtschaft, Wirtschaft, Finanzwelt oder Politik zu einem intensiven Austausch zusammen.

Der Zutritt erfolgte auf Anmeldung, Informationen unter www.fr.ch/ksa/konferenz-sozialfragen

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