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«Das Ende einer Karriere ist selten schön»

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Die Karriere

 Wenn Beni Plüss über die drei prägendsten Momente seiner 13 Jahre bei Gottéron spricht, kommt er als Erstes auf eine unschöne Erinnerung zurück. Auf 2006: «Damals ging der Club fast bankrott. Wir Spieler wussten nicht genau, wie und ob es weitergeht. Zum Glück haben damals die Sponsoren den finanziellen Part geregelt, und die Führung unter Präsident Daniel Baudin hat Strukturen aufgebaut, von denen wir danach noch sieben, acht Jahre profitieren konnten.» 2006 stand Gottéron nicht nur finanziell, sondern auch sportlich vor dem Kollaps. Nur mit Müh und Not sicherten sich die Freiburger in der Liga-Qualifikation gegen Biel ihren Platz in der NLA. Langjährige Fans dürften sich noch daran erinnern, wie Beni Plüss in dieser Serie bei jedem Einsatz ans Werk ging, als stünde sein Leben auf dem Spiel, ganz so, als würde er jede Niederlage persönlich nehmen. «Für mich war Eishockey immer eine Leidenschaft. Und ich hätte es damals tatsächlich auch als persönliche Niederlage empfunden, wenn wir abgestiegen wären.» Also habe er sich schlicht immer und immer wieder gesagt: «Wir dürfen einfach nicht absteigen!»

Die zwei anderen prägenden Erinnerungen sind deutlich positiver. «Da wäre einerseits der Viertelfinalsieg 2008 gegen Bern, der völlig aus dem Nichts kam. Und natürlich die Saison 2012/13. Damals stimmte alles, mit dem 75-Jahr-Jubiläum des Clubs, der Spengler-Cup-Teilnahme, dem Finaleinzug. Am Ende fehlte nur der Meistertitel zur perfekten Saison.»

 

 Die Trainer

 Beni Plüss hat in seiner Karriere manchen Trainer kommen und gehen sehen. «Der erste Trainer, der mich richtig geprägt hat, war Wladimir Jursinow in Kloten. Er war der Erste, der mir sagte: ‹Du hast eine spezielle Gabe›–der Erste, der richtig an mich geglaubt hat.»

 Auch in Freiburg ist ihm ein Russen-Duo an der Bande in guter Erinnerung geblieben: Jewgeni Popichin und Slawa Bykow. Insbesondere was Bykow, der damals Assistent war, ihm und dem Team in Sachen technische Finessen beigebracht habe, sei beeindruckend gewesen. «Und Hans Kossmann hat es später geschafft, das Letzte aus mir herauszuholen. Und nicht nur aus mir, er war der Coach, der uns gezeigt hat, was es braucht, um wirklich Erfolg zu haben.» Kossmann schätzte Plüss, machte ihn sogar zum Captain. Die Wertschätzung war durchaus gegenseitig. «Geschätzt habe ich insbesondere, dass ich immer wusste, woran ich war. Zwar hatte Hans gewisse Ansichten, die ich nicht unbedingt teilte. Aber er war jeden Tag gleich. Ich denke, dass er auch an mir diese Authentizität geschätzt hat. Darum hat es recht gut funktioniert.»

 Und Gerd Zenhäusern? «Er war wohl zu spät in der Karriere und zu kurz mein Trainer, als dass ich sagen könnte, er sei prägend gewesen.»

 

 Die letzte Saison bei Gottéron

«Mir war das Umfeld immer sehr wichtig, ich brauchte das Vertrauen der Führung, des Coachs, musste spüren, dass geschätzt wird, was ich mache», sagt Plüss. «Bei Serge Pelletier, Hans Kossmann, Daniel Baudin oder Laurent Haymoz spürte ich dieses Vertrauen immer. Doch mit der neuen Führung hat das auch in Freiburg gedreht. Es war nicht mehr das Umfeld, in dem ich mich noch vor zwei Jahren so wohlgefühlt habe.» Im November fühlte er sich von Sportchef Christian Dubé nicht respektvoll genug behandelt und gab bekannt, dass er Gottéron Ende Saison verlassen werde. Hat es einen bitteren Nachgeschmack, die Karriere und die Zeit in Freiburg, die ansonsten eine lange Liebesgeschichte ist, unter diesen Umständen zu beenden? «Das ist der falsche Ausdruck. Das Ende einer Karriere ist selten schön. Das ist das Problem im Spitzensport, der Club hat seine Interessen, der Spieler ebenfalls–und irgendwann beissen sich diese. Allerdings hätte ich mir vom Club einfach von Anfang an mehr Ehrlichkeit gewünscht.»

Und keine Hinhaltetaktik. Warum aber wollte Plüss schon im November unbedingt wissen, ob er für nächste Saison in Freiburg einen Vertrag erhält? «Ich habe in den letzten Jahren schon immer Teilzeit bei einer Treuhandfirma gearbeitet. Für mich war stets klar, dass ich nach meiner Karriere Vollzeit dort arbeiten möchte. Aber so eine Firma kann auch nicht einfach von heute auf morgen eine Vollzeitstelle schaffen. Deshalb war ich mit dem Club immer ehrlich und habe mein Problem und Anliegen klar kommuniziert.»

 Die Zeit nach dem Bruch im November bezeichnet Plüss als sehr schwierig. «Es entstand wie ein Vakuum. Der Club und ich fanden keinen gemeinsamen Nenner mehr. Es sind Sachen passiert, die sicher nicht unbedingt förderlich waren, um meine Top-Leistung abzurufen», sagt Plüss, ohne näher darauf eingehen zu wollen.

 Der Stürmer hätte seine Karriere in einem anderen NLA-Club verlängern können. «Es gab lose Gespräche. Und nach dem Playoff-Out letzten Samstag in Genf sagte mir Chris McSorley, dass ich ihn nur anzurufen brauche, wenn ich noch ein Jahr unter ihm spielen wolle. Er habe für mich noch einen Platz in seinem Team frei.» Plüss hat sich darüber gefreut, letztlich brachte ihn jedoch nichts von seinem schon vor Jahren ins Auge gefassten Plan ab, in Freiburg seine Karriere zu beenden und danach im Treuhandbüro in Düdingen zu arbeiten. Erst recht, da ihm das Büro schnell einmal zusicherte, für ihn ab April eine Vollzeitstelle zu schaffen. «Hätte ich meine Karriere bei einem anderen Club fortgesetzt, wäre es nur des Geldes wegen gewesen. Und das wollte ich nicht.»

 

 Die Entwicklung des Eishockeys

Seit Plüss in der Saison 1998/99 für Kloten zu ersten NLA-Einsätzen kam, sind fast 20 Jahre vergangen. Was hat sich in dieser Zeit am stärksten verändert? «Das Spiel ist sehr viel schneller geworden. Seit Nulltoleranz gilt und Haken sofort bestraft wird, ist das Tempo deutlich gestiegen. Da auch noch die Spieler immer grösser, schwerer und schneller werden, ist klar, dass die Checks immer härter werden und die Zahl der Gehirnerschütterungen deshalb enorm zugenommen hat.»

Hinzu komme, dass die Intensität der Spiele zugenommen habe. «In meinen ersten Jahren bei Gottéron waren von 50 Spielen vielleicht 20 auf hohem Niveau. Mittlerweile werden von 50 Partien 40 in Sachen Intensität auf Topniveau gespielt.» So werde es immer schwieriger, sich zu erholen. «Bist du heute einmal über dem Limit, kommst du nicht so schnell wieder darunter. Das ist ebenfalls eine Ursache, warum es immer mehr schwere Verletzungen gibt.»

 

 Der Sensebezirk

Freiburg ist für Beni Plüss mehr als nur eine wichtige Station seiner Eishockey-Karriere. Der Sensebezirk ist sein Lebensmittelpunkt geworden–und wird es auch bleiben. Er hat in Tafers ein Haus gebaut und lebt dort mit seiner Frau und seiner neunjährigen Tochter. Was gefällt ihm am Sensebezirk? «Was mir sicher nicht gefällt, ist der Dialekt, der wird mir nie gefallen», sagt er mit einem Schmunzeln. Auf Züri-Dütsch. «Aber die Art der Leute sagt uns zu. Das Dorfleben und der Zusammenhalt gefallen uns. Wenn man ein Fest organisiert, weiss man, dass die Leute auch kommen. Wir fühlen uns wohl und haben gute Freunde gefunden.»

Der Integrationsprozess habe jedoch durchaus Zeit benötigt. «Die Sensler sind schon ein bisschen eigen. Viele Sensler werden hier geboren, wachsen hier auf, bleiben hier und sterben hier. Veränderungen haben sie deshalb nicht unbedingt gern. Wenn jemand Neues kommt, sind sie zunächst erst einmal distanziert. Es hat sich dann geändert mit der Geburt unserer Tochter. Als sie in die Spielgruppe und in die Schule ging, hat uns das neue Türen geöffnet.»

Welche Mentalitätsunterschiede hat er als Exilzürcher festgestellt? «Ich bin ja im Zürcher Unterland aufgewachsen, in ebenfalls eher ländlichem Gebiet. Deshalb sind die Mentalitätsunterschiede jetzt nicht so riesig. Was mir auffällt, wenn ich nach Zürich zurückgehe, ist, dass dort alles schneller gehen muss. Hier geht man die Dinge gemütlicher an, was gemacht werden muss, wird ebenfalls gemacht, aber nicht in aller Hektik.» Das schlage sich auch auf den Lebensstil nieder. «Zum Beispiel beim Essen. Das wird hier viel mehr zelebriert und genossen. Und wenn es einem irgendwo gefällt, bleibt man eben mal ein bisschen länger sitzen.»

 

 Die Beziehung zu den Fans

Seit Jahren gehört Plüss zu den Lieblingen der Fans. In dieser Saison widmeten ihm die Zuschauer im St. Leonhard sogar eine Choreografie. «Ich kann mich in meinen 13 Jahren bei Gottéron nicht erinnern, dass das je für einen Spieler gemacht wurde. Deshalb war ich sehr gerührt. Ich stand danach im Match völlig neben den Schuhen, ich wusste ja zuvor nichts von dieser Aktion.» Es sei natürlich wunderbar und eine tolle Anerkennung. «Aber ich habe das gleichzeitig immer auch als Verpflichtung betrachtet. Eine Verpflichtung den Leuten gegenüber, die solche Sachen organisieren. Dass ich die Erwartungen erfüllen muss, die sie an mich stellen.»

Plüss hat sich immer auch als Dienstleister verstanden, der den Leuten, die Geld dafür zahlen, um ihn zu sehen, etwas zurückgeben will, indem er vollen Einsatz gibt. «Das ist mir ganz gut gelungen.» Der Beweis: Als er am Samstag nach dem Spiel in Genf nach Tafers zurückkehrte, hing beim Dorfeingang bereits eine Banderole, mit der sich Fans bei Plüss bedankten. Der Drang, immer die Erwartungen erfüllen zu müssen, kann aber auch lähmend wirken. Nach der Ankündigung, nächstes Jahr nicht mehr in Freiburg zu spielen, war es für Plüss nicht leicht. «Ich wollte unbedingt verhindern, dass der Eindruck entsteht, ich gäbe nicht mehr alles für den Club.» Verkrampfte er sich deshalb in den Playoffs, in denen er ohne Skorerpunkt blieb? «Nein, das Problem war eher, dass ich allmählich realisiert habe, dass meine Karriere bald zu Ende ist. Da habe ich begonnen, mir zu viele Gedanken zu machen, so dass ich mich nicht mehr voll auf mein Spiel fokussieren konnte.»

 

 Die Zukunft

 Herumzuhocken und nichts zu tun, würde ihm jetzt nicht guttun, sagt Plüss. Deshalb wird er aller Voraussicht nach bereits im April seine Vollzeitstelle bei einem Düdinger Treuhandbüro antreten. Die Zeit, die auf ihn zukommt, macht ihm Angst. «Bei einem Karriereende fällt alles zusammen. Es geht nicht um Geld oder Status. Aber du baust dir ein Leben auf und versuchst das dann möglichst lang zu halten. Und plötzlich ist alles vorbei, alles in deinem Leben wird anders, und du weisst, dass es nie mehr wird wie vorher.» So stünden viele Fragen im Raum, die er nicht beantworten könne: «Werde ich das Eishockey vermissen? Wie wird mein Körper reagieren? Tauchen plötzlich irgendwelche Verletzungen auf? Wie lange dauert es, bis ich mich an das neue Leben gewöhnt habe?» Er geht davon aus, dass irgendwann ein grösseres mentales Loch kommen wird. «Mein Glück ist es, dass ich eine Familie habe, die zu mir steht. Und eine berufliche Perspektive. Ich hoffe deshalb, dass es nicht allzu lange dauert, bis ich das neue Leben im Griff habe.»

 Mit Eishockey wird er fürs Erste nichts mehr zu tun haben, sagt Plüss und klingt wie jemand, der über seine Ex-Freundin spricht. «Ich brauche diesen Schnitt und den Abstand. Aber es ist möglich, dass ich irgendwann in irgendeiner Form wieder zum Eishockey finde.» Sicher wird er sich nächste Saison das eine oder andere Spiel im St. Leonhard anschauen. «Dann werde ich schnell herausfinden, ob mir das guttut oder ob ich noch Zeit brauche.»

Bei allen Sorgen gibt es auch Dinge, auf die er sich freut. «Ich habe ja in den letzten Jahren auf vieles verzichtet. Ich werde jetzt an den Wochenenden freihaben, kann einfach mal Ski fahren gehen, wenn ich Lust habe. Oder ein Fondue essen und ein Glas Wein trinken, ohne dass ich immer überlegen muss, wann ich den nächsten Match habe und ob mir das aufliegen könnte.»

 Bild ce/ae/vm/cr/a

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